Warum der KOPFARBEITER am Nachmittag müde wird? Obwohl er doch körperlich nichts getan hat? Obwohl er doch den ganzen Tag gesessen ist? Ganz einfach.

Weil er ständig Muskeln anspannt, sich verspannt, weil der Muskel ständig nur ein bisschen, vielleicht zu 50 Prozent anspannt. Das ist nicht viel, aber sperrt die Muskeln bereits von der Blutzufuhr ab. Drückt die Adern zu. Der Muskel bekommt keinen Sauerstoff, er wird sauer. Produziert Milchsäure. Die geht ins Blut und ist der stärkste Müdemacher, den der Mensch kennt.

Darum ist der Kopfarbeiter nachmittags um zwei am Schreibtisch müde. Er produziert seine Müdigkeit, produziert Milchsäure, völlig überflüssigerweise.


Warum er das tut? Ein Reflex aus der Steinzeit. Unter Druck, im Stress, unter Spannung verkrampfen wir unsere Muskulatur. Insbesondere die Schultermuskulatur. Wir ziehen immer ganz leicht die Schultern hoch. Ein Schutzreflex.


Früher war der Berglöwe das, was heute das Telefon ist. Unser Stressor. Der Berglöwe sprang den Neandertaler an und versuchte immer, die Halsschlagader zu erreichen, sie aufzureißen. Seine Beute ausbluten zu lassen. Geschützt hat sich der Neandertaler instinktiv, indem er seine Schultern hochzog, indem er mit den Schulterknochen versuchte, seine Halsschlagader zu schützen. Ein uralter Reflex.

Beim Autofahren wunderbar zu studieren. Alle paar Sekunden verkrampfen wir unsere Oberarme, unsere Schultermuskeln, unsere Nackenmuskeln bei jeder Stresssituation auf der Autobahn, ja schon beim Gedanken an eine Stresssituation, schon beim Gedanken an den Lastwagen, der vielleicht ausscheren könnte. Und so produzieren wir Milchsäure.


Deshalb können wir nicht am Stück von hier nach Sizilien durchfahren, ohne müde zu werden. Obwohl doch Autofahren eigentlich eine völlig entspannte Sache sein könnte. Lenkkräfte gibt es kaum noch bei der heutigen Servolenkung, Pedale bedienen -ich bitte Sie. Deshalb lassen Sie künftig sooft wie möglich die Schultern fallen und ... atmen Sie auuus ....


Denn eine weitere negative Stressreaktion ist das schnelle Einatmen. Immer wenn Sie sich erschrecken oder unter Druck geraten, atmen Sie ein. Wenn Sie den ganzen Tag immer ein bisschen mehr ein- als ausatmen, dann steigt Ihr pH-Wert im Blut, und Ihr Kalziumspiegel sinkt. Dadurch wird Ihr Nervenkostüm angegriffen, und Sie sind nervös und leicht reizbar.

Als Lösung schlage ich Ihnen vor, den alten Schutzreflex in einen neuen – den Entspannungsreflex – umzuprogrammieren. Schreiben Sie groß und deutlich auf Karteikarten den Satz „Auuuuusatmen und Schultern fallen lassen“. Kleben Sie Karten an die Orte, die mit häufigen Stressgefühlen verbunden sind, z. B. Auto, Telefon etc. Wenn dort demnächst wieder das Gefühl von Stress, Druck oder Ärger aufkommt, dann lesen Sie einfach die Karte, pusten Sie ausatmend den Berglöwen weg und lassen Sie entspannt die Schultern fallen. Nach einigen Wochen Übung haben Sie Ihren Schutzreflex in einen Entspannungsreflex umprogrammiert. Ihr Körper entspannt sich, der Kalziumspiegel steigt wieder, und Sie bleiben ruhig und locker.

Stress kann man einfach wegatmen!

Sind Sie sich der Bedeutung des letzten Satzes bewusst? Für mich seiner Zeit eine ungeheuerliche Entdeckung. Denn unter Stress … habe auch ich gelitten. Ich meine wirklich gelitten.

Nur wusste man damals noch nicht, wie stark, wie sehr Stress und Immunsystem verbunden war. Dauerstress vernichtet Ihr Immunsystem.

Und nur wusste man damals noch nicht, dass Krankheiten wie Krebs und Depression ganz entscheidend vom menschlichen Immunsystem abhängen (Übrigens: weiß man das heute? Fragen Sie mal Ihren Hausarzt).

Dieser Schutzreflex … „Auuuuusatmen und Schultern fallen lassen“ nannte ich damals das Handgepäck. Also etwas Kleines, Praktisches, was Sie ständig auf Reisen mit sich herumtragen können. Heißt übersetzt: Im Alltag, am Schreibtisch jederzeit sofort anwenden können.

In meiner Praxis lebe ich von diesem Reflex. Praktisch und beinahe minütlich.

Übrigens: Das große Gepäck, der dicke Koffer, das war … „iamon“. Sie wissen Bescheid. Hoffentlich.