Ein Großteil der Hippocampus-Pflege findet nachts statt. Diese 7-8 Stunden sind ein immens wichtiger Zeitraum, den jeder für seine Gehirn-Gesundheit nutzen sollte.

Während der Wachphase steht es unter Dauerstress. Ständig müssen Reize verarbeitet werden. In der Nacht ist das Gehirn nicht untätig. Es sortiert um, legt Informationen ab und vor allem reinigt es sich selbst. Seit einigen Jahren kennt man das glymphatische System. Es ist eine Art Selbstreinigungsmechanismus im Gehirn, das dafür zuständig ist, dass Stoffwechselprodukte und Toxine abgebaut werden. Auch schädliche Tau-Proteine.

In einer Studie wurden 15 junge Männer in ihren Zwanzigern zu je zwei Tagen und Nächten in einem Schlaflabor untersucht. In der ersten Studienphase konnten die Probanden wie gewohnt schlafen, in der zweiten Studienphase sollten die Teilnehmer in der zweiten Nacht nicht schlafen.

Die Studienergebnisse zeigten eine signifikant erhöhte Konzentration der schädlichen Tau-Proteine nach bereits einer schlaflosen Nacht. Was macht dann regelmäßiger oder dauerhafter Schlafmangel mit dem Hippocampus?

Wie viel Erholung gönnen Sie Ihrem Gehirn? Sechs Stunden? Sieben Stunden?

Eine Nacht verläuft in fünf Zyklen ca. 90 bis 100 Minuten. Jeder Zyklus ist in fünf Phasen unterteilt:


  • Einschlafphase
  • Leichtschlaf
  • REM-Schlaf
  • Tiefschlaf
  • Aufwachphase

Es kommt nicht nur auf die gesamte Schlafdauer an, sondern auch auf die Qualität. Für die Regeneration des Gehirns ist vor allem der Tiefschlaf wichtig. Dieser sollte bei ca. zwei Stunden pro Nacht liegen. Um die Dauer Ihres Tiefschlafs zu überprüfen, brauchen Sie kein Schlaflabor. Moderne Smart-Watches und der Oura-Ring ® übernehmen die Messung ziemlich genau.

Sollten Sie dauerhaft keinen ausreichenden Tiefschlaf bekommen, dann ist Handeln angesagt, denn Ihr Hippocampus leidet. Und auch der restliche Körper.

Hier sind meine Tipps für die schnelle Wiederherstellung eines gesunden Tiefschlafs:


  • Keine Mahlzeit nach 19 Uhr. Keine. Auch keine Snacks.
  • Kein Alkohol
  • Schlafen Sie in absoluter Dunkelheit.
  • Lassen Sie abends die Finger vom Handy und Rechner, zumindest nicht nach 20 Uhr. Auch Blaulichtfilter helfen hier nur bedingt.
  • Entspannen Sie sich abends, z.B. bei einem guten Buch oder einer Meditation.
  • Nehmen Sie abends 500 mg bis 1000 mg Tryptophan zu sich, wenn Sie keine Psychopharmaka oder Migränemittel (Triptane) nehmen.
  • Natürlich auch 400 mg Magnesium.
  • Nehmen Sie 1 mg bis 3 mg Melatonin unmittelbar vor dem Schlafengehen. Es hilft nicht nur beim Ein- sondern auch beim Durchschlafen. Es ist eines unserer wichtigsten Hormone überhaupt. Nicht nur für den Schlaf. Ich schrieb schon mehrfach darüber.
  • Neben Melatonin hält uns auch der Neurotransmitter GABA im Tiefschlaf, vor allem in der 2. Nachthälfte. Die GABA-Bildung können Sie mit 1 bis 2 g Glutamin unterstützen.

Falls Sie sich nach diesen Tipps zunächst einmal morgens „wie vom Bus überrollt“ fühlen, ist das eine ganz normale Reaktion, die auch einmal bis zu zwei Wochen anhalten kann. Wenn Ihr Gehirn nach Jahren ohne ausreichenden Tiefschlaf plötzlich wieder die Gelegenheit bekommt aufzuräumen, kann es zu solchen „Nebenwirkungen“ kommen. Die vergehen aber nach einiger Zeit.

Nehmen Sie es als positives Zeichen. Denken Sie an Ihren letzten Hausputz, da war es zwischendurch auch chaotisch. Umso schöner ist es, wenn alles dann wieder geordnet und sauber ist.

So ist es auch in Ihrem Gehirn. In Ihrem Hippocampus lichtet sich der Brainfog allmählich. Plötzlich merken Sie sich wieder Termine, Gesichter und Namen.


Quellen:
Nehls, Michael: Lebensweise und Alzheimer, Erfahrungsheilkunde 2017; 66:80-87
www.michael-nehls.de
www.melatoninfacts.org
https://www.gelbe-liste.de/neurologie/alzheimer-schlafmangel-junge-erwachsene#:~:text=Ergebnisse,und%2042%2C%20NfL%20und%20GFAP.


Über die Autorin:


"Kyra Kauffmann, Jahrgang 1971, Mutter zweier kleiner Söhne, Volkswirtin, seit 20 Jahren niedergelassene Heilpraktikerin, Buchautorin, Dozentin, Journalistin und seit 3 Jahren begeisterte Medizinstudentin.

Zur Medizin kam ich durch meine eigene schwere Erkrankung mit Anfang 30, bei der mir seinerzeit kein Arzt wirklich helfen konnte. („Ihre Werte sind alle super – es ist alles rein psychisch!“). Hilfe bekam ich von Heilpraktikern, die zunächst einmal eine wirklich gründliche Labordiagnostik durchgeführt haben, ganz nach dem Vorbild von Dr. Ulrich Strunz. Es war eine neue Welt, die sich mir eröffnete und die Erkenntnisse, haben mich sofort fasziniert (ohnehin bin ich ein Zahlen-Daten-Fakten-Fan und habe nicht umsonst das Studium der VWL gewählt). Die Begeisterung war so groß, dass ich meinen alten Beruf an den Nagel hängte und Heilpraktikerin wurde. Meine Praxis führe ich seit 20 Jahren mit großer Begeisterung und bin – natürlich - auf Labordiagnostik spezialisiert und kann so oft vielen Symptomen auf den Grund gehen. In 2 Jahren hoffentlich dann auch als Ärztin.