Erinnern Sie sich noch? Damals, als Sie ziemlich ungewaschen im Bärenfell des Morgens aus Ihrer Höhle getrampelt sind …? Damals war der MUSKEL der entscheidende Überlebensvorteil. Auch Fortpflanzungsvorteil, wenn Sie sich erinnern: Muskulöse Männer wurden von den Damen präferiert. Denn mit mehr Muskulatur konnte das Männchen damals


  • eher Nahrung herbeischaffen
  • schlagkräftiger vor Feinden verteidigen

Damals. Tempi passati. Könnte man meinen. Heute habe ich da so eher den vollfetten, strubbeligen, Cola-schlürfenden IT-Spezialisten als Bild vor mir. Geniale Typen, welche die Digitalisierung kreativ vorantreiben … ein ganz anderer Höhepunkt des Menschseins …?!

Und dann kam Corona. Hat uns in so vielfältiger Weise aufgeweckt. Da sterben sie plötzlich hinweg, auch die etwas Jüngeren mit den mysteriösen „Vorerkrankungen“. Meist banal Insulinresistenz, zu viel Körperfett. Sterben hinweg wegen der immanenten chronischen Entzündung, dem dadurch leider geschwächten Immunsystem.


IMMUNSYSTEM?


Da kommt Frau Professor B. Pedersen ins Spiel. Direktorin des Kopenhagener Zentrums für Entzündung und Stoffwechsel. Berühmt.


Die uns beigebracht hat, dass der Muskel ein hochaktives Organ ist. Myokine, rätselhafte Botenstoffe ausspuckt. Zu Hunderten. Und so, laut Professor Uhlenbruck, inzwischen über 90, entscheidend werden für das Überleben des Menschen. Besonders des alten Menschen.


Der Muskel also spuckt Wunderhormone aus, wenn er benutzt wird. Bewegt wird. Angestrengt wird. Haben Sie die kleine Gemeinheit mitbekommen…? Der ruhende Muskel tut nämlich gar nix. Dabei steht der Muskel bekanntlich auf zwei Beinen:


  • Im Fitness-Studio wächst er.
  • Beim Joggen im Park übt er.

Und spuckt geheimnisvolle Stoffe aus. Solch ein Wundermolekül heißt


Interleukin-6 (IL-6)


Ein Botenstoff, ein Kurier, der Botschaften von einer Immunzelle zur nächsten trägt. Ohne IL-6 keine Reaktion Ihres Immunsystems! Kein erfolgreicher Kampf gegen Eindringlinge wie Viren, Bakterien, Krebszellen. Hier also CORONA.

Der Hintergrund praktisch jeder Krankheit heißt Entzündung. Wissen Sie ja inzwischen. Und bei Entzündung messen wir grundsätzlich erhöht zwei Stoffe: Genau dieses IL-6, genauso auch den Tumor-Nekrose-Faktor TNF. Und jetzt kommt Frau Prof. Pedersen. Zitat:


„Im angestrengten (nicht überangestrengten) Muskel messen wir viel, viel neu ausgeschüttetes IL-6, aber nur wenig schädlichen TNF. Wir können also unser Immunsystem vermehren, stark machen, auf die Beine stellen und dabei spielt die Hauptrolle der Muskel“.


Für viele neu. Schon immer gewusst haben wir, so sagt sie, dass Muskeln schützen vor Bluthochdruck, Zucker- und Herzkrankheit, also den drei Rachegeistern (!!!) des Wohlstands. Schützen aber auch vor Brust- und Darmkrebs (gewusst? wirklich? der Muskel?). Vor Osteoporose, vor Depression, vor Demenz und Alzheimer. Das, laut Prof. Pedersen, hätten wir „schon lange gewusst“.

Neu heute: Der Muskel spielt auch eine Rolle, möglicherweise die Hauptrolle für ein starkes Immunsystem. Könnte stimmen, wenn ich an die Einleitung denke. Wir alle haben dieses Organ gründlich unterschätzt. Tun wir übrigens auch heute noch.