Manchmal treibt es einem fast die Tränen in die Augen - vor Glück. Wenn man hautnah und frisch aus der Presse demonstriert bekommt, wie es gemacht wird. In Deutschland. Wie man es geschafft hat und täglich aufs Neue schafft, zu suggerieren, dass Vitamine, also die Lebensstoffe der Natur, etwas ganz Schlechtes, ja Tödliches sind. Kennen wir von Vitamin C, Vitamin E, Folsäure, ß-Carotin und so weiter und so weiter. Und jetzt Vitamin D.

Brandneu eine Osteoporose-Studie an 3223 Teilnehmern. Die wurden zehn Jahre beobachtet und als Nebenresultat kam dann heraus, dass der Vitamin D Spiegel im Blut assoziiert war mit dem weißen Hautkrebs (Arch Derm, 15.08.2011)

Was heißt assoziiert? Ganz einfach: Wer länger in der Sonne liegt, hat mehr Vitamin D im Blut. Wer länger in der Sonne liegt, hat auch mehr weißen Hautkrebs. Also ist Vitamin D assoziiert mit weißem Hautkrebs.

Einverstanden: Im Frühjahr gibt es mehr Störche. Im Frühjahr gibt es auch mehr Kinder. Also sind Störche mit Kindern assoziiert.

Die Wissenschaftler freilich sind korrekt: Ausdrücklich schreiben die in ihrer Studie, dass die Einnahme von Vitamin D selbstverständlich keinen Krebs auslöst. Vit D also nicht Krebs verursacht. Nur:

Jetzt kommen die Journalisten. Und da lesen wir dann (springermedizin.de) Überschriften wie

"Vitamin D steigert Risiko für hellen Hautkrebs"


Oder in der MMW (35-2011, S. 19)

"Mit dem Vitamin D-Wert steigt das Risiko für hellen Hautkrebs"


Typisch Suggestion. Heißt für den Laien, für den Normalmenschen: Vitamin D macht Hautkrebs. Genau das hat die Studie eben nicht gezeigt. Im Gegenteil. Bisher war längst bewiesen: Vitamin D verhindert Krebs.

Dieser wunderschöne Vorgang zeigt, dass Journalisten (nur die?) das Wörtchen "assoziiert" nicht verstehen. Den statistischen Hintergrund. Und Ihr Hautarzt?

Dazu fällt mir der Kommentar von Dr. W. Blank ein. Sprecher im Netzwerk Evidenzbasierte Medizin. Dozent an der TU München. Der soeben (25.08.2011 in der Zeit) scharf kommentiert:

"Deutschen Ärzten fehlt eine Kultur, sich mit Wissenschaft auseinanderzusetzen."

Na, ich beschränke mich höflicherweise auf Journalisten.