Deutschland (und die westliche Welt) wird immer dicker. Deutschland (und die westliche Welt) wird immer kränker. Was tun wir also? Wir halten jährlich Weltkongresse ab. Auf denen diese Themen besprochen werden.

Und besprochen. Und besprochen. Und besprochen. Seit Jahrzehnten. Selbstverständlich auch noch in weiteren Jahrzehnten.

Erinnert Sie an die Klimapolitik? CO2-Ausstoß nimmt unausweichlich zu, und was tun wir? Wir halten Klimakonferenzen ab. Schon über 20. Jedes Jahr. Zuletzt in Paris.

Auch eine Art der Reaktion. Wir Ärzte sollten uns da nicht lustig machen. Wir machen´s nämlich auch nicht besser.

Irgendwo steckt da ein Denkfehler. Ich glaube nämlich nicht an „komplizierte“ Lösungen. Oder an „das Thema ist sehr komplex“. Ich glaube im Fall der Kohlenhydrate an „Natur“ oder an „nicht Natur (also Zucker und Mehl)“. Ganz einfach. Spricht sich leider nicht rum. Im Gegenteil. Die Mehrzahl der deutschen Ärzte hat nun einmal ein Dogma im Gehirn und hält daran fest, obwohl sie doch

    täglich scheitern.

Ärzte scheitern heißt: Übergewicht nimmt zu. Das metabolische Syndrom nimmt zu. Diabetes Typ II nimmt zu. Das nenne ich scheitern. Eines ganzen Berufsstandes. Kann man auch wissenschaftlich ausdrücken, wenn man den Leserbrief im Spiegel 29/2017 Seite 136, von Dr. med. Gerd Böhm liest:

    „Man kann anhand von Geschlecht, Größe, Gewicht, beruflicher und Freizeittätigkeit auf 50 Kalorien pro Tag genau ausrechnen, wie viel diese Person zu sich nehmen darf, um zu einem bestimmten Zeitpunkt das realistische Zielgewicht zu erreichen.“

Kalorien-Rechnerei: Glatt falsch. Wird aber geglaubt. Was bleibt dem Kollegen übrig als: „Sie müssten weniger essen“ zu sagen? Dass man damit verloren hat, weiß jede Mutter, die ein Kind erziehen will.

Und prompt haben wir Ärzte verloren. Wie gesagt: Das metabolische Syndrom nimmt zu.

    Anmerkung: Glatt falsch? Ja mei, öffnen Sie einfach ein Lehrbuch für Biochemie. Plakativ: Sie dürfen 6000 Kalorien pro Tag essen und verhungern trotzdem. Wenn die Kalorien reines Eiweiß sind.

    Es kommt eben nicht auf die Kalorien, sondern auf die Art der Speise an.

Aber es besteht Hoffnung. Mehr und mehr Ärzte schauen über den Tellerrand, gucken in die Natur. Wie macht die das? Nachzulesen im Leserbrief drüber. Gleiche Zeitschrift.

    „Weder der Hase im Feld noch das Reh im Wald lesen wohl den SPIEGEL. Sie verlassen sich auf den natürlichen Steuerungsmechanismus des Körpers, vulgo Appetit. In diesen Fällen ist mir von Fehlernährung nichts bekannt. Sie haben aber auch keine profitgierige Ernährungsindustrie im Nacken.“

So ein anderer Doktor. Der hat´s kapiert. Nur: Was ist hier die Quintessenz? Resignation.

Erzählen Sie doch einmal Frau Müller, 64 Jahre, Diabetikerin, übergewichtig, etwas von Hase und Reh. Ich geb zu: Ich tu´s oft auch. Um das Klima aufzulockern.

Bewirken tu ich damit gar nichts. Und Anklagen an die Ernährungsindustrie sind zwar sachlich richtig, bringen aber ebenfalls nix.

Da werden beide, der Arzt und die Patientin, sorgenvoll den Kopf schütteln und sagen „Ja, ja, die Ernährungsindustrie, die böse“. Bringt nix.

Wenn der zweite (nicht der erste) Arzt weiter denkt, kommt er auf die pädagogisch richtigere Lösung: Diese Tiere essen Natur, nicht Kunst. Also sollte er seiner Patientin etwas von natürlichen und künstlichen Kohlenhydraten erklären. Dann wären wir bei der Lösung.

No carb heißt no Zucker, no Mehl. Gemüse ist erlaubt, weil natürlich. Das rennen wir weg.