Spontan würde man vermuten, dass ja. Wenn sie doch nachweislich im Winter von luftgetrocknetem Karibu-Fleisch, im Sommer von Seehunden und Walen gelebt haben… nun ja. Messen wir lieber. Gemessen hat Heinbecker 1927. Veröffentlicht 1928 (J. Biol. Chem. 80.2, 1928: 461) und der sagt nein.

Das haben Sie schon bei Chris Michalk gelesen. Und mir um die Ohren gehauen: Die Inuit hätten einen RQ von 0,85, also einen Stoffwechsel, der zur Hälfte Zucker und zur Hälfte Fett oxidiert.

    Erinnern Sie sich? RQ 0,7 heißt: Ketose. Nur Fett. RQ 1,0 heißt: Voll Zucker: Nix Ketose.

Das Dumme am Strunz ist, dass er lesen kann. Das nehme ich ja vielen von Ihnen übel. Ich hol mir also die Originalarbeit und lese da spannende 14 Seiten. Tatsächlich fand Heinbecker, dass die Eskimo gar nicht in die Ketose rutschen können, weil sie im Verhältnis zu viel Eiweiß und relativ zu wenig Fett gegessen hätten. Das war’s auch schon.

Und dann wird akribisch das Essen untersucht: „Practically only flesh“. Ein Teil gekocht, meistens roh. Im warmen Wetter (was ist das dort?) war ein Siebtel des Fleisches Fett, im kalten Wetter bis zur Hälfte Fettanteil im Fleisch. Und das scheint eben nicht genügt zu haben. Soweit so gut. Und wo kommt jetzt der RQ von 0,85 her?

Sehen Sie, jetzt wird´s wirklich spannend. Wenn das nur so dastünde. So steht´s natürlich nicht dort. Sondern zitiert werden Messungen an drei Männern. Nur 3! Die werden ein einziges Mal getestet. Und deren RQ war

    0,982… 0,813… 0,810

nach drei Tagen Fasten waren die Zahlen dann 0,64, 0,61 und 0,71.

Das verwirrt. Nach Definition hört die Skala bei 0,7 auf. Heinbecker diskutiert sehr lange diesen Punkt. Betont, dass kein Messfehler vorläge. Und fasst zusammen:

    „Nachdem hier nur ein einziges Mal gemessen wurde, zögert man, zu behaupten, dass diese Zahlen „represent true metabolic quotients“ also den genauen Stoffwechselzustand repräsentieren können.

So klingt das Ganze schon anders. Nix 0,85. Sondern ein ziemliches Durcheinander, aus dem sich allerdings immer wieder herauskristallisiert: In der Ketose waren sie offenbar nicht, die Eskimos. Und Heinbecker erklärt das mit „zu wenig Fett“. Nicht etwa mit „zu viel Kohlenhydraten“. Die werden in der Arbeit mit (generell) 54g täglich angegeben. Wenig genug.

Fazit: Was soll das Ganze? Was geht Sie der Begriff Ketose an? Sie wollen Krebszellen aushungern. Heißt keinen Zucker im Blut. Den hatten die Eskimos auch nicht. Sie wollen keine Entzündungen an der Innenseite der Blutgefäße. Also keine Zucker im Blut. Den hatten die Eskimos nicht. Sie wollen schlank und rank werden. Na, dann machen Sie´s doch wie die Eskimos und essen Sie „practically only flesh“. Der Erfolg ist Ihnen sicher. Aber so richtig verstanden hat das auch Heinbecker nicht. Und der war bestimmt klüger als wir.