Es gibt einen sehr interessanten weiteren Studienansatz, der uns aus anthropologischer Sicht verrät, was wir zu essen gewohnt sind bzw. welches Essen uns rundum mit allen Vitalstoffen versorgt. Dieser neue Ansatz vergleicht Menschen in der exakt gleichen Gegend, jedoch zu vollkommen anderen Zeiten. Claire Cassidy hat eine solche Studie durchgeführt, wo heutzutage die Stadt Portsmouth in Ohio liegt. Sie vergleicht einmal Funde von Menschen, die dort als Jäger und Sammler vor ca. 5000 Jahren gelebt haben mit Menschen, die als Bauern zwischen dem Jahr 1500 und 1675 A.D. dort gelebt haben. Man kann somit mit Fug und Recht sagen: Die gleiche Umgebung mit zwei verschiedenen Ansätzen.

Schauen wir uns zunächst die moderner lebenden Menschen an, die von der Landwirtschaft gelebt haben. Claire Cassidy hat hier 296 Skelette untersucht. Die Menschen haben zu der Zeit primär Mais, Bohnen und Kürbis angebaut. Zudem haben sie auch Wild gejagt, wobei zu der Zeit nicht mehr viele Hirsche in der Gegend lebten.

Im Vergleich dazu die Jäger und Sammler: Claire Cassidy hat hier 285 Skelette untersuchen können. Sie lebten primär von Wild (Hirsch, Truthahn, Kleintiere), Süßwassermuscheln und Fisch.


Was hat das Team um Claire Cassidy anhand der Knochenfunde herausgefunden?


Die Lebenserwartung war bei den Jägern höher als bei den Farmern. Das überrascht, würde ich sagen. Sogar die Kindersterblichkeit war bei den Farmern höher als bei den Jägern, die vor 5000 Jahre lebten.


Zudem hat man bei den Farmern eine Form von Eisenmangel mit dem Namen „Cribra orbitalia“ festgestellt, der sich bis in die Knochen sichtbar macht. Diese Form der Erkrankung war bei den Farmern mit 8,2 Prozent aller Funde weit verbreitet, die Hälfte davon waren Kinder. Bei den wesentlich früher lebenden Jägern fand man keinen einzigen Fund dieser Erkrankung.


Doch Anthropologen schauen noch nach einem weiteren, gut sichtbaren Anzeichen für Mangel. Man röntgte die unteren Beinknochen und suchte nach sogenannten Harris-Linien. Diese Harris-Linien sind ein Hinweis auf eine Zeit der Mangelernährung. Das interessante Ergebnis hier ist, dass die Jäger mehr Harris-Linien aufwiesen, die auch periodisch immer wieder vorkamen. Das deutet auf einen saisonalen Mangel hin. Um herauszufinden, wie stark der Mangel war, bezogen die Anthropologen auch die Zähne mit ein und suchten nach Anzeichen einer Schmelzhypoplasie (einer Unterentwicklung des Zahnschmelzes). Hier zeigt sich, dass der Mangel bei den Farmern stärker war als bei den Jägern. Die Forscher kommen daher zu dem Ergebnis, dass die Jäger einen jahreszeitlich bedingten Mangel an Essen hatten, der immer wieder kam und der zum Leben dazugehörte und dass die Mangelzustände bei den Farmern wesentlich länger anhielten und wahrscheinlich auf eine schlechte Ernte hindeuten, die dann viel länger anhielt.


Zudem fanden die Forscher heraus, dass die Farmer dreizehnmal häufiger an einer Entzündung litten als die Jäger. Die Anthropologen führten dies auf die wesentlich schlechtere Ernährung der Farmer zurück, die Mais als zentrales Lebensmittel anbauten.


Kurz zusammengefasst: Die Ernährung der Jäger und Sammler geht einher mit einer wesentlich bessere Gesundheit.


Quelle: Cassidy CM. Nutrition and health in agriculturalists and hunter-gatherers: a case study of two prehistoric populations. in Nutritional Anthropology. Eds Jerome NW et al. 1980 Redgrave Publishing Company, Pleasantville, NY pg 117-145


Über den Autor:


“Robert Krug beschäftigt sich seit 2016 intensiv mit dem Thema Gesundheit und Ernährung im Hinblick auf die Biochemie des Menschen. Seit 2019 veröffentlicht Robert Krug Bücher zu den Themen genetisch korrekte Ernährung und zur ganzheitlichen Betrachtung des Menschen. Doch lassen wir ihn selbst einmal zu Wort kommen, wie er seinen Weg zur Biochemie gefunden hat:

"Ich liebe es, Probleme zu lösen. Das wird mit ein Grund dafür gewesen sein, dass ich 1994 Wirtschaftsinformatik studiert und warum ich leidenschaftlich gern Software programmiert habe. Mein Weg zur ganzheitlichen Medizin erfolgte aus der Not heraus, da ich in 2016 selbst erkrankte und von der Schulmedizin leider keine Hilfe bekam. So fing ich an, mich Stück für Stück mit meinen Problemen zu beschäftigen und zu lesen, um den Problemen auf den Grund zu gehen. Also das gleiche Vorgehen wie bei der Arbeit. Das war sozusagen der Start für mein inzwischen leidenschaftliches Interesse an der Biochemie und somit der Start meiner Reise." ”