Zwei Begriffe, die zusammen gehören … könnten. Aber genauso gut sich widersprechen könnten. Tja. Was trifft auf Ihr Leben zu?


Nehmen wir an, Sie wären mein Gast. Wir säßen im Abendrot auf der Terrasse, vor uns mein „kleiner Park“, ein paar Rehe und unter Ihrem Stuhl leise grunzend zwei Igel. Die eine Walnuss anknabbern.


Auf dem kleinen Tischchen vor uns zwei Sekt-Gläser. Gefüllt mit Vitamineral-Phyto, geschmacksverbessert mit etwas Salbei (Blätter gestoßen) und zwei Tropfen flüssigem Süßstoff.


Und Sie wären ruhig und entspannt genug, den weisen Worten (bitte nicht lächeln) eines leicht faltigen Ironmans zu lauschen. Da würden dann merkwürdige Sätze fallen wie die folgenden:


  • Die meisten Menschen wollen nicht glücklich sein; deswegen sind sie es auch nicht. Sie erkennen nur nicht, dass es so ist.
  • Niemand von uns möchte glauben, Glück sei eine Wahl, denn das würde heißen, dass wir dafür VERANTWORTLICH sind.
  • Echtes Glück ist das Produkt einer bewussten, achtsamen, täglichen Praxis und beginnt mit dem Entschluss, sich ihm zu verschreiben.

Verantwortlich. Bewusst. Tägliche Praxis. Kennen Sie alles. Heißt übersetzt: täglich laufen. Nimmt Ihnen niemand ab. Beim Essen die bekannten 72 % Müll wirklich in den Mülleimer. Müssen Sie selbst tun. Nimmt Ihnen niemand ab. Und täglich meditieren … können nur Sie allein. Aber es geht weiter:


  • Das überstrapazierte Klischee vom Verlassen der Komfortzone dient einem wichtigen Zweck. Es macht uns mit Unannehmlichkeiten vertraut, was die Vorrausetzung für eine höhere Glückstoleranz ist.

Wichtiger Gedanke. Streng dich bitte einmal wirklich an. Über deine Grenze hinaus. Renn den Berg wirklich hoch. Tritt mal wirklich in die Pedale. Konzentrier dich auch morgens zwei Uhr ganz bewusst und fast trotzig … Nur so (!!!) kommt man weiter. Allerdings gilt auch, und das macht das Leben so schwierig (Lösung: alles zu seiner Zeit):


  • Der Weg zu einem besseren Leben ist nicht, „zu leiden, bis man etwas erreicht“, sondern zuzulassen, dass sich Freude, Dankbarkeit, Bedeutung und Sinnhaftigkeit nach und nach langsam entwickeln.

Zulassen. Der entscheidende Begriff. Erlauben, dass … und nicht, wie gewohnt, ständig abwürgen durch ach so hochbewertete Übergeschäftigkeit. Und weiter:


  • Unbehagen wird meist durch die Lücke zwischen Wissen und Handeln verursacht… durch „nicht sofort handeln“ erzeugen wir Unbehagen und unnötiges Leid.

Sie wissen, dass Sie täglich laufen müssten. Tun Sie´s gleich. Sofort. Jetzt. Trippeln Sie auf der Stelle. Das sofortige Beginnen erleichtert das Leben ungemein.


  • Es ist fast unerlässlich, dass Du deine Obergrenze heraufsetzt, Dein Zufriedenheitsniveau verbesserst und Dich letztlich nicht davor scheust, es mit Neuem, Ungewohntem aufzunehmen.
  • Irrationale Ängste … nichts davon muss ein wesentlicher Teil deiner Persönlichkeit sein, solange Du dich nicht dafür entscheidest – am wenigsten Unbehagen und Angst. Tatsächlich gehören diese Dinge niemals von Natur aus zum Wesen eines Menschen: Sie sind erlernte Verhaltensweisen.
  • Sich Sorgen zu machen, ist in den westlichen Ländern ein beliebter Zeitvertreib, was letztlich von der Tatsache ablenkt, dass wir uns zwischen Extremen bewegen: Entweder uns ist gar nichts wichtig (z.B. Ukraine-Krieg), oder wir nehmen Dinge so wichtig, dass sie uns vollkommen zerstören können (die morgen drohende Klimakatastrophe).
  • Indem wir uns Sorgen machen, stellen wir uns auf die schlimmstmöglichen Ergebnisse ein, so dass sie uns weniger Schmerzen verursachen dann, wenn sie tatsächlich eintreten.

Tja. Oder bereits eingetreten sind. Corona, Inflation, Ukraine-Krieg, Energieloch …. Nun ja: der Aufmerksamkeitsradius Ihrer Vorfahren betrug vielleicht zwei Kilometer, oder? Die wussten nichts von Hungersnöten in Indien, Kriegen in der Ukraine, und … oh Wunder, oh Wunder … die bauten sich ihre Kartoffeln selber an. Jagten Ihr Wild selbst. Die waren UNABHÄNGIG! Nix global! Na gut … zum Schluss noch:


  • Glückliche Menschen werden zuweilen als ahnungslos, schlecht informiert, wahnhaft positiv und realitätsfremd abgestempelt. Allerdings sind jene, die sie so wahrnehmen, sehr darum bemüht, die Negativität ihres eigenen Lebens zu rechtfertigen, Negativität, die sie nicht unter Kontrolle haben.

In Wirklichkeit sind genau die Menschen, die sich NICHT für ein besseres Leben entscheiden, naiv und verletzlich, da sie sich im Unterschied zu glücklichen Menschen, die alles, was sie haben, verlieren könnten – nie auf das Leben einlassen und dementsprechend auch nur irgendetwas haben.


Je darüber nachgedacht? Dass glückliche Menschen, dass angeblich reiche Menschen, dass angeblich sehr gesunde, fitte Menschen sehr wohl etwas zu verlieren haben? Selbstverständlich MEHR zu verlieren haben, als die Verlierer im Leben, als die Resignierenden?

Ja und? Jetzt erst recht! Gerade darum! Leben heißt tun, heißt Wagnis, und wenn man so klug ist, den Verlust, den Absturz von vorneherein einzupreisen …

All diese ungewöhnlichen Gedanken sind Zitate aus dem derzeitigen SPIEGEL-Sachbuch Bestseller von einer 30-jährigen Dame, die ganz offenbar schon sehr viele Bücher gelesen hat (kommt vor) und auch verstanden hat.

Brianna Wiest: „101 ESSAYS, die dein LEBEN VERÄNDERN werden“.