Man kann sich einem Problem – das tun wir täglich – von oben oder von unten nähern. Unser Zugang ist meist der von unten. Wir gucken nach oben, sehen das Problem in seiner ganzen Last und strengen uns an. Furchtbar. Richtung: nach oben.

Anderen Menschen – kennen Sie alle – ist es gegeben, sich Problemen von oben zu nähern. Die gucken herab. Die haben Überblick. Überschuss-Energie. Und lösen Probleme lächelnd.

Nehmen Sie einen sportlichen Wettkampf. Ironman Hawaii oder Marathon. Wir Hobby-Sportler kommen von unten. Müssen weit über uns hinauswachsen, tief in die Reserven greifen, um bei einem Wettkampf einigermaßen zu glänzen. Bezahlen das mit totaler Erschöpfung.

Profis? Die sind – in unseren Augen – übertrainiert. Die könnten statt 42 auch 82 km lächelnd rennen. Und auf diesem muskulären und Stoffwechselpolster können die einen Wettkampf, zumindest die ersten zwei Drittel, genießen. Plaudern, sich unterhalten, beobachten, taktisch denken. Die kommen eben von oben.

Diese recht frühe Einsicht bei meinen ersten Ironman-Wettkämpfen hat mich in Symbolsprache auf Ameisen und Adler gebracht. Hatte ich Ihnen am 29.05.2006 bildhaft vor Augen geführt. Weil darin auch sehr, sehr präzise der Weg von der Ameise zum Adler, also von unten nach oben, beschrieben wird, weil mancher von Ihnen ein Aha-Erlebnis mitnehmen könnte, der Text erneut:

Von der Ameise zum Adler

Wir Ameisen sehen die täglichen Probleme des Lebens vor und über uns. Sie türmen sich vor uns auf. Drohend. All die Aufgaben, die wir zu bewältigen haben, all die Probleme, die unsere Kräfte überfordern.

Und wir packen sie. Mehr oder weniger. Wir strengen alle unsere Kräfte an, beißen die Zähne zusammen, setzen uns durch, machen Überstunden – und irgendwie mehr schlecht als recht bewältigen wir unsere täglichen Aufgaben und Probleme. Unser ganzes Leben lang. Das ist normal. Für Ameisen.

Auf die Idee, sich den alltäglichen Problemen und Herausforderungen von oben zu nähern, mit einem Energieüberschuss, mit Überblick und Übersicht, mit entspannter Leichtigkeit wie ein Adler, kommen wir gar nicht. Nur ein Läufer, nämlich ein Zwölfzylinder mit 400 PS, nur ein täglich meditierender Mensch mit innerer Ruhe, tiefem Cortisolspiegel und energetischem Überschuss kennt diesen ganz anderen Zugang zum Leben. Nähert sich den täglichen Problemen mit ruhiger Übersicht, delegiert, teilt und erledigt mit links.

Wir sind täglich im Energieunterschuss. Schon des Morgens möchten wir eigentlich eine Stunde länger schlafen, dürfen aber nicht. Energieunterschuss. Und das addiert sich. Von Tag zu Tag, von Jahr zu Jahr, bis wir mit 50 Jahren ausgebrannt sind. Bis uns der Alltag immer mühseliger und beschwerlicher wird.

Zwölfzylinder, Läufer, meditativer Läufer, sich täglich tief entspannende Menschen beginnen den Tag im Energieüberschuss. Haben mehr als genug geschlafen, durch die Entspannungstechniken sich erholt, addieren Tag für Tag ein bisschen Überschuss-Energie und werden immer souveräner, kompetenter, fröhlicher, überlegener.

Laufen ist keine gymnastische Übung. Laufen ist nicht Sport. Laufen ist nicht Fitness. Laufen ist der Weg, sich als Adler souverän den täglichen Problemen des Alltags zu stellen.