Die heutige News ("Zur Technik des gekonnten Abservierens" 11.10.2017) hat es ja echt in sich.

Den Themenbereich "Vitaminlüge" kann man ja gut nachvollziehen. Zur Not auch an Hand halbwegs aktueller Studien selbst recherchieren, nachlesen und sich eine eigene Meinung bilden, bzw. die Argumentation von Dr. Strunz nachvollziehen.
Dr. Strunz weiß hier ganz offensichtlich, vovon er spricht.

Der Wechsel zum Thema Verbrennungsmotoren ist dagegen eher ein Fall von "Comedy für Ingenieure":

"[...] Da wird ein Zylinder maximal beschleunigt, abrupt abgestoppt auf null, und dann entgegengesetzt maximal beschleunigt. Und das Millionen Mal. Das soll gesund sein? Für mich kann so etwas nur einem schwerkranken Gehirn entspringen."
Da wird nix abrupt abgestoppt, schon gar kein Zylinder. Allenfalls ein Kolben. In einem Hubkolbenmotor führt der Kolben prinzipbedingt eine Oszillationsbewegung aus. Dabei wird der Kolben von den Totpunkten (oberster und unterster Punkt der Bewegungsumkehr) aus beschleunigt und mit erreichen der anderen Totpunktlage wiedr verzögert (negative Beschleunigung).
Das ist übrigens ganz analog der ozsilierenden Pendelbewegung der Beine beim Laufen. Hat sich das auch ein schwerkrankes Gehirn ausgedacht?
Es ist natürlich auch müßig, bei technischen Prozessen von "gesund" zu sprechen. Derartige Abläufe müssen bei akzeptabler Lebensdauer technisch beherrschbar sein. Das ist bei einem Hubkolbenmotor in dem Kontext (Leistung, Größe, Gewicht, Verbrauch, Schadstoffausstoß, ...), in dem er zum Einsatz kommt i.d.R. der Fall.

"Dann kam Wankel. Der hat das Ganze vernünftig zum Kreiseln gebracht. Hier wird nix mehr hin und her beschleunigt, hier dreht sich’s rund im Kreis. Vernünftig. Dumm für die Autoindustrie. Für VW. Für BMW. Was tut man? Abschießen. Wie macht man das? Dichtung. Dichtung stimmt immer. Jeder Ingenieur weiß: Bei jeder Maschine entscheidet die Dichtung. Gleichzeitig der Schwachpunkt. Selbstverständlich auch bei Wankel.
Also hat man gemunkelt: Die Dichtung. Dass der Ro80 ohne weiteres 80.000 km fuhr, geschenkt. „Dichtung!“ klingt so schön. Hat den Motor abserviert. Gekonnt."
Ein Wankelmotor ist eine Wohltat in Sachen Laufruhe/Laufkultur, sowie Leistung und Größe/Gewicht. Würde man sich von diesem Motor für den Einsatz in KFZ eine Vorteilversprechen, so sicher irgend einer der Internationalen Automobilkonzerne dieses Konzept intensiv weiter verfolgt. Leider ist der Wankelmotor thermodynamisch und mechanisch eine Katastrophe. Zuviel Brennraumwand bezogen auf das Brennraumvolumen (dadruch stärkerer Energie-/Wärmeverlust), ungüstige Brennraumgeometrie (Flammfrontausbreitung, Verbrennung), mechanisch aufwändig bzw. anfällig (ja, das Thema Dichtungen ist in der Tat immer noch nicht befridigend gelöst). Hinzu kommen hoher Verbrauch und schlechte Abgsawerte, die eine Aufwändige Abgeasnachbehandlung erforderlich machen.
Der RO80 war technisch ein echtes High-Light, aber durchaus auch technisch anfällig. 80.000km hört sich gut an, aber ich fahre jetzt mittlerweile den 4. Diesel, der die 250.000km ohne Motorprobleme geschafft hat.
Als modernen Wankel PKW gabt es da ja noch den Mazda RX8 (wurde 2012 eingestellt). Ein tolles Fahrzeug mit guten Fahrleitungen und ausgesprochener Laufruhe; aber nicht unter 10l/100km zu bewegen und mit einem "gesunden" Öldurst.
Für Nieschenanwendungen sicher interessant, im Serien-PKW Bereich nicht konkurenzfähig (Entwicklung, Fertigung, Werkstoffe, Verbrauch, ...).
Hat nichts mit "abserviert" zu tun, sondern mit Wirtschaftlichkeit und Alltagstauglichkeit und konzeptionellen Schwächen.

