Gelesen? Der neueste Bericht von Peter Greif? Dem berühmten Marathontrainer? Der sich einmal nicht nur nach dem Gefühl - wie das Sportmediziner üblicherweise tun - sondern wissenschaftlich präzise mit der Frage auseinander gesetzt hat, ob der Mensch ein Vorfuß- oder Fersenläufer sei.

Wie man das heraus bekommt? Nun, da gibt's eine Diplomarbeit über den Marathon Wien. Da haben Studenten die gesamte Läuferschar "betrachtet". Publiziert wurde, dass 60% der Teilnehmer, alles unbescholtene Bürger, niemals mit der Ferse aufsetzen. Spontan nicht. Seltsam.

Greif glaubt an Training. Verstehe ich. Er hat also seine Augen trainiert, wie er das ausdrückt, den gesamten Bewegungsablauf eines Laufschrittes zu analysieren. Und meint wörtlich:

"Bei Studien, die ich in einem unserer Trainingslager machte, meinte ich zu erkennen, dass niemand von den Teilnehmern mit der Ferse aufsetzte".

Widerspricht so allem, was wir hören und gelernt haben. Und Greif hätte auch beim letzten Hannover-Halbmarathon das ganze Feld an sich vorbeiziehen lassen und nur auf die Füße geschaut. Wörtlich:

"Ich konnte bei niemanden, auch bei den ganz Langsamen, einen Fersenaufsatz sehen".

Ein 2:24h Marathon-Läufer lässt hier nicht locker. Solche Individuen sind trainiert zäh. Greif besorgte sich mit viel Mühe eine High-Speed-Kamera. Also nicht normale Zeitlupenkamera, sondern High-Speed. Vom Besten. Und hat damit Laufaufnahmen gemacht. Und kann ganz genau sehen, dass es

"bei fast allen Läufern bei langsameren Geschwindigkeiten zu einem leichten Fersenaufsatz und bei der schnellen Geschwindigkeit zu einem Mittelfußaufsatz kam".

Das wird in seinem Artikel noch präzisiert. Das Ganze ist also abhängig von der Laufgeschwindigkeit. Leuchtet ja ein.

Dahinter steckt für mich eine geistige Haltung. Hatte ich Ihnen ja einmal beschrieben: Wer sich nichts zutraut, wer langsam, ängstlich mit sich umgeht, vorsichtig losläuft, der drückt das auch in der Körperhaltung aus. Der möchte eher stoppen. Abwehren. Wird tatsächlich mit der Ferse aufkommen. Kann sich dies erlauben, weil er ja Schuhe trägt. Barfuß wäre das nicht möglich.

Im Endeffekt studieren wir immer den Schuhaufsatz. Und nicht den Fußaufsatz. Hat uns so schön ja schon Professor Liebermann im Fernsehen bewiesen. Sie erinnern sich, der Herr, der täglich ins Institut joggt. Barfuß. Auf dem Vorfuß.

Angucken! www.greif.de