Noch so ne Anfrage. Mein Alltag. Erfreulich kurze Anfrage, noch knappere Antwort. Erledigt. Tagtäglich einige dutzend Mal. Hat mir – seltsam – den Praxisalltag immer wieder versüßt.


Quälend sind nur die seitenlangen Beschreibungen, die bei einem 52-jährigen mit der Zangengeburt beginnen …. Wenn Sie mich verstehen.


Heute mal wieder das Opa-Schema. Opa vor dem Kamin, Enkel auf dem Knie. „Opa, erzähl mal!“. Beginnt mit Ihrer Anfrage.


„Wie lange muss man, Ihrer Meinung nach, mit dem Lauftraining aussetzen, wenn man sich die kleine Zehe komplett durchgebrochen hat? Mein Doc meinte 6 Wochen, habe aber jetzt nach zwei Wochen schon keine Schmerzen mehr beim Gehen. Ich bin ein Viel-Läufer und möchte endlich wieder loslaufen können.“


Gute Frage. Heißt nichts anderes als: Mein Doc meints ja gut, aber kann ein laufender Arzt nicht vielleicht ein bisschen besser beraten? Immer wieder haben Sie von mir gehört: Such dir einen Hausarzt, der selbst Marathon läuft. Der wird dich verstehen.

Nun gut. Jetzt war ich gefragt. Gebrochener Zeh? Meine Antwort, ganz typisch,


„Ich habe mir die gebrochene Zehe mit Pflaster an die Nachbarzehe geklebt und bin nach einer Woche wieder gelaufen …“


Nennt man praktische Medizin. Wissen Sie: Zehen oder Finger wachsen immer wieder zusammen. In der Regel zwar etwas schief, aber … was soll ´s. 90 Jahre alt werden können Sie auch mit einem krummen Zeh. Das Ganze übersetzt:


Nehmen Sie sich nicht so ernst, nicht so wichtig. Sie haben ein bestimmtes Schönheitsideal, und kriegen Bauchkrämpfe, wenn – z.B. durch einen Unfall – Ihr Körper jetzt davon abweicht. Ach, wissen Sie was: sowas von wurscht! Haben Sie ein bisschen mehr Körpervertrauen.


Rennen kann man auch mit krummen Beinen. Und Handballspielen auch nach fünf Mal gebrochenen Fingern …. Stimmt wirklich: Wann immer Sie sich mir als „Handballspieler“ vorstellen, will ich Ihre Hände sehen. Muss ich immer laut lachen.


Den Trick mit der „Eigenschiene“, also einen gebrochenen Finger oder Zeh an den Nachbarzeh hinkleben, fixieren, hat mir eine sehr erfahrene Chirurgin beigebracht.

Wenn wir schon so vertraulich miteinander plaudern: Sitzt meine kluge Frau neben mir. Wie ich das mit „gebrochene Zehe mit Pflaster an die Nachbarzehe geklebt“ diktiert habe, hat sie laut rausgestöhnt. Wörtlich: „Das sieht man aber auch“.

Vielleicht sollte ich mal ein Buch über „Ehe“ schreiben. Es haben sich da so ein paar schwarze Gedanken und Geschichtlein aufgestaut …

PS: Verzeihen Sie. Als Frührentner schweift man sehr leicht ab …