Nach 30 Jahren. Kennen Sie das? Ein Leid wird viel kleiner, wenn man einen anderen Menschen findet, der das gleiche Leid viel stärker erlebt und erlitten hat. Man tröstet sich. Genau das ist mir soeben passiert.

Ultraman Hawaii. Erinnern Sie sich? Ein 3-Tages-Wettkampf. Die Umrundung von Big Island.


  • Tag 1: 10 km Schwimmen, 145 km Radfahren.
  • Tag 2: 276 km Radfahren.
  • Tag 3: 84,4 km laufen.

Purer Genuss für jeden Masochisten, außer… es passiert das Folgende beim Schwimmen. Nämlich mir. Ich zitiere (News vom 24.11.2012)


„Inzwischen sind vier Stunden vergangen, immer noch kein Ziel? Was geschieht hier? Die Antwort verrät ein Blick auf den etwa 10 m tiefen Boden des Ozeans. Auch heftigstes Vorandrücken lässt einen auf der Stelle stehen. Vor dieser Strömung waren wir gewarnt worden. Nun also schon eine halbe Stunde auf der Stelle, kaum ein Meter voran!... Verzweiflung überkommt einen, wenn man sieht, dass man mit aller Kraft schwimmend einfach nicht vorwärts kommen will…“


Hinterher lächelt man. In dem Moment sicherlich nicht: Man weiß ja nicht, ob man es überhaupt schafft. Im Übrigen wusste ich auch nie so recht, ob nicht vielleicht meine Kraft, meine Arme versagt haben. Nix Strömung, Strunz Flasche leer. Würde ich wohl nie herausbekommen, dachte ich.

Dachte ich.

Bis ich soeben von Jochen Dembeck las. Siebenfacher Ultraman Hawaii. Dem bei seinem zweiten Start ähnliches im Ozean passiert:


„Nach rund 2:30 Stunden und 9 km – es lief bei meinem zweiten Start ziemlich gut – wurde ich bereits in der Wechselzone (also am Ziel) als 6. vorangekündigt. Vorzeitig! Vor mir lagen nur noch 100 m bis zur Boje, an der es links in die Zielbucht abzubiegen galt.

Aber die Boje wollte und wollte nicht näher kommen. ZWEI (!!) Stunden später war ich gefühlt keinen einzigen Meter weiter, ich sah unter mir immer noch die gleichen Steine! Entkräftet und vollkommen desillusioniert ließ ich mich damals per Schlauchboot ans Land bringen“.


Oh! Zwei Stunden auf der Stelle schwimmen? Notgedrungen aufgeben? Plötzlich, ganz plötzlich fing ich das Strahlen an: Was bin ich doch für ein Glückspilz.

Da hab ich 30 Jahre über die damalige Erschöpfung und Verzweiflung nachgedacht und erfahre jetzt, spät, was ich für ein Glück gehabt hatte. Der Jochen hat nicht 30 Minuten wie ich, sondern vielleicht zwei Stunden gekämpft. Wie ein Berserker. Und der ist ein richtig guter Schwimmer. Kein bayerischer Freischwimmer mit Seepferdchen, so wie ich.

Später Trost, hab ich gedacht. Heißt für Sie: Verzweifelt? Enttäuscht? Erschöpft?

Warten Sie´s einfach ab! Hinterher stellt sich das Ganze vielleicht als richtig glücklicher Moment heraus. Ein tröstlicher Gedanke.