Taurin galt als nicht essentielle Aminosäure. Damit relativ uninteressant. Bis Red Bull erfunden wurde. Jede Dose enthält 1g Taurin. Kräftig.

Elegante Lösung eines uralten Problemes: Red Bull wirkt wegen der kräftigen Koffein-Beimengung. Koffein macht in höherer Dosis nervös, beschleunigt den Puls, lässt Sie schwitzen. Unschön.

Taurin verhindert das. Muss man erst mal drauf kommen.

Taurin entsteht im Körper aus Cystein, das wiederum aus Methionin. Methionin haben die meisten von Ihnen zu wenig. Sinkt bei jeder Virusabwehr. Deswegen auch die oft recht tiefen Taurin-Spiegel.

Na und?

Laut Literatur freilich beschleunigt Taurin die Fettverbrennung. Angeblich um den Faktor 4. Das wäre natürlich kräftig und wünschenswert. Und laut Literatur erhöht Taurin die muskuläre Ausdauer. Beim Joggen natürlich erwünscht. Soweit mein Wissensstand, bis ER kam. Kuklinski. Wohl der klügste Molekularmediziner Deutschlands. Ein wandelndes Lexikon.


Kuklinski fiel auf, dass Menschen, die lange Zeit Säureblocker einnehmen (gibt es sehr viele!) grundsätzlich wenig Vitamin B12 und Taurin im Blut aufwiesen. So wurde Taurin interessant.


Also hat er sich grundlegend mit dieser nicht essentiellen Aminosäure beschäftigt. Was jetzt folgt, ist SEIN Wissensstand. Den ich versuche, verkürzt, hoffentlich noch verständlich, weiterzugeben:


  • Taurin ist die häufigste Aminosäure in der Netzhaut. Der Retina. Es schützt dort die Ganglienzellen. Sollte also eingesetzt werden bei

  • diabetischer Retinopathie
  • Glaukom, Schäden des opticus
  • Ablösung der Retina
  • Makuladegeneration (4 Lit-Angaben).

  • Taurin regelt die Osmose, die Durchlässigkeit der Zellmembran. Kann daher hilfreich sein bei Ödemneigung oder Lipödemen (etwas ganz vertracktes).
  • Taurin ist ein wichtiger Kalzium-Fänger in den Mitochondrien. Besonders im Herzen. Also sollte bei Extrasystolen, bei zu schnellem Puls, bei Blutdruckanstiegen, die in der Regel Folgen eines ATP-Mangels (Energie!) sind, auch Taurin gegeben werden (neben Kalium, Magnesium, Glutamin).
  • Längst bekannt war, dass bei der Herzinsuffizienz (ATP-Mangel), aber auch bei Kardiomyopathien Taurin, 1 bis 2g täglich, hilfreich ist.
  • Karpaltunnelsyndrom, eine Schwellung der Unterarmnerven, ausgesprochen schmerzhaft: Diese Neuropathie kann auch mit Taurin, neben Vitamin B1, Alpha-Liponsäure, Q10 erfolgreich gelindert werden. 
  • Taurin sei „schnell, sicher und effektiv“ bei Migräne. Rechtzeitig 1g (besser noch: 3g) ausprobieren.
  • Taurin verbessert beim Diabetiker die Glukose-Toleranz, die Insulin-Sekretion und ist so hilfreich bei der Fettverbrennung.
  • Bei Angstzuständen, Übererregung im Gehirn aktiviert Taurin die Aktivität der GABA-Rezeptoren. Beruhigt also.
  • Bei Autoimmun-Krankheiten wie z.B. Rheuma, MS, Hashimoto senkt Taurin die Antikörper-Synthese (ganz neu, etwas besonders verheißungsvolles in Biotechnol Lett 40 (2018) 1487).
  • Taurin wirkt bei Krebserkrankung „antiproliferativ“ und aktiviert den Selbstmord der Tumorzellen (gesteigerte p53-Bildung). Sie wissen schon: Das Tumorsupressor-Gen.
  • Als Ursache von MS werden – ganz neu – winzige Risse in der Zellmembran der Nerven und Umhüllung diskutiert. Durch diese Risse dringt Kalzium ein, die Zellen schwellen an und sterben ab. Nachdem Taurin ein Kalzium-Fänger ist, wird – ganz neu – bei MS 1-2g Taurin pro Tag empfohlen. Ich (Strunz) würde natürlich 3-5g probieren.

Und so geht das weiter. Kuklinski ist, wie gewohnt, unermüdlich. All die obigen Behauptungen sind belegt durch Literatur-Angaben.

Also rückt Taurin jetzt verstärkt auch in den Fokus meiner Aufmerksamkeit.


Weil nicht essentiell, allenfalls halb-essentiell, war Taurin bei mir bisher nicht so wichtig. Auch weil – haben Sie das gewusst? – Taurin nicht bei der Eiweißneubildung nötig ist. Ausdrücklich nicht.


Taurin wird also als eigenständiger Heilfaktor betrachtet.

PS: Hübsche Bemerkung beim Thema Taurin und Makuladegeneration: „Produzenten für Katzenfutter wissen das, Augenärzte nicht“. Zur Katze siehe News vom 26.06.2006

Quelle: OM & Ernährung 2019, Nr. 166 F 26