Equol im Darm - oder ein möglicher Grund warum Asiatinnen weniger Wechseljahresbeschwerden haben als Europäerinnen
Wenn es um die Themen Ernährung und Darmflora geht, taucht ein Begriff in den letzten Jahren immer wieder auf: Equol.
Doch was genau ist Equol? Wie entsteht es im Darm und warum ist es für Frauen besonders wichtig? Equol gehört zur Gruppe der Phytoöstrogene, also Pflanzenstoffen mit östrogenähnlicher Wirkung. Equol ist ein Stoff, der im Darm gebildet wird, wenn bestimmte Bakterien die Isoflavone aus Soja – besonders Daidzein– abbauen. Isoflavone sind sekundäre Pflanzenstoffe, die vorwiegend in Sojabohnen, Tofu, Tempeh und anderen fermentierten Sojaprodukten vorkommen.
Die Produktion von Equol hängt eng mit der Zusammensetzung der Darmflora zusammen. Einige spezialisierte Bakterien – darunter Arten aus den Gattungen Slackia, Eggerthella oder Adlercreutzia – sind in der Lage, Daidzein zu Equol umzuwandeln. Weitere Faktoren, die eine Equolbildung unterstützen, sind eine ballaststoffreiche Ernährung und fermentierte Lebensmittel, die jene Bakterien unterstützen, die für die Equol-Produktion notwendig sind. Umgekehrt können Entzündungen im Darm, der Einsatz von Antibiotika sowie Dysbiosen die Fähigkeit des Körpers, Equol zu bilden, deutlich vermindern.
Nicht jeder Mensch kann Equol bilden. Studien zeigen, dass nur etwa 20–30 % der westlichen Bevölkerung über die nötige Darmflora verfügen. In asiatischen Ländern liegt der Anteil – vermutlich durch die traditionell höhere Sojaaufnahme höher- bei ca. 60 %.
Equol wird zunehmend erforscht, weil es eine besonders starke biologische Aktivität besitzt. Seine östrogenähnliche Wirkung ist im Vergleich zu anderen Phytoöstrogenen deutlich ausgeprägter. Es kann an Östrogenrezeptoren binden – besonders stark an den β-Rezeptor (ER-β) – und wirkt dort ähnlich wie ein sehr mildes körpereigenes Östrogen. ER-β kommt besonders in Gehirn, Knochen, Haut, Gefäßwänden, Darm und Immunzellen vor.
Das erklärt viele der sanfteren, ausgleichenden Effekte von Equol, wie:
- Milderung von Hitzewallungen
- Schutz von Haut und Bindegewebe
- Unterstützung der Knochengesundheit
- Antientzündliche Eigenschaften
- Beruhigende Effekte auf das Nervensystem
Equol ist ein beeindruckendes Beispiel dafür, wie eng Ernährung, Darmflora und Gesundheit miteinander verbunden sind. Obwohl nur ein Teil der Bevölkerung Equol produziert, zeigen Forschungsergebnisse, dass diese Fähigkeit weitreichende gesundheitliche Vorteile mit sich bringen kann.
Möchten Sie nun wissen, ob Ihr Körper überhaupt Equol bilden kann? Das lässt sich heute unkompliziert über eine Stuhluntersuchung feststellen. Falls das Ergebnis negativ ausfällt: Es gibt Hinweise darauf, dass die Darmflora und somit auch die Equolbildung trainierbar sind. Durch eine regelmäßige Zufuhr von Sojaprodukten, insbesondere fermentierten Varianten wie Tempeh, Natto oder Miso, können sich equolbildende Bakterien etablieren. Auch eine darmgesunde Lebensweise, Präbiotika und eine insgesamt ballaststoffreiche Ernährung fördern die mikrobielle Vielfalt im Darm.
Quellen:
Daily JW, Ko BS, Ryuk J, Liu M, Zhang W, Park S. Equol Decreases Hot Flashes in Postmenopausal Women: A Systematic Review and Meta-Analysis of Randomized Clinical Trials. J Med Food. 2019 Feb;22(2):127-139. doi: 10.1089/jmf.2018.4265. Epub 2018 Dec 28. PMID: 30592686.
Yoshikata R, Myint KZY, Ohta H, Ishigaki Y. Effects of an equol-containing supplement on advanced glycation end products, visceral fat and climacteric symptoms in postmenopausal women: A randomized controlled trial. PLoS One. 2021 Sep 10;16(9):e0257332. doi: 10.1371/journal.pone.0257332. PMID: 34506596; PMCID: PMC8432832.
Über die Autorin:
"Kyra Kauffmann, Jahrgang 1971, Mutter zweier kleiner Söhne, Volkswirtin, seit 20 Jahren niedergelassene Heilpraktikerin, Buchautorin, Dozentin, Journalistin und seit 3 Jahren begeisterte Medizinstudentin.
Zur Medizin kam ich durch meine eigene schwere Erkrankung mit Anfang 30, bei der mir seinerzeit kein Arzt wirklich helfen konnte. („Ihre Werte sind alle super – es ist alles rein psychisch!“). Hilfe bekam ich von Heilpraktikern, die zunächst einmal eine wirklich gründliche Labordiagnostik durchgeführt haben, ganz nach dem Vorbild von Dr. Ulrich Strunz. Es war eine neue Welt, die sich mir eröffnete und die Erkenntnisse, haben mich sofort fasziniert (ohnehin bin ich ein Zahlen-Daten-Fakten-Fan und habe nicht umsonst das Studium der VWL gewählt). Die Begeisterung war so groß, dass ich meinen alten Beruf an den Nagel hängte und Heilpraktikerin wurde. Meine Praxis führe ich seit 20 Jahren mit großer Begeisterung und bin – natürlich - auf Labordiagnostik spezialisiert und kann so oft vielen Symptomen auf den Grund gehen. In 2 Jahren hoffentlich dann auch als Ärztin.
