Passt nicht, glauben Sie? Weisheit beglückt einen allenfalls im Alter? Na, dann lesen Sie doch einmal Heinrich von Kleist „Das Marionettentheater“. Wo er zeigt, wie die Vollkommenheit des Kindes aufgegeben, zerstört wird durch die ständigen Angriffe des Erwachsen-werdens. Und dass der Weg zurück – wer von uns träumt nicht davon – ein Weg nach vorne ist. Durch das harte, graue, kantige, verletzende Leben hindurch, bis dann – im zunehmenden Alter – man auf einer höheren Stufe sehr wohl wieder zum Kinde werden kann. Kindliche Vollkommenheit erlebt.

Vollkommenheit? Weise? Sollte man nicht erklären, sondern sollte man als Melodie verstehen, in der Seele anklingen lassen mit Rilke. Darf ich?


Du musst das Leben nicht verstehen,
dann wird es werden wie ein Fest.
Und lass Dir jeden Tag geschehen
So wie ein Kind im Weitergehen von jedem Wehen
Sich viele Blüten schenken lässt.


Sie aufzusammeln und zu sparen,
das kommt dem Kind nicht in den Sinn.
Es löst sie leise aus den Haaren,
drin sie so gern gefangen waren,
und hält den lieben jungen Jahren
nach neuen seine Hände hin.


Könnte man zerpflücken. Dieses „nicht verstehen, dann…“, dieses „schenken lässt“, dieses „zu sparen … nicht in den Sinn“ und ganz besonders „das hält … seine Hände hin“.

Schöner, melodiöser, anrührender kann man wohl LEBEN kaum beschreiben. Kinder sind tatsächlich weise.

Hoffentlich gelingt dermaleinst auf dem Weg nach vorne … der Weg zurück.