Vergiss nicht zu atmen! War einer der wichtigsten Ratschläge meines allerersten Trainers, von Roger. Europameister Kurztriathlon. Der mir auch das Wesen des Profi-Sportes beigebracht hat. Mit einer einzigen Bemerkung.

    Die Sie nie hören werden. Leider. Die Ihr Weltbild zurecht rücken würde. Die Ihnen klar machen würde, weshalb Sie – Entschuldigung – schwammig bleiben trotz der 30 Minuten täglich. Es gibt nun einmal einen Unterschied zwischen Sport und Sport: An einem Montag, nach 2 Wochen härtestem Triathlon-Training, fragt er mich, ob ich noch könne. Meine Antwort: „Nein“. Ich war fix und fertig. Konnte die Treppe nicht mehr hochgehen. Einfach so. Da wiegte er mit dem Kopf und sagte gnädig: Also gut. Dann machen wir einen Tag Pause. Am nächsten Samstag. Ich hatte verstanden. Drum sind die härter, zäher, muskulöser, schlanker als unsereiner es je wird.

Und genau dieser Roger hat mich ans Atmen erinnert. Hat mir gezeigt, dass wir einen bestimmten Atemrhythmus einhalten. Beim Laufen. Beim Radfahren. Und wenn wir jetzt beschleunigen, zum Beispiel am Berg, uns zwar mehr anstrengen müssen, also mehr Luft bräuchten, aber – aus Gewohnheit – den gleichen Atemrhythmus zunächst beibehalten. Heißt: Für einige Sekunden zu wenig Sauerstoff tanken. Relativ zu wenig. Für einige Sekunden in Sauerstoffschuld kommen. Die wir – leider, leider – nicht mehr aufholen können. Denn wenn wir dann beginnen, schneller zu schnaufen in unserer Not, ist es… zu spät. Denn wir werden ja noch schneller. Oder der Berg dauert noch länger. Oder wird noch steiler.

Atmen sollte also bewusstes Atmen werden. Wir sollten das Tanken von Sauerstoff fast als eigene Disziplin verstehen. Uns damit beschäftigen. All dies hat mir Roger beigebracht.

Können Sie ganz einfach nachvollziehen, wenn Sie einmal schnell rennen, oder mit dem Rad eine Steigung hochfahren. Und schwer schnaufen. Weshalb kommen Sie nicht auf die Idee, Ihre Atemfrequenz – einfach so – zu verdoppeln? Zu überatmen? Sie würden merken, dass die Beine plötzlich leichter werden. Einfach mehr Sauerstoff bekommen. Weniger Laktat anhäufen. Man kann also bewusst atmen.

Atmen haben wir vergessen. Ganze Kulturen haben das erkannt und Atmen zur Kunst erhoben. Recht haben sie. Eine der ersten schauerlichen Tatsachen, die der Physiologie-Student lernt, ist ja, dass wir unsere Lunge nicht benutzen. Praktisch nie. Nur einen ganz kleinen Teil von ihr belüften. Der Rest wäre ja da, wäre für uns da, aber wir benutzen den nicht.

So wie wir unser Herz, unser Herzkraft ja praktisch nie ausnutzen. Lieber im Sessel sitzen. Fernsehen gucken. Wo doch in jedem von uns ein 3 Stunden Marathon stecken würde. Den wir nicht etwa mühsam erleiden müssten – auch wenn viele Menschen uns das weis machen wollen – sondern lustvoll erleben dürften. Wenn wir’s nur täten.

Auch hier wieder: Drohmedizin – Frohmedizin.

Wir haben solch einen wundervollen, hochaktiven, springlebendigen, außerordentlich leistungsfähigen Körper und … benutzen ihn fast nie. Fängt beim Gehirn an. Ja… wozu leben wir dann eigentlich?

Es fehlt mir ein bisschen an begeisterten Menschen auf dieser Welt. Die begeisterte Bücher schreiben. Begeisterte Vorträge halten. Ihre Begeisterung mitteilen. Ihre Mitmenschen mitreißen und teilhaben lassen am GLÜCK!

Das Glück steckt in uns. Wir nützen es selten. Wollen wir nicht? Ich denke doch, denn: Jammern, jammern höre ich uns häufig, uns Menschlein. Also wollten wir doch eigentlich, oder?

Atmen. Vergessen Sie mir nicht zu atmen. Danke, Roger!