"Dann kam mein Großvater. Hat den genialen Direkt-Motor erfunden: Kohle wurde gleich in Energie verwandelt."
Den Trick möchte ich doch bitte mal erklärt kriegen. Und um welche Energie handelt es sich dabei? Kohle direkt in Bewegungsenergie??

"Nicht erst verbrannt, Wasser erhitzt, Wasserdampf treibt dann die Turbine, sondern direkt."
Nochmal: Wie??? Das wäre ja schon fast Nobelpreis verdächtig...


"Der Kohlenstaub-Motor. Blöd für die Maschinen-Industrie. Versteht man. Was tut man? „Die Dichtung“. Jeder Motor hat zunächst Dichtungs-Probleme. Dafür gab es ja nun Tausende von Ingenieuren und Millionen von Denkstunden. Beim Otto-Motor. Beim Kohlenstaub-Motor gab es nur meinen Großvater. Allein."
Noch mal zum Verständnis: Der Kohlenstaubmotor war in erster Linie auch ein Hubkolbenmotor, in dem ein Kolben "maximal beschleunigt, abrupt abgestoppt auf null, und dann entgegengesetzt maximal beschleunigt. [...] Für mich kann so etwas nur einem schwerkranken Gehirn entspringen." ...
Als Brennstoff kommt halt kein Benzin, kein Diesel, kein Gas, sondern Kohlenstaub zu Einsatz. Ein fester(!) Brennstoff mit vergleichsweise hohem Ascheanteil (nicht verbrennbare, feste Reststoffe). Man muss kein Ingenieur sein, um einzusehen, dass feste, körnige Substanzen einen nachteiligen Effekt auf aneinander entlang gleitende Oberflächen hat (egal ob oszilierend oder rotierend). Jede Hausfrau weiß, dass es unschöne Kratzer gibt, wenn man einen Topf auf einer sandigen Tischplatte hin und her schiebt. Verschleiß ist also kein Hirngespinst sondern realer Bestandteil von Alltagstechnik. Besonders kritisch wird Verschleiß, wenn er bewegte Dichtungen/Dichtungsflächen betrifft.

Die Motorentechnik von vor 80 Jahren mag da ja noch etwas toleranter gewesen sein, schließlich waren Bauteiltoleranzen, Spaltmaße, Leistungsdichte und Drehzahl auf deutlich niedrigerem Niveau als heute.


"Also starb der Motor, wie gewünscht, und wie ich in Wikipedia (das erste Mal in meinem Leben) nachlesen darf (danke, Forum!) an der Dichtung plus der Abnutzung. Klingt gut. Gekonnt abserviert."
Nein, das klingt vor allem, für einen technisch vorgebildeten Menschen, plausibel und nachvollziehbar.


"Les ich gerade im Görlitzer Boten ca. 1938, dass so ein dummer Kohlenstaub-Motor gerade im Dauerlauf 4.000 Stunden erreicht hat. Zwischenbericht."
Der Görlitzer-Bote? War das damals sowas wie heute der Spiegel? Ok, ok, ich will nicht polemisch werden. Aber mir stellt sich natürlich die Frage nach Größe, Leistung, Drehzahl und Verbrauch des  (stationär betriebenen!) Motors.
Und natürlich nach dem Abschlußbericht. Konnte der Motor seine Drehzahl, Leitung und Verbrauch über die gesamte Laufzeit halten? Wie sah es tatsächlich mit dem Verschleiß aus? Auch die Bevorratung und Zufuhr eines festen Brennstoffs (gerade für mobile Anwendungen) ist alles andere  als trivial.

