Medizin lebe ich jetzt 38 Jahre. Seit 38 Jahren guck ich mir Sie an. Genau. Längst, bevor Sie den Mund aufmachen. Und frag mich immer: Wer sind Sie?

Sie sind Ihr Körper.

Es sind unsere Körper, die uns Menschen zu sozialen und politischen Wesen machen - denn wären wir nur Stimmen, Sätze, Bilder, Blicke, dann könnten wir uns gleich im Facebook verkriechen oder ins Internet auswandern, und keiner würde uns vermissen.

Es sind die Körper, die uns zu bewussten Wesen machen, die Körper, mit denen wir denken und kommunizieren. Und während unsere Gesichter leicht lesbare Protokolle unserer Gedanken sind (auch der Stumpfheit und der Erlebnisarmut!), während wir also unseren Gesichtern gewissermaßen ausgeliefert sind, können wir die

Körper zum Selbstportrait

formen. Ich guck Sie mir an. Und mache mir viele, viele Gedanken darüber, wie Sie sich der Welt präsentieren. Und natürlich wissen Sie, dass nur ganz selten einer sich präsentiert, der die Grenze zwischen Ich und der Welt, also den Körper, genug gefestigt hat, so dass nicht jeder kleine Windhauch da draußen bis ins Innere der Seele dringt.

Übrigens: Der Körper, das ist, das sollte sein Muskel. Auch das Herz ist ein Muskel. Fitnesstraining, und davon spreche ich die ganze Zeit, also Arbeit mit und am Herzen, ist daher reine Glücksarbeit.

Glück, das ich in stundenlangen nächtlichen Läufen, bei 1000 km-Radausfahrten in Texas und am dritten Wettkampftag auf Hawaii beim Doppelmarathon unmittelbar erfahren habe. Reines, pures, unverfälschtes Glück. Nicht mitteilbar.