Ich mag den wunderwaren Schreibstil von Dushan Wegner

Eine Kostprobe:

"Zwei »Familien« geraten in Streit, so liest man. In der Meldung fehlt beinahe mehr als drin steht. Das Wesentliche ist für den Journalisten unsichtbar, der Leser liest nur mit Verstand und Erfahrung gut – vor allem zwischen den Zeilen!

Ein Schüler kam zum Meister. – »Berichte uns von dir!«, sagte der Meister. Der Schüler erzählte also von sich.
Der Schüler berichtete von seinem Heimatdorf, von seiner Mutter und von seinen Geschwistern, von den Schulen, die er besuchte, und vom Beruf, den er erlernt hatte.
Nachdem der Schüler den ersten Bericht abgelegt hatte, goss der Meister ihnen Tee ein und reichte dem Schüler eine Tasse.
Es war früher Abend an einem frühen Sommertag. Meister und Schüler saßen auf der Terrasse und blickten in den Garten. Ein Vogel spazierte vorbei, schaute sie an, prüfte sie, piepste zwei mal, und ging zu Fuß weiter.
»Danke«, sagte der Meister zum Schüler, »ich danke dir für dein Vertrauen, dass du mir so viel und so ehrlich über deinen Vater berichtet hast!«
Der Schüler verschluckte sich am Tee, verbrannte die Spitze seiner Zunge, hustete, und antwortete dann: »Aber ich habe doch gar nichts über meinen Vater gesagt!«
Der Meister lächelte, schlürfte vorsichtig am Tee, betrachtete neugierig den Vogel, der wiederum neugierig einen Wurm zu betrachten schien, unsicher, ob er ihn fressen sollte (also der Vogel den Wurm, nicht der Meister den Vogel).
Der Schüler wiederholte: »Ich habe doch nichts über meinen Vater erzählt.«
Der Meister schüttete dem Schüler den Tee nach, den dieser beim Husten auf das Holz der Terrasse vergossen hatte.
»Über deinen Vater«, sagte der Meister, »über deinen Vater hast du am lautesten gesprochen!«"

Einen schönen Sonntag