" Also rechnen wir:

    Wenn 1 Stunde in einem Fahrzeug nur 50 km/h entspricht, dann
    waren das gerade 200.000 km. Im Dauerlauf. Als Zwischenstand."
Da wird unterstellt, dass der Kohlenstaubmotor für den mobilen Einsatz im Fahrzeug mit seinen vielfältigen Betriebszuständen geeignet sei. Völlig aus der Luft gegriffen.



"Noch einmal: Einen Motor, der soeben 200.000km im Dauerbetrieb hinter sich hat abzuservieren wegen „Dichtungs- und Abriebsmängel“: Wie dumm klingt denn das?"
Noch einmal: Der Motor hat eben keine 200.000km im Dauerbetrieb hinter sich. Das zu behaupten klingt ziemlich dumm.

"Drum lesen wir in dem Originalbrief (News vom 17.09.2017) auch davon, diesen Motor erneut zu bauen. Die haben offenbar Wikipedia nicht gelesen."
"Die" (BLR) sind ein nicht mehr existenter Verein, der vor allem durch fragwürdiges Auftreten und diveres Betrügereinen Gelder aquireieren wollte. Wie weit sind "Die" denn mit dem Nachbau des Motors gekommen? Der Brief stammt ja von 1981. Da sollte die Zeit ja wohl gereicht haben, eine so überlegene Motorentechnik wiederzubeleben.
Aber es ist natürlich sehr schön einfach hier jemanden als Underdog und Systemopfer einer technologischen Weltverschwörung darzustellen und technische und wirtschaftliche Begebenheiten zu ignorieren oder in Abrede zu stellen.
Eigentlich ein Wunder, dass Donald Trump und sein Klimaveränderungsleugerverein noch nicht auf den Kohlenstaubmotor aufmerksam geworden sind und damit die USA und ihre Kohleindustrie wieder "Great again" machen.

Wie sicher ist überhaupt die ursprüngliche Nominierung und Auswahl von Rudolf Pawlikowski für einen Nobelpreis (welchen und in welchem Jahr?), den er dann aufgrund der NS-Wirren nicht in Empfang nehmen konnte?
Gibt es anderweitige Aufzeichnungen, z.B. vom Nobell-Komitee? Aufzeichnungen von Rudolf Pawlikowski? Internationale Presse der damaligen Zeit?

In dem Originalbrief heißt es: "konnte jedoch auf Grund eines Verbotes der damaligen Reichsregierung, Nobelpreise entgegenzunehmen, den für ihn vorgesehenen Nobelpreis leider nicht entgegennehmen."
Das bedeut doch, dass der Nobelpreis bereits Rudolf Pawlikowski zuerkannt war und er ihn nur nicht entgegen nehmen konnte. Das Verbot für Reichsdeutsche, einen Nobellpreis anzunehmen ist von 1937. Andere von diesem Verbot betroffene, deutsche Preisträger konnten ihren Nobelpreis jedenfalls nach dem 2.Weltkrieg in Empfang nehmen.
Interessanter Weise ist außer in dem erwähnten Brief der BLR nirgendwo ein Hinweis zu finden, der Rudolf Pawlikowski mit einem Nobelpreis in Zusammenhang bringt. Für gegenteilige Quellen bin aber gerne zu haben.

Bei aller Ehre und Würdigung für den Großvater von Dr. Strunz, drängt sich mir hier doch massiv der Verdacht auf, dass Dr. Strunz bezüglich der Nobellpreisgeschichte einem Schwindel seitends der BLR aufgesessen ist.
Ich würde es bedauern, wenn ich mit dieser Einschätzung Recht behalten würde. Also widerlegt mich; bitte.

 

LG,
Thorsten