Durch den Artikel von Bodo Kuklinski in der Zeitschrift OM aus dem Jahr 2018 bin ich auf den Zusammenhang gestoßen, dass eine genetische Einschränkung bei dem Enzym SOD2 dazu führen kann, dass Ihr Körper durch eine zu hohe sportliche Beanspruchung Schaden nehmen kann. Schauen wir uns dieses Enzym einmal genau an.

Das Enzym SOD2 arbeitet im Mitochondrium, d. h. in den Kraftwerken unserer Zellen. Wenn Sie sich sportlich oder durch körperliche Arbeit belasten, dann steigt die Produktion von sogenannten Sauerstoffradikalen um den Faktor 15 an. Das bedeutet konkret: Im Leerlauf auf dem Bürostuhl entstehen kaum Sauerstoffradikale. Wenn Sie jedoch die Muskulatur fordern, vor allem im Hochleistungsbereich, dann entstehen ca. 15-mal mehr Sauerstoffradikale. Diese Sauerstoffradikale müssen sofort innerhalb der Zelle und hier innerhalb des Kraftwerks, dem Mitochondrium, entschärft werden. Genau dafür hat der Körper die Enzyme SOD1 (innerhalb der Zelle, außerhalb des Mitochondriums) und SOD2.

Leider ist es so, dass nach Kuklinski über die Hälfte der Deutschen eine Einschränkung der SOD2 haben, ein sogenanntes „Snip“ (SNP), so dass dieses Enzym ca. 30 Prozent langsamer arbeitet. Das macht sich, wie Sie schon ahnen, im Ruhezustand nicht bemerkbar. Doch wenn das gleiche Enzym plötzlich 15-mal schneller arbeiten muss, dann treten die Probleme auf. Zu welchen Problemen kommt es konkret? Nun, es treten vermehrt ungewollte Oxidationen auf, wie z. B. der DNA oder von Fetten, wie LDL. In vielen Laboren kann man auch den Wert für oxLDL (oxidiertes LDL) messen lassen, der auch (im Gegensatz zu LDL) einen guten Vorhersagewert für Gefäßerkrankungen darstellt.

Was man auch anmerken muss: Die SOD2 benötigt das Spurenelement Mangan als sogenannten Co-Faktor. Ist dieser Blutwert zu niedrig, arbeitet die SOD2 nur eingeschränkt. Im Gegensatz zur SOD1, die von Kupfer und Zink abhängig ist und Sauerstoffradikale außerhalb des Mitochondriums entschärft.

Es kommt, wie immer im Menschen, noch ein weiterer Faktor hinzu und in diesem Fall ein weiteres Enzym, welches ich in der nächsten News beschreiben werde: Das Enzym GPX1. Wenn ich schreibe, dass die SOD-Enzyme Sauerstoffradikale entschärfen, dann stimmt das. Doch das entschärfte Produkt ist Wasserstoffperoxid, welches immer noch ein Radial ist, wenn auch weniger gefährlich. Das entstehende Wasserstoffperoxid wird in der weiteren Kette mittels der GPX1 zu Wasser endgültig entschärft. Und Sie ahnen es: Es kommt auf die Kette der Enzyme an.

Am Ende des Artikels warnt Bodo Kuklinski all diejenigen davor, die mit Einschränkungen in diesen Enzymen Leistungssport betreiben. Die Betonung liegt auf Leistungssport, denn von einer gesunden und angemessenen Bewegung rät Kuklinski selbstverständlich nicht ab. Es zeigt sich auch in der Studie von Ahmetov, dass Athleten mit langsamer Ausprägung dieses Enzyms deutlich seltener in den Sportarten zu finden sind, die einen hohen Anspruch an die Muskeln haben im Gegensatz zu Sportarten, die nicht so fordernd sind. Dort waren ungefähr doppelt so viele Sportler bei der SOD2 eingeschränkt.

Wer wissen möchte, wie man inzwischen recht einfach seine SNPs und somit seine Einschränkungen ermitteln und auswerten kann, dem lege ich mein Buch „Hör auf Deine Gene“ in der 2. Auflage ans Herz, welches auch hier im Shop erhältlich ist.


Quellen:
SOD2 gene polymorphism and muscle damage markers in elite athletes, Il Ahmetov et al., 2014, DOI: 10.3109/10715762.2014.928410

OM & Ernährung, 2018, SH10, Sonderheft Nitrosativer Stress


Über den Autor:


“Robert Krug beschäftigt sich seit 2016 intensiv mit dem Thema Gesundheit und Ernährung im Hinblick auf die Biochemie des Menschen. Seit 2019 veröffentlicht Robert Krug Bücher zu den Themen genetisch korrekte Ernährung und zur ganzheitlichen Betrachtung des Menschen. Doch lassen wir ihn selbst einmal zu Wort kommen, wie er seinen Weg zur Biochemie gefunden hat:

"Ich liebe es, Probleme zu lösen. Das wird mit ein Grund dafür gewesen sein, dass ich 1994 Wirtschaftsinformatik studiert und warum ich leidenschaftlich gern Software programmiert habe. Mein Weg zur ganzheitlichen Medizin erfolgte aus der Not heraus, da ich in 2016 selbst erkrankte und von der Schulmedizin leider keine Hilfe bekam. So fing ich an, mich Stück für Stück mit meinen Problemen zu beschäftigen und zu lesen, um den Problemen auf den Grund zu gehen. Also das gleiche Vorgehen wie bei der Arbeit. Das war sozusagen der Start für mein inzwischen leidenschaftliches Interesse an der Biochemie und somit der Start meiner Reise." ”