Sind konditioniert, erwarten also stets „Hilfe auf Knopfdruck“. Bei Bluthochdruck? Tablette. Blutdruck weg. Ach, wenn Sie wüssten… Bei erhöhtem Cholesterin? Tablette. Cholesterin weg. Ach, wenn Sie wüssten… Bei Depression? Tablette. Depression weg. Ach, wenn Sie wüssten…

Wachen wir eigentlich nie auf? Auch der Mensch wächst langsam. Entwickelt sich langsam. Wie jede Pflanze. Sie können auch nicht einen Blütensamen säen und … auf Knopfdruck jetzt sofort die wunderschöne Blume erwarten. Leuchtet ein.

Aber bei Ihnen… erwarten Sie´s. Stets und immer wieder. Beispiel gefällig?


Ein Kollege. Pathologe. Marathonläufer 3:39h. Achillessehnenproblem. Wird vom Hausarzt auf „no sugar“ gesetzt (und so wenig wie möglich Kohlenhydrate). Bricht nach zwei Wochen ab… Fuß zwar besser… aber Lebensqualität… ohne Nudeln kein Leben!

Argument von ihm: Beim Trainingslauf 2,5 Stunden total leer, schlapp… weil Zucker fehlt. No carb sei ein Blödsinn…“


Hat er recht. Zunächst hat jeder Patient recht. Denn der schildert subjektive Wahrheit. Jetzt kommt der Arzt ins Spiel. In dem Fall der Kollege. Also ich. Und spricht:


Sie haben völlig recht.
Ihr kleiner Fehler: die Knopfdruck-Erwartung.


Und dann hab ich ihm zwei Stories erzählt. Stories? Na, der Mensch möchte unterhalten werden. Und in lockerer Gedanken-Atmosphäre kapiert man vielleicht ein bisschen schneller. Hier geht´s einzig und allein um


die Zeit
Zeitabläufe
Umstellung dauert Zeit


Folgen ein paar alte Geschichten. Darf ich noch einmal?


Alte Geschichten

Da berichtet der Mediziner und Leutnant der 3. US-Kavallerie Schwatka über eine zweijährige Expedition 1881 in der kanadischen Arktis. Er erzählt, dass sie genau wie die begleitenden Inuit gegessen hätten Rentierfleisch, Walrossfleisch und Seehunde. Punkt. Noch einmal: Punkt. Das Ganze zwei Jahre.

Nach 2 WOCHEN anfänglich körperlicher Schwäche seien sie dann außerordentlich leistungsfähig geworden. Sie hätten in den zwei Jahren immerhin 5000 Kilometer zurückgelegt. Und Schwatka schaffte ohne jede Pause 120 Kilometer (in der Kälte! Ohne Asphaltstraße!).


Das war die eine Story. Ketogene Kost also braucht Anpassung. 1-2 Wochen. Da fühlt man sich nicht gut. Stimmt. Aber dann wird man stärker als vorher. Kann man ja, wie Sie wissen, an Ihren Mitochondrien beweisen.


Die zweite Story betrifft den Polarforscher Stefansson, der fast 10 Jahre mit den Inuit zusammengelebt hatte. Darüber ausführlich berichtet hat. Nämlich über die „außerordentliche Ausdauerleistungsfähigkeit und Gesundheit“ dieser Menschen. Deren Ernährung ausschließlich aus „erlegten Tieren und Fischen“ bestand. Konkret etwa 75 – 85% Fett und 15-25% Eiweiß.

Wie gut uns allen das täte (ich weiß, ich weiß), hat uns Prof. Phinney bewiesen. Im Prinzip. Der hat übergewichtigen Probanden die Kohlenhydrate gestrichen. Komplett. Und sie auf’s Laufband gestellt. Tatsächlich war deren Leistungsfähigkeit IN DER ERSTEN WOCHE deutlich reduziert, um anschließend sprunghaft anzusteigen und sich deutlich zu verbessern. Selbstverständlich bei gleichzeitigem Gewichtsverlust.

Bekannt. Bewiesen (J Clin Invest 66:1152,1980).


Umstellung braucht Zeit. Das kann bis zu sechs Wochen dauern (hab ich oft genug gehört). Na und? Was erwarten Sie von Ihrem Körper, Ihrem Stoffwechsel, den Sie jahrzehntelang (hier sollte das Wort dämlich stehen) beleidigt haben? Vergiftet haben? Der schmollt natürlich erst einmal ein paar Wochen.