Ab 30 geht’s bergab. Ein Glaubenssatz. Ein falscher. Zwar zu beobachtende Wirklichkeit auf jeder Hauptstraße, aber dennoch falsch: Nichts weiter als Schlamperei. Von der Natur nicht vorgesehen.

Menschengemacht.

Ein wunderschöner Beweis dafür, dass so wenig von unserem Menschenwissen in der Natur tatsächlich stimmt,  sind die Lummen. Kennen Sie?

So etwas wie kleine Pinguine. Stehen oder liegen herum. Fliegen wäre ein Kraftakt. Aber tauchen können die, tauchen…!

Die Lummen mit dem dicken Schnabel sind Extremsportler. Während der langen Tauchgänge schaltet die Energieverordnung auf den anaeroben Stoffwechsel um. Auf die Glykolyse (Zuckervergärung), denn die funktioniert auch ohne Sauerstoff. Dabei wird zwar weniger Energie gebildet, die allerdings kann schneller bereitgestellt werden. Auch der Mensch kann vom aeroben Stoffwechsel in den anaeroben umschalten.  Wie jeder Sportler weiß, entsteht im anaeroben Stoffwechsel Laktat, ein Salz der Milchsäure. Genauso bei den Lummen.

Zusätzlich entstehen jede Menge freie Sauerstoffradikale, das heißt oxidativer Stress. Normalerweise schädigen freie Radikale das Gewebe, lassen Enzyme entarten. Oxidativer Stress macht ganz schnell ganz alt. Logische Schlussfolgerung: Die Dickschnabellummen müssten Altersdegenerationen zeigen.

Besonders, da durch die hohe Laktatkonzentration der Organismus oft übersäuert ist und in einem sauren Milieu die Antioxidantien nur sehr schlecht wirken. Daher müssen die Mitochondrien, die Kraftwerke der Zellen, mit zunehmendem Alter Schäden aufweisen. Geschädigte Mitochondrien erzeugen weniger Energie. Die Tauchleistungen der Vögel müssten geringer werden. Altersbedingter Leistungsabfall – genauso wie es ihn beim Menschen gibt. Das nahmen die Wissenschaftler an. Gefunden haben sie etwas ganz anderes!

Zwar speichert das Blut der alten Lummen weniger Sauerstoff als das der jungen, aber die Greise tauchen immer noch genauso lange und genauso tief wie in ihrer Jugend. Das physische Limit hinsichtlich der Sauerstoffversorgung verändert sich nicht. Sie verhalten sich wie Jungspunde!

Auch verfügen sie immer noch über die gleiche Menge an Mitochondrien, gesunde Mitochondrien mit intakten Enzymen. Zellkraftwerke in bestem Zustand.
Der Grund: Omega-3-reiche Nahrung macht freie Radikale unschädlich. Das hält jung. In jungen wie in alten Jahren wenden die Seevögel täglich die gleiche Menge Energie auf, für ihre Flüge, den Fischfang. Ihre Aktivität wird nie weniger – kein Leistungsabfall.

Wieder einmal geht es um ein Gleichgewicht. Zwischen freien Radikalen und Antioxidantien. In dem Fall Omega 3. Wer mit diesem Gleichgewicht spielen kann, hat gewonnen. Auch und gerade im Sport. Auch und gerade im Leben. Auch und gerade besonders im Alter.