Forum: Ernährung - Eiweiß lockt Insulin?
Lieber Stefan,
"So wie ich es verstehe:
Glukoneogenese ist demand-driven - nicht supply driven."
Nope. Wieder einmal, der Mensch funktioniert nicht digital. Das ist keine Frage von entwede / oder!
Ich glaube wir haben Konsens bezüglich:
1. KHs in der Nahrung sind nicht essentiell. Glukose im Blut, also ein bestimmtes Nievau des Blutzuckerspiegels dagegen sehr wohl.
2. Es gibt Funktionen, Reaktionen, Abläufe im Körper, die zwingend auf Glukose angewiesen sind (daher auch das recht stabile BZ-Niveau)
3. Es gibt eine Reihe Funktionen im Körper, bei denen Glukose substituiert werden kann ( z.B. Energiebereitstellung über Fettsäuren und Ketonkörper)
4. Es gibt eine Reihe Funktionen, die nicht akut von Glukose abhängig sind und je nach Verfügbarkeit herunter oder herauf geregelt werden können (z.B. Energiebereitstellung über Glukose, Schleimproduktion, etc.)
Aus 2. folgt zwingend, dass bei KH-Unterversorgung (Nahrung, Glykogenspeicher) Glukose per Glukoneogenese erzeugt werden muss! Also "Demand Driven"! Wenn die dafür benötigten Substrate nicht in ausreichender Menge zugeführt werden, geht es hat an die körpereigenen "Depots" (Muskeleiweiß, Immunsystem, etc.).
Aus 4. folgt, dass bei KH-Unterversorgung entweder die entsprechenden Funktionen herunter geregelt werden, oder, wenn die GNG noch nicht am Anschlag läuft und ausreichend Substrat zur Verfügung steht, die GNG hochgeregelt wird. "Supply Driven"!
LG,
Thorsten
Hallo Stefan,
Dein a) und b) stimmen. Denn genau das hat Ben Bikman im Interview bei Mike Mutzel so erklärt (Youtube). Ein Teil seiner Forschung.
Insulinausstoss bei a) Keto/LClern und Eiweißkonsum und b) Leuten mit normalem Essen und Eiweißkonsum.
Den hohen Insulinausstoss infolge Eiweißkonsum gibt es nur bei b)
VG,
Robert
Hallo Dirk,
der Doc sagt ja immer "Kohlenhydrate schalten die Fettverbrennung ab".
Nun ja, der Mensch funktioniert erstens nicht digtal (An/Aus) sondern analog (mit vielen Zwischenstufen/Abstufungen). Und es sicnd auch nicht "die Kohlenhydrate", die etwas an oder abschalten, sondern hier im Wesentlcihen das Insulin. Der vermeintliche Zusammenhang ist dann: KH-Verzehr -> Blutzucker steigt an -> Insulin wird ausgeschütten -> Fettverbrennung wird gestoppt.
In dieser (prinzipiell richtigen) Kette sind eine Reihe Fehler, Ungenauigkeiten, Annahmen, die Erklärungsbedürftig sind.
1. es sind nicht "die Kohlenhydrate", die den Blutzuckerspiegel ansteigen lassen. Fruchtzukcer ist z.B. nicht blutzucker-/insulinrelevant. Glukose (Traubenzucker) und Stärke (wird im Körper in GLukose aufgespalten) lassen den Blutzuckerspiegel ansteigen. Je nach Nahrungskomposition unterschiedlich schnell
2. Ein erhöhter Blutzuckerspiegel bedeutet nicht immer automatisch eine (erhöhte) Insulinausschüttung. Zellen könne Glukose auch ohne Insulin aufnehmen (Blutzellen, Glykogen entlerte Muskelzellen). Auch hängt die evtl. notwendige Insulinausschüttung von der Insulinsensitivität ab. Also dem Maß, in dem eine Zelle in der Lage ist, angemessen auf Insulin zu reagieren. Wer sehr insulinsenitiv ist, benötigt nur geringe Mengen Insulin.
