Die Hashimoto Thyreoiditis – oder auch Autoimmunthyreoiditis – ist eine Sammelbezeichnung für verschiedene Formen einer chronischen Entzündung der Schilddrüse. Sie wurde im Jahr 1912 von dem japanischen Arzt Hakaru Hashimoto, der seinerzeit in Deutschland und England forschte, erstmals in einem deutschen medizinischen Fachjournal beschrieben.

Auch wenn der Name es anders vermuten lässt. Es ist keine Erkrankung, die besonders häufig in Japan auftritt, sie tritt dort insgesamt eher seltener auf. Die Erkrankung tritt weltweit auf. In Deutschland geht man von ca. 10 Prozent Betroffenen aus, wobei Frauen häufiger erkranken als Männer.

Oftmals wird die Diagnose „Hashimoto Thyreoiditis“ gar nicht wirklich gestellt, sondern es wird dem Patienten nur mitgeteilt: „Sie haben eine Schilddrüsenunterfunktion. Ab jetzt müssen Sie täglich Schilddrüsenhormone nehmen.“.

Immerhin nehmen 30 % der deutschen Frauen morgens vor dem Frühstück Schilddrüsenhormone zu sich. L-Thyroxin ist eines der bestverkauften Medikamente, nicht nur in Deutschland, sondern weltweit. Schilddrüsenerkrankungen sind Volkskrankheiten mit einem großen Potential für Folgeerkrankungen, die aber anscheinend niemanden weiter aufregen.

Wenn die Gründe „nur“ in einem Jod- oder Tyrosinmangel liegen, ist schnell Abhilfe geschaffen. Allerdings werden diese Ursachen– ich wage zu behaupten – zu 99 % gar nicht erst untersucht und dann systematisch therapiert. Stattdessen wird L-Thyroxin verschrieben und das seit 1926, als Henning das weltweit erste Schilddrüsenhormon auf den Markt brachte.

Über Jodmangel habe ich schon sehr viel geschrieben und geredet. ("Jod" Buch) Ich verschone sie an dieser Stelle, da ich hoffe, dass Sie, liebe Leserin, lieber Leser, auf Ihre Jodzufuhr pingelig genau achten. Sie wissen, ja, dass Jod nicht nur für die Schilddrüse essenziell ist. Heute möchte ich eher über die Hashimoto Thyreoiditis sprechen.

Wenn Sie Ihren Endokrinologen fragen, woher diese Erkrankung kommt, werden Sie hören: „Das wissen wir nicht, es ist autoimmun. Die Ursachen sind unbekannt. Hashimoto Thyreoiditis gilt als nicht heilbar. Damit müssen Sie jetzt leben.“ Auch ich habe das zuletzt im Rahmen meines Medizinstudiums von meinem Professor so gehört.

Natürlich hat eine Hashimoto Thyreoiditis ihre ganz spezifischen Ursachen, wie jede andere Erkrankung auch.

Nach über 20 Jahren Diagnostik und Behandlung dieser Erkrankung kann ich sagen, dass sich ein kombinierter Mangel an


  • Jod
  • Selen
  • Vitamin D

als häufigste gemeinsame Ursache in meiner kleinen Patientenkohorte herausgestellt hat.

Wie lässt sich das erklären?

Vitamin D ist ein wichtiger Cofaktor für das Bindungsvermögen der Schilddrüse für ihren Hauptbaustoff, das Jodid. Dazu gab es schon in den 1930er Jahren interessante Forschungen. Ohne Vitamin D bleibt Jod nicht gerne für längere Zeit in der Schilddrüse und verlässt die Zellen schnell wieder. Da Jod bei den meisten sowieso immer noch mangelhaft in der täglichen Nahrung vertreten ist, führt ein Vitamin D-Mangel zu einer Verstärkung des Jodmangels.

Selen spielt an mehreren Stellen in der Schilddrüse eine Rolle. Zum einen als Bestandteil der selenabhängigen Glutathion-Peroxidase. Diese „entgiftet“ die freien Sauerstoffradikale, die immer entstehen, wenn aus Jodid, L-Tyrosin und Wasserstoffperoxid zusammenkommen, um L-Thyroxin zu bilden. Ein Mangel an Selen führt zu erhöhtem oxidativem Stress und zur direkten Schädigung des beteiligten Enzyms, der Thyreoperoxidase (TPO). Das Immunsystem reagiert und baut Antikörper auf gegen das Enzym. Dies ist leicht im Blut von Erkrankten zu messen.

Oftmals gelingt es, durch adäquate Jod-, Vitamin D- und Selengabe, die Erkrankung dauerhaft zu stoppen, vor allem in den frühen Stadien von Hashimoto.

Leider gilt in vielen Praxen immer noch das längst widerlegte Credo „Bei Hashimoto ist Jodvermeidung oberstes Gebot.“ Hier macht sich in den letzten Jahren nur sehr langsam ein Umdenken breit.

Ohne Jod, Selen und Vitamin D ist meines Erachtens eine Remission nicht zu erreichen.

Warum es in einigen Fällen trotz guter Selenspiegel nicht gelingt, darüber schreibe ich beim nächsten Mal.


Quellen:
Mikulska AA, Karaźniewicz-Łada M, Filipowicz D, Ruchała M, Główka FK. Metabolic Characteristics of Hashimoto's Thyroiditis Patients and the Role of Microelements and Diet in the Disease Management-An Overview. Int J Mol Sci. 2022 Jun 13;23(12):6580. doi: 10.3390/ijms23126580. PMID: 35743024; PMCID: PMC9223845.

Sun Q, Mehl S, Renko K, Seemann P, Görlich CL, Hackler J, Minich WB, Kahaly GJ, Schomburg L. Natural Autoimmunity to Selenoprotein P Impairs Selenium Transport in Hashimoto's Thyroiditis. Int J Mol Sci. 2021 Dec 3;22(23):13088. doi: 10.3390/ijms222313088. PMID: 34884891; PMCID: PMC8658221.


Über die Autorin:


"Kyra Kauffmann, Jahrgang 1971, Mutter zweier kleiner Söhne, Volkswirtin, seit 20 Jahren niedergelassene Heilpraktikerin, Buchautorin, Dozentin, Journalistin und seit 3 Jahren begeisterte Medizinstudentin.

Zur Medizin kam ich durch meine eigene schwere Erkrankung mit Anfang 30, bei der mir seinerzeit kein Arzt wirklich helfen konnte. („Ihre Werte sind alle super – es ist alles rein psychisch!“). Hilfe bekam ich von Heilpraktikern, die zunächst einmal eine wirklich gründliche Labordiagnostik durchgeführt haben, ganz nach dem Vorbild von Dr. Ulrich Strunz. Es war eine neue Welt, die sich mir eröffnete und die Erkenntnisse, haben mich sofort fasziniert (ohnehin bin ich ein Zahlen-Daten-Fakten-Fan und habe nicht umsonst das Studium der VWL gewählt). Die Begeisterung war so groß, dass ich meinen alten Beruf an den Nagel hängte und Heilpraktikerin wurde. Meine Praxis führe ich seit 20 Jahren mit großer Begeisterung und bin – natürlich - auf Labordiagnostik spezialisiert und kann so oft vielen Symptomen auf den Grund gehen. In 2 Jahren hoffentlich dann auch als Ärztin.