Das Folgende dürfte wohl der letzte Volltreffer gewesen sein, der das 40-jährige Krankheitsgebäude „Kohlenhydrate“ endgültig versenkt. Mal ganz langsam und ganz vorsichtig:

  • In den USA gibt es ein National Health and Nutrition Examination Survey (NHANES), ein epidemiologisches Forschungsprogramm, das seit 1971 den Ernährungs- und Gesundheitszustand der US-Bevölkerung erhebt und untersucht.
  • Heute, 2015 wurden erstmals die gesamten Daten der letzten 40 Jahre ausgewertet und vorgestellt. Das Ergebnis ist eindeutig und erschütternd (für uns freilich nichts Neues):
  • Die Ernährung der Amerikaner entspricht immer mehr der empfohlenen Verteilung, nämlich 55-60% Kohlenhydrate, 30% Fett, 10-15% Eiweiß.
  • In gleichem Maß aber nimmt das Übergewicht in der Bevölkerung zu.
  • Der Fettkonsum sank von 45% auf 34% (ein gewaltiger Sprung!), der Verzehr an Kohlenhydrate stieg von 39% auf 51%.

Die US-Bevölkerung hat also fast die Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung erreicht. Ist das nicht Klasse? Lobenswert? Und was muss diese NHANES feststellen?

  • Heute sind knapp 7 von 10 US-Bürgern übergewichtig.
  • Vor 40 Jahren waren es nur 4 von 10.

Als sicher wird festgestellt, dass die Empfehlungen zum Nährstoffverhältnis ihr Ziel offensichtlich mehr als verfehlen: Nämlich die Vermeidung von Übergewicht und damit verbundener Krankheiten.

Folgt die übliche, politisch korrekte, rhetorische Frage:

Brauchen wir nicht dringender denn je

Empfehlungen, die sich am qualitativen Nährwert

unserer Lebensmittel orientieren?

Qualitativ soll wohl heißen Gehalt an Vitaminen, Mineralien, Spurenelementen, Omega 3, Aminosäuren, also essentiellen Stoffen.

Ja, wovon reden wir eigentlich seit 25 Jahren? Reden uns den Mund fusselig? Und jetzt kommt so eine behäbige Behörde daher, fasst erstmals (!!!) die letzten 40 Jahre zusammen (was haben die eigentlich in der Zwischenzeit getan?) und muss erkennen, dass alles, was sie bisher gesagt hat, falsch war. 

In den USA. Heißt für unsere DGE, für uns in Deutschland noch lange nichts. Wetten?

 

Quelle: Nutrition 2015, 31 (5): 727