Ich empfehle allen meinen Patienten (auch Männern!), um das 45. Lebensjahr einmal ihre Knochendichte messen zu lassen. Dies geht innerhalb weniger Minuten, ist schmerzlos und wird mit der so genannten DXA-Methode durchgeführt. Diese ist eine spezielle Röntgentechnik, die die Knochendichte am Oberschenkelhalsknochen und den Lendenwirbelkörpern mit einer sehr geringen Strahlenbelastung misst. Sowohl der Oberschenkelhals als auch die Lendenwirbelsäule sind oft von der Osteoporose, einer sehr weit verbreiteten, schweren Erkrankung des Skelettsystems betroffen. Hierbei kommt es zu einer Veränderung der Mikroarchitektur des Knochens und zu einer Verringerung der Knochendichte. Langfristig steigt das Risiko für einen Knochenbruch erheblich an.

In den ersten Lebensjahrzehnten nimmt unsere Knochendichte von Jahr zu Jahr zu.

Ab etwa dem 40. Lebensjahr nimmt sie dann bereits jährlich leicht ab. Ab Mitte 40 haben viele schon eine krankhaft verringerte Knochendichte, auch Osteopenie, genannt. Die Osteopenie gilt als Vorstufe der Osteoporose. Ab dem 50. Lebensjahr leiden viele an einer Osteoporose. In den meisten Fällen ohne es überhaupt zu wissen. Die Krankheit macht keine Beschwerden, bis ein Knochen bricht.

Osteoporose wird als Krankheit insgesamt extrem unterschätzt. In Deutschland allein haben wir 900.000 Neuerkrankungen pro Jahr, insgesamt leiden 6 Millionen Menschen hierzulande an einer manifesten Osteoporose. Studien zufolge sind bei Frauen über 60 Jahre bis zu 45 Prozent betroffen, bei Männern dieser Altersgruppe 17 Prozent.

Eine Früherkennung (z. B. der Vorstufe Osteopenie) mittels oben erwähnter DXA-Messung würde bei diesen Erkrankungszahlen meiner Meinung nach durchaus Sinn machen, aber sie wird von den gesetzlichen Krankenkassen nicht angeboten. Erst wenn bereits eine manifeste Osteoporose besteht, also quasi nach Knochenbruch, haben gesetzlich Versicherte Anspruch auf diese Untersuchung. Das macht soviel Sinn, wie die Hautkrebsvorsorge erst dann allgemein zu empfehlen, wenn bereits eine Melanomerkrankung diagnostiziert wurde ...

Also bleibt es an einem selbst, sich um die Gesundheit seiner Knochen zu kümmern. Die Kosten einer DXA-Messung sind erfreulicherweise mit ca. 50 Euro noch erschwinglich. Allerdings wissen die meisten Menschen nichts von dieser sinnvollen Vorsorgeuntersuchung.

"Die Osteoporose ist heute der beste Zuweiser des Unfallchirurgen", sagt Unfallchirurg Wolfgang Böcker. Seine größte Patientengruppe sind nicht die Motorradfahrer und andere Opfer des Straßenverkehrs, sondern Menschen mit Knochenschwund. "Etwa 30 Prozent aller Patienten, die eine Hüftfraktur erleiden, sterben innerhalb eines Jahres,” so der Arzt. Und auch der Endokrinologe und Osteoporose-Spezialisist Dr. med. Ralf Schmidmaier sagt: "Osteoporose ist eine absolut tödliche Volkskrankheit."

Erschreckend: Auch nach einem osteoporosebedingten Knochenbruch erhielten 90 Prozent der Frauen und 97 Prozent der Männer bisher keine Behandlung. Deutschland ist Entwicklungsland was Knochengesundheit anbelangt.

Viele Menschen denken bei Osteoporose an eine alte Frau mit Witwenbuckel. Weit gefehlt. Meine jünste Osteoporose-Patientin war bei Diagnosestellung 19 Jahre jung; und zunehmend habe ich auch junge, männliche Patienten in der Praxis.

Wie steht es um Ihre Knochengesundheit? Waren Sie schon einmal bei einer Knochendichte-Messung?

Ich selbst gehe regelmäßig, alle 5 Jahre.


Quellen:

https://www.aerzteblatt.de/archiv/134111/Epidemiologie-der-Osteoporose-Bone-Evaluation-Study

https://www.sueddeutsche.de/gesundheit/osteoporose-krankheit-vorsorge-behandlung-1.4517479


Über die Autorin:


"Kyra Kauffmann, Jahrgang 1971, Mutter zweier kleiner Söhne, Volkswirtin, seit 20 Jahren niedergelassene Heilpraktikerin, Buchautorin, Dozentin, Journalistin und seit 3 Jahren begeisterte Medizinstudentin.

Zur Medizin kam ich durch meine eigene schwere Erkrankung mit Anfang 30, bei der mir seinerzeit kein Arzt wirklich helfen konnte. („Ihre Werte sind alle super – es ist alles rein psychisch!“). Hilfe bekam ich von Heilpraktikern, die zunächst einmal eine wirklich gründliche Labordiagnostik durchgeführt haben, ganz nach dem Vorbild von Dr. Ulrich Strunz. Es war eine neue Welt, die sich mir eröffnete und die Erkenntnisse, haben mich sofort fasziniert (ohnehin bin ich ein Zahlen-Daten-Fakten-Fan und habe nicht umsonst das Studium der VWL gewählt). Die Begeisterung war so groß, dass ich meinen alten Beruf an den Nagel hängte und Heilpraktikerin wurde. Meine Praxis führe ich seit 20 Jahren mit großer Begeisterung und bin – natürlich - auf Labordiagnostik spezialisiert und kann so oft vielen Symptomen auf den Grund gehen. In 2 Jahren hoffentlich dann auch als Ärztin.