In wenigen Wochen geht sie wieder los, die Pollensaison. Für mich ist das Erwachen der Frühblüher, wie Hasel, Erle und Birke, ein eindeutiges Zeichen, dass das lang ersehnte Frühjahr nicht mehr weit ist.

Für viele Millionen Menschen hierzulande ist sie hingegen der Startpunkt für lästige allergische Symptome, oft begleitet von monatelanger Antihistaminika-Einnahme.

In keinem Segment des Arzneimittelmarktes gab es in den vergangenen Jahren eine solche Umsatzsteigerung, wie für diese überwiegend frei verkäuflichen Medikamente.


Bis zu 53 % Wachstum pro Jahr, da freuen sich die Hersteller.


Antihistaminika funktionieren erfreulicherweise zuverlässig und schnell, indem sie die Wirkung von Histamin an den so genannten Histamin-Rezeptoren, die auf fast allen Körperzellen sitzen, blockieren. Bislang sind vier verschiedene Rezeptoren bekannt. Es werden allerdings noch mehr vermutet. Am besten erforscht ist der H1-Rezeptor, der an den Zellen der Haut, der Nase, des Darmes, der Lunge, des zentralen Nervensystems und der Nebenniere sitzt.

Möchten wir die unerwünschten Wirkungen von einem Zuviel an Histamin in der Nase, z. B. bei einem allergischen Schnupfen, mindern, blockieren wir mit einem Antihistaminikum vom Typ H1-Blocker (z.B. Cetirizin) die Histamin-Rezeptoren in der Nase. Histamin kann seine Wirkungen, die sich als verstopfte, fließende Nase äußern können, dann nicht mehr entfalten. Allerdings werden auch andere H1-Rezeptoren durch dieses Medikament blockiert, was sich dann als Nebenwirkungen (siehe Beipackzettel) zeigen kann. Wichtig zu wissen ist, dass der hohe Histaminspiegel durch ein Antihistaminikum nicht gesenkt wirkt! Es werden lediglich seine Wirkungen reduziert. Antihistaminika wirken in dieser Hinsicht wie ein Schmerzmittel.

Rate ich deswegen von der kurzfristigen Einnahme von Antihistaminika ab? Nein! Im Ernstfall können sie nämlich auch Leben retten. Aber die kurzfristige Einnahme kann nicht in eine jahrelange Therapie übergehen. Dies ist allerdings sehr oft der Fall.

Ein dauerhafter Histamin-Überschuss ist immer ein Ausdruck einer tiefgreifenden Regulationsstörung. Entweder funktioniert der regelrechte enzymatische Abbau nicht mehr, und/oder die körpereigene Histaminproduktion ist chronisch hochgefahren. Statt Histamin an den Zellen zu blocken, wäre es doch sinnvoller, den Histaminspiegel wieder in die Balance zu bringen. Und hier hilft uns ein echtes Antihistaminikum, das wir täglich mit der Nahrung zu uns nehmen sollten: Die essenzielle Aminosäure Methionin.

Sie erinnern sich: Unser Körper hat zwei Enzyme, um Histamin abzubauen. Zum einen die Histamin-N-Methyl-Transferase (HNMT), die sich ausschließlich um den Abbau von Histamin kümmern. Insbesondere um das intrazelluläre, selbst hergestellte Histamin. Zum anderen die Diaminoxidase (DAO), die sich um den Abbau aller biogener Amine, auch Histamin, aber auch um Putrescin und Spermidin, kümmert.

So wie Kupfer das allerwichtigste Bauelement für die DAO ist, so ist die Aminosäure Methionin der unverzichtbare Baustein für, die HNMT. Ein Methioninmangel führt daher unweigerlich auch zu Histaminstörungen.

Ich messe seit 20 Jahren Methionin im Blut meiner Patienten und kann sagen, dass dieser Mangel - neben einem Tryptophanmangel – zu den häufigsten Aminosäuredefiziten zählen.

Ein Methioninmangel behebt man mit Messer und Gabel, konkret mit Eiern, Fleisch und Fisch sowie Paranüssen, am besten täglich. Alternativ mit Eiweißshakes. Gerade jetzt in der Allergie-Vorsaison sollten sich Allergiker um einen perfekten Methioninspiegel kümmern. Perfekt heißt im oberen Normdrittel.


Quellen:
https://www.apotheke-adhoc.de/nachrichten/detail/apothekenpraxis/antiallergika-markt-waechst-dank-otc-switches-mometason-levocetirizin-desloratadin/

Li J, Sun C, Cai W, Li J, Rosen BP, Chen J. Insights into S-adenosyl-l-methionine (SAM)-dependent methyltransferase related diseases and genetic polymorphisms. Mutat Res Rev Mutat Res. 2021 Jul-Dec;788:108396. doi: 10.1016/j.mrrev.2021.108396. Epub 2021 Oct 7. PMID: 34893161; PMCID: PMC8847900.

Über die Autorin:


"Kyra Kauffmann, Jahrgang 1971, Mutter zweier kleiner Söhne, Volkswirtin, seit 20 Jahren niedergelassene Heilpraktikerin, Buchautorin, Dozentin, Journalistin und seit 3 Jahren begeisterte Medizinstudentin.

Zur Medizin kam ich durch meine eigene schwere Erkrankung mit Anfang 30, bei der mir seinerzeit kein Arzt wirklich helfen konnte. („Ihre Werte sind alle super – es ist alles rein psychisch!“). Hilfe bekam ich von Heilpraktikern, die zunächst einmal eine wirklich gründliche Labordiagnostik durchgeführt haben, ganz nach dem Vorbild von Dr. Ulrich Strunz. Es war eine neue Welt, die sich mir eröffnete und die Erkenntnisse, haben mich sofort fasziniert (ohnehin bin ich ein Zahlen-Daten-Fakten-Fan und habe nicht umsonst das Studium der VWL gewählt). Die Begeisterung war so groß, dass ich meinen alten Beruf an den Nagel hängte und Heilpraktikerin wurde. Meine Praxis führe ich seit 20 Jahren mit großer Begeisterung und bin – natürlich - auf Labordiagnostik spezialisiert und kann so oft vielen Symptomen auf den Grund gehen. In 2 Jahren hoffentlich dann auch als Ärztin.