Gast News Nr. 83 von Ulrich Strunz jun.

Weil gerade aktuell in unserem Forum (siehe hier) diskutiert:

 

„Ich möchte mal probieren, mich eine Woche lang nur von Eiweißshakes zu ernähren.
Gibt es hierfür einen Plan, an den man sich halten soll?“

 

Dann kommt der übliche Ablauf. Die erste Antwort hilft, und verweist auf Lektüre. Die zweite Antwort warnt, und stellt dem unerfahrenen Fragesteller eine Frage. Die dritte Antwort unterstützt den Warnenden mit relativierenden Erkenntnissen (Messung). Die vierte Antwort erläutert persönliche Erfahrungswerte, und bezieht sich auf die Mondphasen. Also eine Tarot Antwort. Natürlich funktioniert Tarot (siehe „Etwas bessere Beliebigkeit“ von 12.02.2019). Die fünfte Antwort wieder vom Warnenden, der nun selbst schreibt, dass er das Treiben des Darms doch nicht so kennt. Und nur warnen wollte. Wir sind eben alle sehr individuell, gell?

Und dann die sechste Antwort. Die der ersten Antwort entspricht:

 

„Zum Thema Eiweißwoche habe ich folgende Erfahrung und auch folgenden Tipp:

Einfach mal machen! Diese Woche wird die Darmgesundheit nicht ruinieren, das wäre entgegen dem Leben und der Natur. Ich habe mich hinterher gut gefühlt, habe Gewicht verloren und war stolz auf mich und motiviert, gesund weiterzuleben.“

 

Natürlich kann man das einfach mal machen. Können Sie auch nachlesen (siehe „Arsch hoch beginnt im Kopf“). Habe selbst mehrfach 9-tägige Eiweißwochen hinter mir. Bedeutet, immer dann einen Eiweißshake mit Wasser aufgerührt, wenn man Hunger hat. So einfach ist das.

Ich wurde bezüglich des Eiweiß-Fastens bereits interviewt. Typische Fragen also:

 

Ob das nicht Essstörungen unterstützt und gefährlich sei. Ob die fehlenden Ballaststoffe mich nicht umgebracht hätten.

 

Ach, wie typisch negativ: Interessant hier folgendes: Mir wurde mitgeteilt, dass die Journalistin bei dieser Frage immerhin ein schlechtes Gewissen hatte. Sie teilte nämlich meiner Agentin mit, dass sie sich nicht sicher wäre, ob denn diese Frage „zu angreifend“ sei. Gefragt wurde ich von ihr, der Journalistin (ohne Medizinstudium, wohl verstanden) z.B. auch, ob ich denn nicht einmal darüber nachgedacht hätte, therapeutische Hilfe einzuholen: „Die Symptome, die Sie am Beginn Ihres Buches beschreiben (Übergewicht, Antriebslosigkeit, fehlende Strukturen im Alltag) könnten auch als Zeichen einer depressiven Episode gesehen werden.“

Sehen Sie, das ist Journalismus. Auch Thomas Gottschalk hat in seinem neuen Buch „Herbstbunt: Wer nur alt wird, aber nicht klüger, ist schön blöd“ ein paar treffende Worte für Journalisten und ad hoc Diplompsychologen mit wohlfeilen Ferndiagnosen übrig. Ich schließe mich hier völlig seiner Meinung an. Sollten Sie nachlesen. Auf der Rückseite von Herrn Gottschalks Buch finden Sie auch die Frage „Forever Young?“. Die Journalistin hätte mir sehr wohl auch eine „Forever Young“- kritische Frage stellen können – anstelle einer fachfremden Ferndiagnose-Vermutung -  hätte also fragen können, in typisch reißerischer Gedankenklima-Manier:

 

„Eiweißfasten, Herr Strunz, hält das jung und glücklich? Tatsächlich? Ist der Wille zur Selbstverantwortung wirklich effektiver als unser doch sozial abgefedertes Abhängigkeitsdenken?“.

 

Tja. Nach jedem Eiweiß-Fasten bin ich erleichtert. Unglaublich glücklich. Esse danach irre viel Gemüse, habe richtig Lust auf Ballaststoffe. Der Körper weiß ganz genau, was zu tun ist, nachdem Sie ihn vom Müll, von den leeren Kohlenhydraten befreit haben.

Der Darm, das sind Sie. Von Max Planck (Nobelpreis Physik) selbst beschrieben. Wir waren zu Beginn ein Zellbündel im Wasser, das plötzlich ein Loch bekommen hatte. Nennt sich heute grübelnder Mensch.

Wenn es um wesentliche Fragen, also um Sie selbst geht, und Sie nicht weiterwissen, weil der Darm keine Ohren hat, dann kann man sich ja an Max Planck wenden:

„Laut Max Planck muss man`s ja nur selbst ausprobieren.“ (siehe 20.12.2014).