3. Insulin reguliert die Freisetzung von Fettsäuren aus dem Fettgewebe herunter. Dadurch schwimmen unter "normalen" Bedingungen (nicht übergewichtig, metabolisch flexibel) im Blut weniger (freie) Fettsäuren herum. GLeichzeitig wird der Einstrom von Glukose in die Zellen verstärkt und diese ebenso verstärkt von den Mitochondiren zur Energieerzeugung (ATP Produktion) genutzt. Der Anteil der Fettverbrennung an der Energiebereitstellung sinkt.
Schön erklärt bei edubily:
https://edubily.de/2018/07/den-insulin-fett-und-energiestoffwechsel-verstehen/
Wenn man jetzt noch im Hinterkopf behält, dass Insulin eben nicht nur durch Glukose / Blutzucker gelockt wird, sondern auch durch Proteine und Fette, wird die ganze Angelegenheit ein bischen komplexer, als "AN/AUS" "No-Carbs/Carbs".
LG,
Thorsten
Der Insulin-Index gibt die Insulinausschüttung pro Kalorie des verzehrten Lebensmittels an.
Sehr interessant! Ja, und um die Wirkung der nonKH-insulinogenen Stoffe in iihrer Auswirkung richitg beurteilen zu können bedarf es der Quantifizerung, - oder wenigstens halbquatitativ, vergleichend. Das sagt jedenfalls der Chemiker in mir :-)
@Thorsten: Insulin regelt die Fettverbrennung runter? An der Stelle hänge ich gerade etwas....
Soviel zum Thema „Insulin/KHschalten die Fettverbrennung ab“. Andere Insulinogene Stoffe können das dann wohl auch; bestimmte Eiweiße/Aminosäuren, sogar bestimmte Fette(!) können das.
Viel Eiweiß + noch mehr Fett - Carbs= Inuit-Diät = keine Ketose
Übrigens, was passiert denn, wenn Eiweiß Insulin lockt und dadurch die Fettverbrennung runter geregelt wird? Der Körper muß(!) entweder vermehrt Carbs verstoffwechseln oder den Energieumsatz reduzieren; oder beides. Für mehr Carbs ist dann auch mehr GNG fällig. Da geht es dahin, das schöne Eiweiß; u. U. ist dann nix mit Aminogramm auffüllen.
LG, Thorsten
insuline reaktionen gibt es einige. aminos und carb sind nur 2! die hälfte der ursachen für insulinreaktionen sind unbekannt!
Ja, aber die "heilende Kraft der Kohlenhydrate" hat nichts mit der Insulin-Ausschüttung zu tun. Es ist nun mal so, dass nicht nur Kohlenhydrate die Insulinausschüttung hervorrufen, sondern auch Aminosäuren. Es verwundert mich ehrlich gesagt, dass die meisten es hier anscheinend nicht wissen?!

@Walter L.
"Aminosäuren ... stimulieren bekanntermaßen die Insulinausschüttung, oft stärker als vergleichbare Mengen Kohlenhydrate."
Hm? Über die Gluconeogenese oder wie? Dein Satz, so isoliert gelesen, bedarf aus meiner Sicht ein wenig mehr Erläuterung.
Schließlich baut eine ganze Bewegung auf die heilende Kraft fehlender Kohlenhydrate.
bluesisk
Das Problem bei Chemikern und Physikern ist, dass sie kramphaft versuchen, die Biologie gleichermaßen zu behandeln. Das funktioniert aber nicht (s. News von Dr. Strunz, beginnt bei linearen Extrapolationen) – und scheint dann nicht selten zu Frustration zu führen. Jede "grundlegende Aussage" scheint Dir deshalb auf Sand gebaut, weil sie kontextabhängig ist.
Aminosäuren sind das grundlegende Signal für "Wachstum" (damit mTOR) und Aminosäuren stimulieren bekanntermaßen die Insulinausschüttung, oft stärker als vergleichbare Mengen Kohlenhydrate. Daraus aber zu folgern, dass du deswegen kein "Mitochondrienwachstum" anregen kannst, ist falsch. Das ist ein sehr statisches Modell, das Du zu greifen versuchst. Liegt aber möglicherweise daran, dass Du Dich noch nicht so lange damit befasst.
Nur Mut. Aber Biochemie ist alles andere als "Halbwissen".