Leben ist gefährlich. Das weiß auch Ihre Körperzelle. Dort wird gelebt in den Mitochondrien, in den Kraftwerken. Sauerstoff wird verbraucht, und Energie (ATP) wird erzeugt. Wie gut das funktioniert, und dass es funktioniert, weiß jeder Marathonläufer. Der ja ständig von Experten gewarnt wird. Gewarnt wird vor der Anstrengung. Die sei - eine tolle Lebensphilosophie - grundsätzlich gefährlich. Wenn man sich die warnenden Experten einmal persönlich anguckt oder sie sich in Badehose vorstellt, weiß man, weshalb die warnen. Woher diese merkwürdige Philosophie kommt.

Nur ... ein bisschen haben die recht. Wie so immer. Ein bisschen. Denn immer wenn Sauerstoff verbraucht wird in den Mitochondrien, entstehen Abfallprodukte, entstehen freie Radikale, hier ROS genannt. Und die sind schädlich. Die stören, zerstören die Abläufe in den Mitochondrien, können unsere Kraftwerke im Extremfall funktionsuntüchtig machen.

Dann sind wir tot.

Natürlich hilft sich die Natur. Mit Antioxidantien. Mit Ihnen bekannten Vitaminen, viel stärker aber mit Aminosäuren wie Glutathion. Eine ganze Substanzklasse fängt die gefährlichen ROS ab. Und neutralisiert sie. Hoffentlich

Die Zelle ist damit zufrieden. Wird aber ängstlich dann, wenn sie sich teilt. Wird ängstlich, so wie das jede Mutter mit werdendem Leben im Bauche wird. Vorsichtig. Denkt mehr nach. Der Zelle ist das Risiko zu groß, in der Teilungsphase, wenn sie besonders empfindlich ist, Schäden zu erleiden. Durch freie Radikale. Durch ROS, welches ja unvermeidlich, weil eben gelebt wird, vorhanden ist.

Und hat sich einen eleganten Schutzmechanismus ausgedacht. Genießen Sie doch einmal mit:

Immer wenn die Zelle sich teilt, schaltet sie die Mitochondrien ganz kurz ein bisschen ab. Fährt sie den Sauerstoffverbrauch gegen Null. Damit keine schädlichen freien Radikale entstehen. Muss aber leben. Und hier kommt der geniale, elegante Schutzschalter zum tragen, den uns die Evolution mitgegeben hat:

Werden die Mitochondrien abgeschaltet, wird die nötige Energie einfach in der Zellsuppe, also daneben hergestellt. Ein rudimentärer Mechanismus aus grauer Urzeit. Den die Zelle sich bewahrt hat. Das Dumme ist: Dort wird viel weniger ATP, viel weniger Energie erzeugt. Also muss die Zelle, um dennoch einigermaßen weiterleben zu können, viel mehr Substrat, nämlich Glukose verbrauchen. In diesen kurzen Momenten. Während der Zellteilung.

Kaum ist die Teilung abgeschlossen, atmet die Zelle buchstäblich wieder auf, und verlagert die ATP-Produktion wieder zurück in die Mitochondrien. Verbraucht wieder massiv Sauerstoff. Und der ewig Kampf zwischen freien Radikalen (ROS) und Antioxidantien geht wieder los.

Verstanden? Die Zelle kann umschalten. Von den Mitochondrien in die Zellsuppe. Von der Zuckerverbrennung in die Zuckervergärung. In der Zellsuppe nämlich wird kein Sauerstoff benötigt, werden freien Radikalen - glücklicherweise - nicht erzeugt. In dieser kurzen Phase ist die sich teilende, hochempfindlich gewordene Zelle geschützt.

Wiedererkannt? Die Vergärung von Zucker in der Zellsuppe, also außerhalb der Mitochondrien, nennt man Krebs. Ist das Kennzeichen jeder aggressiven Krebszelle. Oh! Was lernen wir da gerade?

Wir lernen, dass Krebs etwas völlig Normales ist. Wenn Ihre Kraftwerke einmal nicht mehr mögen, wenn Sie sie beleidigen, schädigen, schaltet der Körper einfach den von früher bekannten Schutzschalter an: Holt jetzt die Energie einfach ohne Sauerstoff aus der Zellsuppe. Wenn das ein fester Zustand wird, dann nennen wir das Krebs.

Deshalb, weil die Zelle nur über den Mitochondrien "ordentlich" regiert werden kann. Kontrolliert wird. Nicht aber in der Zellsuppe. Dort ist sie abgekoppelt. Ent-differenziert. Kann machen, was sie will. Krebs.

Fazit: Kümmere Dich um Deine Mitochondrien!!!