Spannende Frage für stillende Mütter: Wird statt Fleisch pflanzlicher Fleischersatz gegessen – macht sich das in der Muttermilch bemerkbar, und wenn ja, mit welchen Veränderungen? Das interessierte auch US-Forscher der University of Texas in Austin. In einer 25-tägigen doppelblind-randomisierten Crossover-Studie mit 17 stillenden Frauen, deren Säuglinge ausschließlich Muttermilch erhielten, untersuchten sie die Frage: Verändert der Ersatz von Fleisch durch ultra-hochverarbeitete pflanzliche Fleischersatzprodukte in der mütterlichen Ernährung die Muttermilch, insbesondere deren Fettsäure-Struktur? Ihre Ergebnisse veröffentlichten sie gerade im „American Journal of Nutrition“ (Article in press).

In der Studie erhielten die Mütter wahlweise eine speziell zubereitete Kost, die entweder täglich 339 Gramm Rindfleisch-Hack oder ein pflanzenbasiertes Hackfleisch-Imitat enthielt; darüber hinaus bestanden die Mahlzeiten us vollwertign, naturbelassene Lebensmitteln. Nach jeweils sechs Tagen wurde die Muttermilch auf ihren Gehalt an 27 verschiedenen Fettsäuren untersucht; weiter wurde u.a. auch der Glukosespiegel der Mütter und die getrunkene Milchmenge der Säuglinge erfasst.

Ergebnis: Durch den pflanzlichen Fleischersatz veränderte sich, abhängig von der Diät, die Fettsäure-Struktur der Muttermilch in nur sechs Tagen deutlich – obwohl ihr Gesamtfettgehalt vergleichbar blieb. Die Brustmilch von Müttern, die statt Fleisch hochverarbeitete Burger aus pflanzenbasiertem Fleischersatz aßen, wies geringere Konzentrationen an langkettigen mehrfach ungesättigten Fettsäuren (Omega 3, Omega 6) und höhere Spiegel an gesättigten Fettsäuren aus tropischen Ölen (z.B. Laurinsäure) auf, wie sie häufig ultra-hochverarbeiteten Lebensmittel zugesetzt werden.

„Wir wussten, dass die Muttermilch widerspiegelt, was die Mütter essen“, sagt Leitautorin Marissa Burgermaster vom Department of Popular Health an der Dell Medical School. „Aber wir waren überrascht, wie schnell und deutlich diese Veränderung nach einer einzigen Veränderung der Ernährung sahen.“ Die Forscher weisen in ihrem Fazit daraufhin, dass ein solcher Wechsel der Fettsäurestruktur in der Muttermilch Auswirkungen auf die Entwicklung von Gehirn und Immunsystem des Säuglings haben kann – welche, ist noch nicht schlussendlich erforscht. „Wir sagen nicht, dass ein Lebensmittel gut oder schlecht ist“, erklärt Marissa Burgermaster in einer Pressemitteilung der Dell Medical School. „Aber wir möchten darüber aufklären, dass selbst Lebensmittel mit vergleichbaren Nährstoffgehalten unterschiedliche Auswirkungen haben können.“

Noch mehr interessante Fakten zur Muttermilch – und welche Rolle u.a. die Jodversorgung spielt, finden Sie hier: https://www.strunz.com/news/stillen-klappt-nicht

Quellen:
Messer S, Hudson E, Rosenthal M, Leidy H, Li YN, Brenna JT, Park HG, Dahale N, Kan L, Mai JL, Widen EM, Harper L, Cooper MH, Burgermaster M. The effect of consuming diets containing beef compared with plant-based beef substitute on human milk composition in the study of nutrition in postpartum and early-life (SUPER) randomized crossover feeding trial. Am J Clin Nutr. 2025 Nov 13:S0002-9165(25)00666-5. doi: 10.1016/j.ajcnut.2025.11.001. Epub ahead of print. PMID: 41241005.

https://dellmed.utexas.edu/news/beef-vs-plant-based-meat-ut-austin-study-finds-diet-alters-breast-milk-composition-in-under-a-week



Über die Autorin:


Marion Meiners ist ausgebildete Verlagskauffrau und Journalistin und arbeitete viele Jahre für Zeitschriften als Redakteurin für Gesundheit und Ernährung. Zusammen mit Labor-Professor Hans-Peter Seelig schrieb sie das Buch „Laborwerte klar und verständlich“.
Ihre Begeisterung für Medizinthemen entdeckte sie in frühen Berufsjahren, nachdem ihr eine Verwandte einen Pschyrembel schenkte. Seither heißt ihr digitales „Wohnzimmer“ PubMed und die Faszination für die Ursachen-Fahndung bei Krankheiten sowie die Effekte von Ernährung und Lebensstil auf die Gesundheit hält an.

Das sagt sie über ihre Tätigkeit:

„Alles hängt mit allem zusammen im Körper. Das ist leider in unserer „Schubladen“-Medizin noch nicht so ganz angekommen. Ein Nährstoffmangel kann etwa ebenso fatale Auswirkung auf alle Organsysteme haben wie z.B. ein kranker Zahn. Umgekehrt kann schon eine veränderte Zusammenstellung der Makro-oder Mikronährstoffe in der Ernährung gigantische therapeutische Effekte entfalten. Welche, und wie gut belegt diese sind – darüber möchte ich informieren.“


Das Bild zeigt ein Porträt der News-Autorin Marion Meiners.