Gast-News Nr. 46

Starbucks warnt nun vor dem krebserregenden Acrylamid. Sie werden in den nächsten Tagen womöglich mit der Nachricht konfrontiert, dass man sich nun auch um das Kaffeetrinken Sorgen machen muss. Üblicher Ablauf:

Die Überschrift der Artikel zum Thema: dramatisch. Zum Beispiel, „Wie krebserregend ist eigentlich XYZ“.

XYZ sollte ein möglichst gängiges Lebensmittel sein. Damit suggeriert man dem Leser, dass XYZ nicht nur definitiv krebserregend sei. Man suggeriert sogar, dass er sich täglich einer Gefahr aussetzt. Das Ganze bewusst als Frage formuliert, denn jeder Satz, den Sie kommunizieren, erzeugt bekanntlich eine Trotzreaktion.

Sagen Sie „Alle alten Männer mit Wackeldackel im Auto fahren furchtbar“, bekommen Sie sofort ein „Nein, das stimmt doch nicht“ zu hören.

Als Frage formuliert dagegen sind Sie als Autor fein raus. Der Artikel ist interessant. Und Sie sind nicht angreifbar, denn eine Frage ist keine Festlegung.

Im Artikel dann die Relativierung. Vielleicht ein Interview. Ein Vielleicht-Interview.

Der schädliche Stoff ABC ist bei der Herstellung von XYZ eben unvermeidbar. ABER…Warnung! man sollte darauf achten. Vielleicht ist er doch irgendwie vermeidbar?

Nachweislich zu geringe Dosis ABC beim alltäglichen Konsum von XYZ, ABER…der Hersteller sollte darauf achten und davor warnen. Denn vielleicht ist die Dosis eben doch zu hoch?

Eine Studie von 2013 über die Acrylamid-Konzentration in Kaffee finden Sie schnell. Im gerösteten Kaffee 0,45 millionstel Gramm. Im Kaffeeersatz 3,21 millionstel Gramm.

Wann warnen dann Bäcker vor den vielleicht-krebserregenden Brötchen?

Den höchsten Anteil von Acrylamid in der Ernährung laut einer Studie von 2004:

    Bei Babies, aus der Babynahrung. Bei Kindern und Erwachsenen stammt das Acrylamid hauptsächlich aus Brot, Gebäck, und Kartoffelprodukten.

Bringt mich auf dumme Gedanken:

Das gesamte Universum besteht zu 99 % aus Plasma. Wussten Sie das?

Der vierte Aggregatszustand. Können Sie produzieren, wenn Sie eine Glühbirne in Ihre Mikrowelle legten. Das Silizium im Glas wird irgendwann leitfähig, und wenn Sie Glück haben, schießt ein tausend Grad heißer Plasmastrahl durch die Decke Ihrer Mikrowelle. Ist leider unvermeidbar. Vielleicht. Sollten Sie darauf achten. Warnen die Hersteller eigentlich davor? Vor Glühbirnen in der Mikrowelle? Vielleicht in den USA?

Das Plasma in Sternen und in Fusionskraftwerken erreicht auch gerne 150 Millionen Grad. Vielleicht auch mehr. Freilich: Plasma muss nicht unbedingt tödlich heiß sein. Es gibt auch kaltes Plasma.

Aber man sollte darauf achten. Das Universum ist also zu 99 % vielleicht-tödlich.

Mein sehr sportbewusster Freund Christian genießt Espresso. Er besteht nicht aus Plasma. Ist also ein  1 % Mensch. 100 %-ig.

Für die zwei Studien suchen Sie bitte:

“Studies of acrylamide level in coffee and coffee substitutes: influence of raw material and manufacturing conditions.”

“Estimation of the dietary intake of acrylamide by German infants, children and adolescents as calculated from dietary records and available data on acrylamide levels in food groups.”