Hatschi, der Herbst ist da – und der Start in die neue Hust & Schnief-Saison ist offiziell eröffnet. Auch die Covid-Warner laufen sich warm und warnen vor neuen zirkulierenden Virus-Varianten. Da könnte vielleicht ein (nicht ganz) neuer Therapie-Ansatz für Beruhigung sorgen: Alt bekannte anti-allergische Nasensprays können womöglich das Ansteckungsrisiko vermindern und Beschwerden lindern. Darauf weisen zumindest die Ergebnisse einer klinischen Phase II-Studie zum möglichen Schutzeffekt durch das Antiallergikum Azelastin hin. Publiziert wurde die Arbeit gerade im Fachjournal JAMA Internal Medicine.

In der doppelblind-randomisierten placebokontrollierten Studie mit 450 gesunden Probanden konnte ein Forscherteam der Universität des Saarlandes zeigen, dass die regelmäßige Anwendung des rezeptfrei verkäuflichen Nasensprays mit dem Antihistaminikum Azelastin das Ansteckungsrisiko mit einer Covid-Infektion gegenüber Placebo signifikant – um zwei Drittel – senkt.

Die Verum-Gruppe (227 Probanden) erhielt 56 Tage lang dreimal pro Tag das anti-allergische Nasenspray, die Kontrollgruppe bekam während dieser Zeit dreimal am Tag eine Placebo-Lösung in die Nase gesprüht. Während dieser Zeit infizierten sich 2,2 Prozent der Azelastin-Gruppe mit dem Covid-Virus, in der Placebo-Gruppe dagegen waren es 6,7 Prozent. Zudem waren in der Verum-Gruppe auch die Verläufe der Infektion weniger schwer und die Probanden hatten sich auch seltener mit Rhinoviren infiziert. Die Forscher führen den Effekt auf eine lokale antivirale Wirkung des Heuschnupfen-Nasensprays zurück, das sich laut Studienleiter Robert Bals auch als Maßnahme zur Vorbeugung von Infektionen eignen könne.

Der Ansatz, durch eine Blockade von Histaminrezeptoren Entzündungen bei viralen Infekten zu lindern, ist nicht ganz neu: Bereits zu Pandemie-Zeiten behandelten Kliniken in der EU und auch in China Patienten mit systemischen Antihistaminika. Mit guten Erfolgen, wie unter anderem die Covid-Patienten (Durchschnittsalter: 47 Jahre) zeigte. Das Risiko einer Hospitalisierung der Patienten konnte deutlich gesenkt werden.

Histamin ist ein Botenstoff, der bei vielen Entzündungen (nicht nur allergisch bedingten) beteiligt ist und dabei hilft, die Immunantwort zu steuern. Er bewirkt unter anderem eine Weitung der Blutgefäße und eine verstärkte Durchblutung. Dass Corona-Viren womöglich auch Histaminrezeptoren zum Andocken an Zellen nützen können, wurde bereits in Laborversuchen gezeigt.

Und was tut man als schlauer Mensch, wenn der Körper von zu viel Histamin geplagt wird? Man hilft ihm beim Abbau des inflammatorischen Botenstoffs und verringert die Entzündung. Zum Beispiel durch die Einnahme von Vitamin C, das für die Bildung des Abbau-Enzyms Diaminoxidase (DAO) zwingend nötig ist und hohe Histaminspiegel senkt. Netter Nebeneffekt: Vitamin C macht auch die Fresszellen des Immunsystems gegen Erreger aller Art mobil. Eine gute Sache in der Hatschi-Saison.

Mehr zum Thema lesen Sie hier: https://www.strunz.com/news/corona-und-der-doppelte-nobelpreis.html


Quellen:
Lehr T, Meiser P, Selzer D, et al. Azelastine Nasal Spray for Prevention of SARS-CoV-2 Infections: A Phase 2 Randomized Clinical Trial. JAMA Intern Med. Published online September 02, 2025. doi:10.1001/jamainternmed.2025.4283

Morán Blanco JI, Alvarenga Bonilla JA, Fremont-Smith P, Villar Gómez de Las Heras K. Antihistamines as an early treatment for Covid-19. Heliyon. 2023 May;9(5

Yu F, Liu X, Ou H, Li X, Liu R, Lv X, Xiao S, Hu M, Liang T, Chen T, Wei X, Zhang Z, Liu S, Liu H, Zhu Y, Liu G, Tu T, Li P, Zhang H, Pan T, Ma X. The histamine receptor H1 acts as an alternative receptor for SARS-CoV-2. mBio. 2024 Aug 14;15(8):e0108824. doi: 10.1128/mbio.01088-24. Epub 2024 Jul 2. PMID: 38953634; PMCID: PMC11324024.


Über die Autorin:


Marion Meiners ist ausgebildete Verlagskauffrau und Journalistin und arbeitete viele Jahre für Zeitschriften als Redakteurin für Gesundheit und Ernährung. Zusammen mit Labor-Professor Hans-Peter Seelig schrieb sie das Buch „Laborwerte klar und verständlich“.
Ihre Begeisterung für Medizinthemen entdeckte sie in frühen Berufsjahren, nachdem ihr eine Verwandte einen Pschyrembel schenkte. Seither heißt ihr digitales „Wohnzimmer“ PubMed und die Faszination für die Ursachen-Fahndung bei Krankheiten sowie die Effekte von Ernährung und Lebensstil auf die Gesundheit hält an.

Das sagt sie über ihre Tätigkeit:

„Alles hängt mit allem zusammen im Körper. Das ist leider in unserer „Schubladen“-Medizin noch nicht so ganz angekommen. Ein Nährstoffmangel kann etwa ebenso fatale Auswirkung auf alle Organsysteme haben wie z.B. ein kranker Zahn. Umgekehrt kann schon eine veränderte Zusammenstellung der Makro-oder Mikronährstoffe in der Ernährung gigantische therapeutische Effekte entfalten. Welche, und wie gut belegt diese sind – darüber möchte ich informieren.“


Das Bild zeigt ein Porträt der News-Autorin Marion Meiners.