Über Kinderernährung werden Sie wenig in meinen Büchern, in diesem Blog finden. Das hat zwei gute Gründe. Nämlich

  • Auch ein Kind ist ein Mensch. Sollte eigentlich genügen.
  • Ich wüsste zwar theoretisch wie, könnte es aber praktisch auch nicht. Könnte allenfalls klug daher reden.

Wie es wirklich geht, wie Sie Ihr Kind richtig füttern, wird Ihnen sofort klar, wenn Sie sich 20.000 Jahre zurück versetzen. Die Mutter damals hatte keine Wahl. Sprich: Keine Auswahl. Die hat genommen, was kam. Hat seltsamerweise auch geklappt. Heute finden Sie dieses Prinzip noch bei Naturvölkern, speziell den Inuit. Stellen Sie sich vor, Sie würden da auf dem Eise an der Meeresküste leben. In einem Iglu. Und Papa schleppt täglich immer nur das gleiche Essen an. Sehen Sie: Problem gelöst.

Sie, auch ich haben es hier viel schwieriger. Das liegt an der Auswahl. Und ich bin mir sehr im Klaren darüber, dass auch ich ein Kleinkind einfach nicht „richtig“ ernähren könnte. Klar gemacht hat mir das eine junge Mama aus Saarbrücken in einem Leserbrief (Die Zeit, 20.05.2013). Da wird einem das Dilemma so richtig deutlich:

„Ich arbeite mit Familien aus der sogenannten bildungsfernen Schicht. Liebevoll bemüht, füttern diese ihren Babys Fruchtzwerge, welche bekanntlich vor wichtigem Calcium strotzen. Gern wird auch mal in guter Absicht eine Milchschnitte ins Fläschchen püriert, enthält diese doch das beste Getreide.

Und auch die reflektierte Mama traut sich kaum, ihrem kleinen Krabbler ein Möhrchen zu kochen. Schließlich erntet Herr H. jeden Tag persönlich frische Möhren direkt auf dem Feld, die er zärtlich von Hand schält und, mit viel Liebe püriert, ins Gläschen füllt. Eingeschüchtert fragt man den Kinderarzt um Erlaubnis, eventuell selbst die Karotte in Wasser werfen zu dürfen. Im Zweifelsfall kommen auch gebildete Eltern dann doch auf Herrn H.s selbstloses Angebot zurück. Das Risiko, die Möhre selbst zu dünsten, wäre einfach zu groß.

Bis ein Kind hierzulande ein banales Stück Obst oder Gemüse in die Hand bekommen „darf“, ist schon locker das erste Lebensjahr vergangen und die Fertigkost fein eingeführt. Eine prima Grundlage für Cini-Minis und Micky-Maus-Joghurt“.

Kennen Sie Herrn H.? Persönlich sicherlich ein integrer Herr. Nur hat meine Frau immer mit Schaudern den Fernseher ausgeschaltet, wenn er das Sprechen begann. Hat mir zu denken gegeben. Meiner Frau vertraue ich...