Die Meisten von uns kennen den Blutwert HbA1c, auch „Langzeitzucker“ genannt. Dieser Wert ist insbesondere für Diabetiker Typ-2 sehr wichtig, da man als Arzt versucht, diesen Wert so niedrig wie nur möglich zu halten.

Was genau misst dieser Wert? Dazu ein ganz klein wenig Biochemie.


  1. Es gibt drei verschiedene Zuckerarten, die wir primär zu uns nehmen: Glukose, Fruktose und Galaktose. Glukose ist Stärke. Haushaltszucker besteht zu je 50 Prozent aus Glukose und Fruktose. Milchzucker besteht zu 50 Prozent aus Glukose und Galaktose.
  2. Diese Zuckerarten reagieren mit den Eiweißen und Fettsäuren in unserem Körper. Das führt zu einer Folgereaktion, nämlich dass durch diese Bindung die sogenannte Maillard-Reaktion abläuft (die Reaktion ist vergleichbar mit dem Braten eines Steaks, nur langsamer). Es entsteht ein AGE (Advanced glycation end product).
  3. Durch Fruktose und Galaktose entstehen 10-mal mehr AGEs im Körper im Vergleich zu Glukose.

Wann kommt es zu diesen Reaktionen? Genau dann, wenn wir Lebensmittel zu uns nehmen, die Glukose, Fruktose oder Galaktose enthalten, konkret: Brot, Früchte oder Milchprodukte.

In den letzten Monaten wurde in der Low Carb-Gemeinschaft viel über den angeblich gesunden Verzehr von Früchten und Honig diskutiert. Man würde den HbA1c-Wert damit nicht beeinflussen bzw. der Wert würde sich nicht verändern.

Doch schauen wir uns einmal genau an, was dieser Wert überhaupt misst! Denn wenn man sich die Beschreibung dieser Untersuchungsmethoden anschaut, so stellt man fest, dass dort nur die Bindung von Glukose an die Aminosäuren des Hämoglobins festgestellt wird.

Oder anders gesagt: Ein HbA1c-Wert zeigt Ihnen den Schaden, den Fruktose und Galaktose verursachen, nicht an. Sie können diesen Schaden mit diesem Test nicht feststellen. Und daher verwundert es auch nicht, dass sich der Wert trotz höherem Verzehr von Früchten nicht verändert. Das ist die Crux mit Tests...sie sind bisweilen sehr spezifisch.

Doch jetzt fragen Sie sich bestimmt, warum höhere Werte an AGEs gefährlich sind?

Weil dadurch Ihr Enzym oder Ihre Zellwand beschädigt ist und der Körper darauf reagieren muss. Zudem korreliert die Höhe an AGEs im Blut mit vielen Erkrankungen wie Koronare Herzerkrankung, Diabetes oder Gedächtnisverlust im Alter.

Zum Abschluss noch ein Bild, welches die fortschreitende Verfärbung z.B. vom Rippenknorpel darstellt:



Je schlechter Ihr Blutzuckerspiegel liegt, und da wären wir wieder bei HbA1c, desto schneller geht diese Verfärbung vonstatten. Hier sieht man bildlich den Schaden, den die Maillard-Reaktionen verursachen. Und in einem Atemzug muss man auch sagen: Je mehr Fruktose (Zucker) Sie verzehren, desto schneller geht das Ganze vonstatten.

Mit einer ausgewogenen Ernährung auf Basis von Low Carb bremsen Sie hingegen diesen Verfall aus, da durch die geringere Aufnahme von Glukose und insbesondere von Fruktose weniger „Bräunung von innen“ erfolgt.

Quellen:

Direct enzymatic assay for %HbA1c in human whole blood samples, Limin Liu et al., 2008, DOI: 10.1016/j.clinbiochem.2008.01.013

Immunological detection of fructose-derived advanced glycation end-products, Masayoshi Takeuchi et al., 2010, DOI: 10.1038/labinvest.2010.62

Advanced Glycation End Products and Risks for Chronic Diseases: Intervening Through Lifestyle Modification, Chandan Prasad et al., 2017, DOI: 10.1177/1559827617708991



Über den Autor:


“Robert Krug beschäftigt sich seit 2016 intensiv mit dem Thema Gesundheit und Ernährung im Hinblick auf die Biochemie des Menschen. Seit 2019 veröffentlicht Robert Krug Bücher zu den Themen genetisch korrekte Ernährung und zur ganzheitlichen Betrachtung des Menschen. Doch lassen wir ihn selbst einmal zu Wort kommen, wie er seinen Weg zur Biochemie gefunden hat:

"Ich liebe es, Probleme zu lösen. Das wird mit ein Grund dafür gewesen sein, dass ich 1994 Wirtschaftsinformatik studiert und warum ich leidenschaftlich gern Software programmiert habe. Mein Weg zur ganzheitlichen Medizin erfolgte aus der Not heraus, da ich in 2016 selbst erkrankte und von der Schulmedizin leider keine Hilfe bekam. So fing ich an, mich Stück für Stück mit meinen Problemen zu beschäftigen und zu lesen, um den Problemen auf den Grund zu gehen. Also das gleiche Vorgehen wie bei der Arbeit. Das war sozusagen der Start für mein inzwischen leidenschaftliches Interesse an der Biochemie und somit der Start meiner Reise." ”