Die Vorstellung, dass in Genen unser Leben vorbestimmt programmiert sei, ist falsch. Dieser Aberglaube, noch bis vor 10 Jahren tägliches Brot der Genetiker, hat sich in Wohlgefallen aufgelöst. Auch wenn sich heute noch in Wissenschaftskreisen hartnäckig die Idee hält, dass die Entwicklung eines Embryos nach Instruktionen (Programmen) abläuft, die in den Genen niedergelegt sind.

Diese Idee hat sich als falsch herausgestellt.

Die Wahrheit ist viel raffinierter, viel lebendiger, viel aufregender. Der Mensch ist eben kein Computer, der nach einem festen Programm abläuft, sondern unsere Zellen verfügen über eine Eigenschaft, die Computer bis zum Ende aller Tage nie erwerben werden:

Die Fähigkeit, sich selbst zu machen, und zwar von innen heraus (ohne Programm) (Zitat). Das wird klar, wenn man sich ganz simpel und schlicht ein Gen anguckt. Wofür ist das da? Das Gen besteht aus einer Kette von Bausteinen. Und diese Kette stellt ein Protein her. Eine Eiweißkette, die genau der Verschlüsselung des Genes entspricht. So weit ist alles klar und simpel.

Aber jetzt: Mit dieser Primärstruktur, dieser einfachen Kette der Proteine endet das Programm in der Zelle.

Nichts weiter war die Aufgabe des Genes. Eine Kette von Aminosäuren, ein Protein herzustellen. Nur: Mit dieser Primärstruktur allein können Proteine

eben nicht aktiv werden.

Um jetzt Informationen an den Embryo, an die Zellen weiterzugeben, um ihre zellulären Aufgaben zu erfüllen, müssen sie sich erst

raffiniert entfalten.

Und ganz besondere Strukturen annehmen, die weit über die programmierte Kettenform hinausgeht. Es geht um eine Faltung der Proteine, eine komplizierte räumliche Struktur. Und die erfolgt eben nachweislich nicht nach den Vorgaben der Gene, sondern, und jetzt wird’s wichtig,

in Abhängigkeit von dem Milieu.

Also von äußeren Lebensumständen. Vom Klima, wenn Sie wollen, von der Tatsache, dass Sie täglich laufen, von Ihrer Ernährung, von Ihrer Stressbelastung usw.

Übrigens ist das Ganze noch komplizierter. Selbst wenn die Proteine jetzt kompliziert gefaltet sind, gehen sie immer noch nicht an die Arbeit. Allein. Autistisch. Sondern sie suchen sich erst Partner, fügen sich in Netzwerke ein, um dann zu… funktionieren.

Über diesen Schritt weiß man heute noch sehr wenig. Wir wissen wirklich nicht genau, was nötig ist, um Genprodukte funktionsfähig zu machen. Noch einmal: Genprodukte. Also Proteine, die von den Genen erzeugt wurden. Die für sich gar nichts bedeuten im Ablauf des Lebens. Nur ein Zwischenschritt sind.

Fazit: Die Gene selbst sind ein leeres Programm. Hatte ich Ihnen einmal am 2.5.2011 www.drstrunz.de versucht zu vermitteln.

Quelle: E. P. Fischer „Warum Spinat nur Popeye stark macht“ Seite 240