Würden Sie, liebe Leser, das auch so sehen? Oder hätten Sie für diese Einstellung von uns
Ärzten einen ganz anderen Begriff parat? Einen sehr viel herberen? Lesen Sie doch einfach
einmal den "Brief von heute":

"Nun habe ich Diabetes Typ I seit 17 Jahren mit einer minimalen Menge von Restinsulin. Ich treibe viel Sport, und dies wurde von den Ärzten bisher immer als positiv betrachtet. Seit bei mir der Diabetes festgestellt wurde, wurde mir immer wieder kohlenhydratreiche Kost empfohlen.

In der letzten Zeit habe ich mich sehr mit Ernährung beschäftigt, und habe nun seit 3 Wochen meine Ernährung auf "low carb" umgestellt, und achte darauf, mehr Eiweiß zu essen. Ich habe viel bessere und stabilere Blutzuckerwerte, fühle mich viel besser und kann nicht nachvollziehen, warum mir nie aus ärztlicher Sicht schon viel eher so eine Ernährung empfohlen wurde. Warum soll gerade ich viel Kohlenhydrate essen, wenn ich dazu immer Insulin spritzen muss? Irgendwie hat diese Verordnung der Ärzte doch eine gewisse Ironie, oder?

Auch beim Laufen, was ich sehr gerne tue, fühle ich mich seit der Ernährungsumstellung fitter und leistungsfähiger. Auch habe ich festgestellt, dass ich durch den Sport meinen Blutzucker senken kann. Wenn ich beispielsweise den ganzen Tag Rad fahre oder laufe, brauche ich an diesen Tagen gar kein Insulin. Also wäre doch die beste Medizin für mich und andere: Den ganzen Tag Sport treiben und low carb Ernährung?"

Ja, was denn sonst? Genau das tut doch jeder Eskimo, der ganztags mit dem Kajak
verzweifelt der Robbe hinterherjagt... Bei 7 hungrigen Kindern daheim im Iglu, oder? Genau
das hat doch jeder unserer Vorfahren in Zentralafrika getan, wenn er ganztags Antilopen
gejagt hat, oder?

Will damit wieder einmal sagen: Krank? Krankheit? Gibt's das überhaupt? Oder gibt's einfach
nur ein falsches Benehmen. Seit die Bücher über Epigenetik nur so aus dem Boden sprießen,
wissen wir, dass letzteres stimmt.

Zur Anfangsfrage: Die Patientin ist ja ausgesprochen verträglich und höflich. Die vermutet
bei uns Ärzten nur "eine gewisse Ironie". Man könnte das ja auch schlichtweg Dummheit
nennen. Oder noch schlimmer. Diese falschen Ratschläge haben jedenfalls mit unserem Eid
nichts zu tun. Ich nehme mich übrigens hier gar nicht aus. An der Universität habe ich genau
so daherge..