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Gast-News Nr. 25
Die schönste Sprache der Welt war für mich bislang russisch, von einer Frau gesprochen. Butterweich klingend in meinen Ohren, denn die Russen nutzen anstelle von „Mmh“ oder „Well“ oder „Aloha“ ein kurzes „Nu“ bzw. „Nuh“. Das klingt lieb, zart…bis dann der russische Mann anfängt durch den Wald zu schreien. Ich habe mich immer gefragt, wieso benutzen die denn „nu“?
Die schönste Sprache der Welt, für mich, ist jetzt: das Gotische.
Ach, da kommt’s her. Ist Wortschatz der Strunz-Familie. Nununu,…kennen Sie das? Jedenfalls:
Eine Kostprobe, gerne. Gotisch scheint eine Sprache mit direktem Bezug zur Wirklichkeit zu sein. Ist für einen Nicht-Linguisten wie mich einfach neu.
Beginnt das gotische Wort mit einem me- , sind das Begriffe für Dinge, die vor einem liegen, weit weg sind, entfernt…wie Worte für:
Beginnt das gotische Wort mit mi- wird es zart, weich, lieb, vom Kopfe hochsteigend, im Zentrum aller Dinge seiend…Worte für:
Zwischendrin lustiges, wie krusts, das Knirschen. Oder gras, für das Gras. Meins, für mein. Baúr, der Geborene. Raka, der Taugenichts. Runs, der Lauf. Weihnan, heilig werden.
Fühlt sich das nicht an wie ein bisschen Heimat? Logik, die man nicht erklären muss. Worte, deren Wahrheitsgehalt man riechen kann. Vielleicht finden Sie ja im Gotischen Ihr Mantra.
Die wichtigsten Dinge haben wir wortwörtlich aus dieser ausgestorbenen Sprache übernommen.
Man kommt aus dem Grinsen nicht raus. Vielleicht mache ich mir weinnas zu meinem Mantra. Das ich schweigend hunderte Male wiederhole. Mir es auch bildlich vorstelle. Auf eine Tafel schreibend. Bis die Bedeutung des Wortes verblasst und in den Strudel fließt. Und es sich wie von selbst wiederholt.
Ob man als grinsender Gote in Trance fallen kann? Ich werd‘s mal ausprobieren.