Was leider im Einzelhandel - und somit im täglichen Leben - häufig falsch deklariert wird, sind die Angaben zum Eiweiß und insbesondere die überhaupt nicht erkennbare Qualität von Eiweiß im Nahrungsmittel. Nehmen wir z. B. das gute alte Brot und nehmen wir ein gutes Dinkelbrot. Diese werden jeweils mit 10 Gramm Eiweiß ausgewiesen.

Wissen Sie, wie diese Angabe zustande kommt?

Nicht etwa durch messen der Eiweiße oder der Aminosäuren! Hat mich auch überrascht! Das geht viel mehr in die Richtung: Grob abschätzen. Hier die Beschreibung, wie man vorgeht:


  1. Man hat einmal einen Faktor festgestellt, mit dem man das Vorkommen von Stickstoff im Lebensmittel multiplizieren muss, um auf den Gehalt an Eiweiß zu kommen. Dieser Faktor ist jedoch nur eine Heuristik für Fleisch. Er wird trotzdem für alle Nahrungsmittel, so auch für Getreide, angewendet. Das ist der erste Fehler.

  2. Der zweite grobe Fehler ist, dass wir die Proteine aus Pflanzen häufig überhaupt nicht komplett verdauen können. Nehmen wir das oben genannte Dinkelbrot. Wenn Sie 100 g Dinkelbrot zum Frühstück essen, so kann Ihr Körper gerade einmal 50 Prozent der Eiweiße aus dem Brot aufnehmen. Sie nehmen somit keine geschätzten 10 g Eiweiß auf, sondern maximal 5 g.

  3. Die Zusammensetzung von pflanzlichen Eiweißen ist durch die gesamte Bandbreite an Aminosäuren anders als bei Tieren. Das ist an sich auch logisch, denn wie Prof. Layman zu sagen pflegt: „Pflanzen machen Eiweiße für Pflanzen“. Jetzt kann man spitzfindig sagen: Weidetiere machen die Eiweiße auch nicht für uns Menschen. Das stimmt, nur jagen wir seit über zwei Millionen Jahren genau diese Weidetiere und daher sind wir genau diese Zusammensetzung an Eiweißen gewohnt.

Genau aus diesem Grund macht sich Prof. Layman dafür stark, eine einfache Skala für die Qualität des Eiweiß für uns Menschen zu beschreiben. Ich beschreibe in meinen Büchern den DIAAS-Index. Der ist an sich auch korrekt, aber zu kompliziert und es wurden daher bei weitem nicht alle Lebensmittel im DIAAS-System beschrieben. Layman sieht vor, die Beschreibung anhand von drei Aminosäuren vorzunehmen: Leucin, Methionin und Lysin, da diese drei Aminosäuren in pflanzlichen Lebensmitteln häufig im Mangel sind.

Ich gebe Ihnen dazu ein Beispiel:

Meine 4 Eier zum Frühstück haben ca. 2,6 g Leucin und 900 mg Methionin. Um die gleiche Menge an Leucin zu bekommen, müsste ich ca. 600 g gekochte Bohnen essen. Viele werden diese Menge an FODMAP (steht für fermentable oligosaccharides, disaccharides, monosaccharides and polyols) nicht gut vertragen oder anders: Sie sollten den Tag aus dem Home Office aus arbeiten. Und was bei Leucin nun immerhin auf dem Papier ganz gut aussieht, so muss man feststellen, dass selbst diese Menge an Bohnen nicht mal 50 Prozent der Menge an Methionin enthält wie „mein“ Ei-Frühstück. Damit wären wir schon bei 1,2 KG gekochten Bohnen zum Frühstück, damit sie „meine“ Qualität erreichen.

Das ist der Kern zum Verständnis des Problems „Qualität von Eiweiß“ aus Sicht von uns Menschen. Und ich fange jetzt erst gar nicht von Taurin oder Carnitin an zu reden, was sich nur in tierischem Eiweiß finden lässt und für uns Menschen semi-essentiell ist, d.h. wir können es nicht ausreichend selbst herstellen. Wer das Thema bereits jetzt vertiefen möchte, dem kann ich mein Buch „Low Carb, Long Life“ empfehlen. Und wer sich noch ein wenig gedulden kann, der kann sich auf mein neues Buch freuen, welches bald erscheinen und sich intensiv mit dem Thema Eiweiß beschäftigen wird.

Quelle:

Values for digestible indispensable amino acid scores (DIAAS) for some dairy and plant proteins may better describe protein quality than values calculated using the concept for protein digestibility-corrected amino acid scores (PDCAAS), John K Mathai et al., 2017, DOI: 10.1017/S0007114517000125


Über den Autor:


“Robert Krug beschäftigt sich seit 2016 intensiv mit dem Thema Gesundheit und Ernährung im Hinblick auf die Biochemie des Menschen. Seit 2019 veröffentlicht Robert Krug Bücher zu den Themen genetisch korrekte Ernährung und zur ganzheitlichen Betrachtung des Menschen. Doch lassen wir ihn selbst einmal zu Wort kommen, wie er seinen Weg zur Biochemie gefunden hat:

"Ich liebe es, Probleme zu lösen. Das wird mit ein Grund dafür gewesen sein, dass ich 1994 Wirtschaftsinformatik studiert und warum ich leidenschaftlich gern Software programmiert habe. Mein Weg zur ganzheitlichen Medizin erfolgte aus der Not heraus, da ich in 2016 selbst erkrankte und von der Schulmedizin leider keine Hilfe bekam. So fing ich an, mich Stück für Stück mit meinen Problemen zu beschäftigen und zu lesen, um den Problemen auf den Grund zu gehen. Also das gleiche Vorgehen wie bei der Arbeit. Das war sozusagen der Start für mein inzwischen leidenschaftliches Interesse an der Biochemie und somit der Start meiner Reise." ”