gibt jährlich einen Gesundheitsbericht heraus. Im letzten von 2010/11 findet sich die hocherfreuliche Nachricht, dass die Lebenserwartung der Berliner Bevölkerung gestiegen sei. Bei Frauen auf 82, bei Männern auf 77 Jahre.

Und selbstverständlich wird die Abhängigkeit der Lebenserwartung von den sozialen Verhältnissen herausgestrichen. In Berlin nun einmal ganz besonders drastisch erkennbar. So würden Menschen in sogenannten Problembezirken überdurchschnittlich häufig an

lebensstilabhängigen

Krankheiten sterben. Genannt werden hier Diabetes Typ II, Fettleibigkeit und psychische Krankheiten.

Sehen Sie, das hat mich vom Stuhl gerissen. Das war ja bisher alles nichts Neues, aber dass in Berlin jetzt ganz offiziell bestätigt wird, dass psychische Krankheiten vom Lebensstil abhängen ... das möchte ich festhalten. Ganz dick unterstreichen.

Glaubt der betroffene Patient nämlich nicht. Die meisten von Ihnen (38 Prozent der Bevölkerung erleidet jährlich eine psychische Erkrankung) die meisten von Ihnen halten diese eingreifende Störung eher für etwas, was vom Himmel herabflattert. So wie man das schon vor 2500 Jahren geglaubt hat.

Lebensstilabhängig heißt ganz praktisch aber auch, dass Tabletten hier fehl am Platze sind. Höchstens angezeigt sind für ganz kurze Zeit. Dass der Neurologe, der Psychiater, der Psychotherapeut sich tatsächlich um den Lebensstil seines Patienten zu kümmern hat. Ihn also zum Laufen, zum richtigen Essen, zur Gewichtsabnahme zu bewegen hat.

Wäre eine Revolution. Ich vermute, auf diesen Punkt angesprochen, würden die Verfasser des Berliner Gesundheitsberichtes diesen Zusammenhang lieber wieder zurückziehen. Ihn abstreiten.