Bei Tryptophan denken Sie bestimmt als erstes an das Glückshormon, an Serotonin, welches aus der essentiellen Aminosäure entsteht. Wird übrigens auch Chefhormon genannt (FAZ), weil es nicht nur „gute Laune“ macht, sondern auch „Abstand, Überblick, Souveränität“ schenkt (Zitat).

Vielleicht denken Sie als Betroffene auch an Darmentzündungen, die mit Tryptophan heilen. Unser Körper benutzt Tryptophan aber nicht nur für die Stimmung und die Darmgesundheit, Tryptophan verhilft auf vielen unterschiedlichen Wegen zu mehr Lebensfreude.


Bei Entzündungen oder Verletzungen wird vermehrt Tryptophan abgebaut. Das habe ich am eigenen Leibe nach meinem schweren Unfall erlitten. Mein Spiegel ist in kürzester Zeit von gewohnt sky-high ins Defizit abgerutscht.


Auch chronische Entzündungsreaktionen fressen Tryptophan schlichtweg auf. Da bleibt wenig für die Herstellung von Serotonin. Menschen mit chronischen Erkrankungen leiden alle (alle!) an konstanten Entzündungsreaktionen. Fast jeder Ältere ebenso. Ihnen allen fehlt dann zwangsläufig Tryptophan und somit Serotonin, das Glückshormon. Kein Wunder, dass viele Senioren so oft so schlecht gelaunt sind. Jedenfalls in Deutschland …

Tryptophan kann, ganz banal gegessen (sagen Sie gelegentlich noch „Danke"?), entzündungshemmend helfen. Dabei hängt die Wirkung von zwei Faktoren ab:


1. Wie viel Tryptophan dem Organismus zur Verfügung steht.


Ist viel Tryptophan vorhanden, wird die essentielle Aminosäure in mehrere weitere Stoffe umgebaut. Einige von ihnen wirken direkt positiv auf das Immunsystem. Vor allem kommt es bei einer guten Versorgung mit Tryptophan nicht zu den gefährlichen Überreaktionen des Immunsystems. (z.B. Cytokin-sturm)


2. Die Aktivität eines bestimmten Enzyms.


Das heißt IDO. Wenn es zu aktiv ist, wird zu viel Tryptophan zu Kynurenin abgebaut, ein Anzeichen für schädliche Entzündungsreaktionen (News vom 18.06.2021). Zeigt IDO eine normale Aktivität, verbleibt genügend Tryptophan im Organismus und kann in die gewünscht entzündungshemmenden Stoffe umgebaut werden.


Die Aktivität des Enzymes namens IDO können Sie steuern. Besonders Sport, Omega-3-Fettsäuren, Antioxidantien und ein gesunder Darm (ach ja. Ich höre Ihren Stoßseufzer…) führen zur normalen Aktivität. Dann wirkt Tryptophan gewünscht entzündungshemmend.


Sie sehen, mit der schlichten Einnahme einer Substanz ist es eben nicht getan. Allenfalls selten. Denn: Ist das Enzym zu aktiv, zeigt die Einnahme von Tryptophan keine positive Wirkung. Sie sind enttäuscht.


Sie brauchen alle essentiellen Stoffe, einen gesunden Darm und viel Bewegung, damit Tryptophan positiv auf Ihr Immunsystem wirkt.


PS: All den wirklich armen Depressiven ins Gebetbuch: Tryptophan allein – genau wie ein Psychopharmakon allein – führt selten ins Glück.

PS II: Viele von Ihnen wollen (!) einfach nicht verstehen, weshalb die Blutanalyse (DIE!) so umfangreich ist, so viel kostet. Denken Sie mal anders herum: Glauben Sie wirklich, es macht einem 77-jährigen Herrn Spaß, Tag für Tag bis in die Nacht jeden einzelnen der vielen, vielen Parameter durchzuchecken, einzuordnen und zu kommentieren??? Nein? Glauben Sie auch nicht? Dann haben Sie verstanden, weshalb so wenig Ärzte diese „Wundermedizin“ kopieren. Die haben nämlich Privatleben & Familie …

Quelle: Weyh C, Krüger K, Strasser B. Physical Activity and Diet Shape the Immune System during Aging. Nutrients. 2020;12(3):622.