Wenn Sportmediziner sich wissenschaftlich äußern… Wirkt das auf mich immer wie ein Comic. Bringt mich zu glucksendem Lachen. Sie bräuchten nur einmal eine wissenschaftliche, sportmedizinische Zeitschrift abonnieren und regelmäßig lesen. Solch ein Vergnügen…!

Ein abgeschwächtes Beispiel finden Sie in einer ganz seriösen Zeitschrift wie der MMW 2015, 21/157. Da geht es um den Bluthochdruck. Und um die epochemachende, sensationelle Entdeckung, dass

Ausdauer - Bewegung Bluthochdruck heilt.

Ganz neu. Ganz frisch aus der Presse. Da staunen Sie, wie? Man könnte die ganze Arbeit mit zwei Worten zusammenfassen, nämlich

    Laufen Sie!

Aber das wäre ja keine Wissenschaft. Da müsste man ja nicht Professor sein. Also beginnt man bedeutungsschwanger und -schwer mit dem Satz:

     „Die arterielle Hypertonie ist eine chronische Erkrankung mit

    der weltweit höchsten Prävalenz und Inzidenz und damit zu

    einem globalen Gesundheitsproblem avanciert.“

Avanciert. Aha. Aber weiter, bitte nicht lächeln:

    „Menschen mit arterieller Hypertonie müssen nicht nur in der

    Lage sein, komplexe pharmakologische Therapien umzusetzen,

    sie müssen darüber hinaus die Fähigkeit besitzen, flexibel und

    langfristig einen gesundheitsorientierten Lebensstil zu praktizieren.“

Hätten Sie das gedacht? Was so ein armer dicker Mensch mit Bluthochdruck alles können muss? Der muss

     „komplexe pharmakologische Therapien umsetzen.“

Muss also jeden Früh eine Tablette schlucken. Meine Güte! Geht denn das gleichzeitig mit dem Frühstücken zusammen? Schafft man das, ich meine so rein koordinativ?

Und dann müssen sie noch die Fähigkeit besitzen (überirdisch!) einen gesundheitsorientierten Lebensstil zu praktizieren. Heißt in unserer bayerischen Sprache „abnehmen und laufen“. Aber das klänge ja nicht so gut.

Und wenn Sie glauben „laufen Sie“ sei genug, dann haben Sie sich geschnitten. Das klingt hier ganz anders:

    „Wichtige Kriterien für die Gestaltung der Bewegungstherapie sind Motivation, motorische und koordinative Kompetenzen und Vorerfahrungen, das sozio- /ökonomische Umfeld und nicht zuletzt die infrastrukturellen Gegebenheiten“.

Wissen Sie, was infrastrukturelle Gegebenheiten sind? Der Wald vor dem Haus. Ich lach mich krank.

Und zusammenfassend meint der Herr Professor:

    „Optimal sind strukturierte Schulungsprogramme, die ein multimodales Konzept einer langfristigen flexiblen Lebensstilmodifikation sowie eine generelle Gesundheitskompetenz vermitteln.“

Generelle Gesundheitskompetenz. Heißt übersetzt: Bleib schlank und fit. Tja.

Zwei Anmerkungen dazu:

  1. Nehmen wir diese Sprache als gegeben. Einem Professor bleibt nichts anders übrig. Der muss, um unter Seinesgleichen (wer ist denn das?) zu bestehen, so sprechen. Der muss sich so ausdrücken. Auch wenn er vielleicht privat ein ganz patenter Kerl ist und selbst darüber lächelt.
  2. Das wirklich Wichtige geht in meinem Spott ja ein bisschen unter: Langsam setzt sich die Frohmedizin durch. Ganz, ganz langsam. Sie gibt es ja auch erst 25 Jahre. Erdgeschichtlich eine winzige Zeitspanne. Langsam merken auch Professoren, dass Tabletten nicht der Weisheit letzter Schluss sind, sondern Bluthochdruck nicht nur behandelbar (so bisher), sondern sogar heilbar ist. Man kann ihn völlig fortblasen. Ein Weg wird hier beschrieben.

P.S.: Selbstverständlich bringt das Fachblatt auf der Folgeseite eine ganzseitige Anzeige über das Blutdruckmittel Zanipress 20mg, also eine Tablette. Mit den Nebenwirkungen: Anämie, reduzierte Knochenmarkfunktion, Lymphknotenschwellung, Autoimmunkrankheit, verschwommenes Sehen, Schwindel, Kopfschmerzen, Depression… usw. Aber das sind ja nur die Nebenwirkungen. Also fürs Volk gedacht. Die Firma befasst sich mit der Hauptwirkung. Die kassiert.

Quelle: MMW 2015. 21-22/157