Lesen wir auf der Titelseite der englischen "Sun". Passt zu deren Ruf. Aber immerhin verkündet gleichzeitig die Süddeutsche Zeitung das "Ende der Fleischeslust". Beide Zeitungen beziehen sich auf eine neue Studie aus der Harvard University (Arch Int Med 2012), welche zwei Großstudien über 20 Jahre ausgewertet hat.

Auch ich, der Mensch, bestehe aus rotem Fleisch. Und rotes Fleisch soll uns töten? Und meine Vorfahren, die Jäger haben sich wohl oder übel vom Mammut oder der Antilope ernährt. Und sind daran gestorben? Da werd ich sehr, sehr misstrauisch.

Wissen Sie, wie diese Studie gemacht wurde? Die Teilnehmer haben alle vier Jahre rückwirkend Fragebögen ausgefüllt. Sollten also aus der Erinnerung angeben, wie viel sie von was gegessen haben. Versuchen Sie doch einmal, sich konkret nur eine einzige Woche rückwärts zu erinnern, was Sie am letzten Donnerstag zu sich genommen haben... Dann werden Sie verstehen. Und das nennt sich wissenschaftliche Studie.

Das konkrete Ergebnis der Studie hinter der Schlagzeile "Rotes Fleisch tötet" heißt übrigens, dass heute 40-jährige ihre durchschnittliche Lebenserwartung von 80 auf 79 Jahre verkürzen könnten. Ah ja.

Der Trick besteht zusätzlich immer darin, eine einzelne Studie herauszugreifen. Das tun Journalisten. Das nehme ich denen grundsätzlich übel. Liest man ein bisschen herum, dann findet man, dass eine Großstudie in Australien keinerlei Zusammenhänge zwischen Fleischkonsum und Krebsrisiko fand. Im Trend eher sogar das Gegenteil. Finde ich, dass die riesige europäische EPIC-Studie zeigt, dass Personen mit viel Methionin (eine Aminosäure im roten Fleisch) seltener Lungenkrebs bekommen.

Und wenn man weiß, dass in den USA (daher stammt die Studie) vier Anabolika gesetzlich für die Tiermast zugelassen sind. Dass zwangsläufig jedes rotes Fleisch dort diese Hormone enthält - sonst könnte ein Betrieb ja gar nicht konkurrieren - , dann denkt man sich seinen Teil.

Die eleganteste Erklärung, weshalb rotes Fleisch vielleicht doch tötet, lese ich in der FAS: Könnte es nicht sein, dass alle die, die Hamburger verzehren, auch sehr viel mehr Ketchup essen? Und vielleicht auch Pommes? Ja...könnte sein.

Prof. Antes vom Deutschen Cochrane-Zentrum in Freiburg (Sie kennen ihn inzwischen), hält von solchen Befragungs- und Erinnerungsstudien wenig. Oder besser: Genau so viel wie von der allgegenwärtigen Meldung 2012, dass Schokolade ein Schlankmacher sei.

Da kichert jedes 6-jährige Mädchen.