Der Ton macht die Musik. Die Tonart, mit welcher wir unseren Mitmenschen begegnen, verrät uns selbst. Verrät unsere innere Einstellung. Das gilt in hohem Maße und ganz besonders für den so verantwortlichen Beruf des Arztes. Kleine Anekdote gefällig?


Sehe ich im Ultraschall ausgedehnte Lebermetastasen. Also Krebs. Schicke die Patientin – „Sie haben eine ausgeprägte Entzündung in der Leber“ – ins Krankenhaus. Die dortige Aufnahmeärztin wiederholt das Sonogramm und frägt erstaunt: „Hat Dr. Strunz Ihnen nicht gesagt, dass Sie Krebs im Endstadium haben?“.
Nein, hat er nicht. Der weiß um die 5% Spontanheilung. Um die minimale Chance, die winzige Hoffnung. Resultat dieser Tonart übrigens war: Patientin hängte sich in der gleichen Nacht auf.


Es ist unsere Tonart, die unsere eigene Einstellung verrät. Ob wir mitfühlen oder uns abgekapselt haben und nur noch rein technisch mit den Mitmenschen umgehen. Gilt übrigens in jedem Beruf. Dazu der „Brief von heute“:

Bemerkenswerter junger Mann. Extremläufer. 100 km Biel mehrfach. Rennsteiglauf mehrfach. Fällt beim Training einfach um. Ohnmächtig. Im Herzkatheder verengte Herzkranzgefäße. Im Blut zwei Risikofaktoren, nämlich ausgerechnet Lipoprotein und dann Homocystein. Also Vitamin B-Mangel.

Geholfen wurde dem mit zwei Stents. Und er bekam Laufverbot. Von technisch denkenden Ärzten. Nicht von mir. Ich versuche, versuche jedenfalls, mitzufühlen. Resultat der folgende Brief:


„Der Termin bei Ihnen und die anschließenden ausführlichen Berichte, Behandlungspläne und Empfehlungen haben mir sehr geholfen...Sehr gefreut habe ich mich über meine Laborergebnisse...Die Ergebnisse sind unglaublich. Nicht mehr für mich, aber für die meisten Ärzte. Keiner von denen hat mich jemals gefragt, wie ich mich ernähre, aber diese Ärzte wissen ganz genau


-     dass zusätzliche Vitamine nichts bringen, weil man die sowieso ausscheidet
-     dass man Homocystein nicht senken kann, und der Einsatz von B-Vit/Folsäure sogar Krebs erzeugt
-     dass deren Medikamente Wunder wirken, wie z.B. Statine, ASS, Betablocker, Blutdrucksenker oder Tavor (Antidepressivum)


Noch eine Zugabe: Der Chefarzt Kardiologie unmittelbar nach meinem Herzkatheter:


-     Sie laufen keine 150 km mehr, Ihre Arterien sind extrem enggestellt
-     Meine Frage: Was kann man tun? Antwort: Nix! Extremläufer leben eben nicht so lang


Leben nicht so lang? Da lesen wir im Focus 23/2012, Seite 82, dass in der medizinischen Hochschule Hannover erneut bewiesen wurde, dass sich die Telomere, also Chromosomen-Schutzkappen beim Läufer verlängern. In diesem Fall um 6%. Und damit das Leben verlängert wird.

Solche Forschung, nämlich Frohmedizin, geht an einem typischen Drohmediziner natürlich völlig vorbei. Der behauptet "Sie laufen keine 150 km mehr". Der Patient hatte ihn inzwischen widerlegt. Selbstverständlich läuft er wieder.

Fakten sind das eine. Die Tonart ist das andere. Ein Arzt sollte beides bedenken.