Marathon gelaufen, überhart oder zu lange trainiert und danach krank. Kennen Sie das? Mir aus meinen Anfangszeiten wohlvertraut. Fast selbstverständlich. Dem können Sie vorbeugen, mit der Aminosäure L-Glutamin. Seit 1996 bekannt. Kam für mich leider zu spät …

Langanhaltende körperliche Anstrengungen, wie sie beim Marathon oder Ironman auftreten, lassen nicht nur den Eiweißspiegel, sondern auch und besonders den Glutamin-Spiegel im Blut um etwa 25 Prozent absinken. Glutamin ist eine der häufigsten Aminosäuren im Körper. Weil sie entscheidend bei der Abwehr gebraucht wird, kann sie trotzdem knapp werden (Stichwort Corona!).


Besonders viel Glutamin benötigt das Immunsystem.


L-Glutamin fördert die Bildung neuer Immunzellen, ist aber auch an der Produktion von Botenstoffen wie Cytokinen, an der Vernichtung von Eindringlingen durch Fresszellen und an dem Erkennen von Erregern (Antigen-Präsentation) beteiligt. Die Aminosäure ist für ein funktionierendes Immunsystem von zentraler Bedeutung.


Liegt die Überlegung nahe, dass zusätzlich eingenommenes L-Glutamin das Infektionsrisiko nach sportlichen Höchstleistungen reduzieren könnte. Wurde untersucht, und zwar in Großbritannien, bereits 1996. Weiß das Ihr Lauftrainer? Ich wusste es nicht.


An der Studie nahmen 151 Langstreckenläufer und Ruderer teil. Die eine Hälfte erhielt direkt nach einem Wettkampf oder einer anstrengenden Trainingseinheit ein Glutamin-Getränk. Zwei Stunden später ein zweites Mal. Die Sportler der Placebo-Gruppe erhielten ebenfalls direkt nach dem Sport und zwei Stunden später ein Getränk. Sah genauso aus, war jedoch ein Placebo. Sieben Tage später mussten die Studienteilnehmer einen Fragebogen zu ihrem Gesundheitszustand ausfüllen.


81 Prozent der Sportler, die Glutamin erhielten,
blieben nach der extremen Anstrengung gesund.


In der Placebo Gruppe waren es nur 49 Prozent.

Irgendwie ein nettes Ergebnis. Die einmalige Einnahme stärkt bereits das Immunsystem. Frag ich mich aber: Warum nur einmal? Warum nicht jeden Tag? Warum nicht die Speicher komplett füllen? Außerdem: Warum wurde im Blut nicht nachgemessen? Wahrscheinlich hatten die, die trotz der Einnahmen von Glutamin dennoch krank wurden (ca. 19 %), immer noch erschreckend niedrige Werte. Ich warte auf bessere Studien. Die kommen, langsam, aber gewaltig. Corona hat uns Menschlein, auch die Wissenschaftler aufgeschreckt. Ein völlig neues Interesse am IMMUNSYSTEM geweckt.

Und siehe da: Es spricht sich selbst unter Professoren herum, dass „kompetentes Immunsystem“ wohl nicht Betablocker oder Statin, sondern eher Vitamin D und Glutamin heißt.

Hocherfreulich!

Quelle: Castell LM, Poortmans JR, Newsholme EA. Does glutamine have a role in reducing infections in athletes?. Eur J Appl Physiol Occup Physiol. 1996;73(5):488-490.