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Vom Spiegel (24/2014, S. 50) gefragt, ob sie, die DGE, gescheitert sei... Da sie doch zum Ziele hätte, dass die Deutschen sich gut und gesund ernähren, die Bevölkerung aber immer dicker und kränker würden. Auf die Frage rutscht der Sprecherin der DGE, Frau Antje Gahl, ein peinlicher Satz...über die Lippen:
Spiegel: Was essen die Deutschen, dass sie so dick werden?
Gahl: Zu viel Fett und zu viele Kohlenhydrate.
Jetzt ist es raus. Die DGE hat uns also 50 Jahre an der Nase herumgeführt. Hat uns, den Deutschen, die wir 40 % Kohlenhydrate verspeist haben, ermahnt, doch mehr zu uns zu nehmen. Nämlich 55 %. All die Jahre.
All unser Kummer, unser Übergewicht, unsere ernährungsbedingten Krankheiten würden daran liegen, dass wir zu wenig Kohlenhydrate äßen.
Jetzt gilt das Gegenteil. Plötzlich. Auf einmal. Wir wollen den Tag bitte dick rot im Kalender anstreichen. Die DGE gibt... endlich... endlich auf.
Natürlich ist es immer noch erst eine halbe Wahrheit. Gucken wir genauer hin:
Wissenschaftlich korrekt wäre: Sie essen das Falsche. Nicht zu viel, eher zu wenig. Sie essen zu wenig vom Richtigen. Das würde ganz anders klingen. Und wäre Wahrheit.
Frau Antje Gahl rühmt die 10 Regeln der DGE für gesunde Ernährung. Mal gelesen? Die wurden gerade verändert. Vor kurzem hieß die Regel noch: Getreideprodukte – mehrmals am Tag und reichlich Kartoffeln. Neu werden diese leeren Kohlenhydrate nur noch gerühmt, aber ohne Mengenangabe: „Brot, Nudeln, Reis, Getreideflocken, am besten aus Vollkorn, sowie Kartoffeln...
Und dann schimpft Frau Gahl, wir würden gerne Lebensmittel essen, die wenig satt machen. Ja, weshalb wohl? Satt macht Eiweiß. Unbestreitbar. Aber genau dieser wertvolle, essentielle Stoff wird uns von der DGE ja vermiest: 12, allenfalls mal 15 % Eiweiß werden uns zugestanden. Unsere Vorfahren aßen 34 %. Die wurden davon satt. Soll heißen: Eiweiß fehlt völlig in dem Interview mit der DGE Sprecherin. Kein Zufall.
Hier wird es weitere 5 oder 15 Jahre brauchen, bis dieses Wort in seiner richtigen Bedeutung von der DGE gewürdigt wird.
Über all dies könnte man lächeln. Es abtun als unwichtig. Wenn nicht die Regeln der DGE in Deutschland allgemein gültig wären. Vor Gericht von jedem Gutachter als Maßstab verwendet würden. Nur eben: Auf das Resultat kommt es an. Und das muss dem Spiegel aufgefallen sein. Noch einmal:
Spiegel: Der Bund fördert Ihre Arbeit mit über 3 Millionen Euro im Jahr. Ist das rausgeschmissenes Geld?
Gahl: Wir tragen Forschungsergebnisse zusammen, wir organisieren wissenschaftliche Tagungen, wir bilden Kinder in Kitas fort.
Ja eben. Horribile dictu: Die von Ihnen fortgebildeten Kinder Deutschlands werden immer dicker. Woher das wohl kommt, Frau Gahl?
Diese Debatte berührt mein Grundverständnis als Arzt. Ich dachte immer, wir Ärzte sollten Leben erhalten und nicht etwa... das Gegenteil.