Behauptet soeben die gesamte deutsche Presse. Allen voran Focus. Und nicht etwa mit einem Augenzwinkern, sondern todernst. Und Sie schreiben mir derzeit böse Briefe: Dr. Strunz, weshalb haben Sie uns das nicht gesagt? Weshalb haben Sie uns das verschwiegen?

Die Rede ist von einer neuen Vitaminstudie. Veröffentlicht in Arch Int Med 2011;171(18). Welche von der deutschen Presse übersetzt wird mit:

Vitamin-Tabletten verkürzen das Leben

Tatsächlich aber sagen die Studienautoren nicht mehr und nicht weniger als "may be associated". Heißt übersetzt "mag sein". Mag aber auch nicht sein. Heißt übersetzt "assoziiert". Ein statistischer Begriff: Im Frühjahr gibt es mehr Kinder. Im Frühjahr gibt es mehr Störche. Also sind Störche und Kinder assoziiert. In der Sprache von Focus: Kinder werden von den Störchen gebracht.

Dümmer geht's nümmer. Richtig schlimm wird es, wenn man die Studie wirklich mal liest. Tut natürlich niemand. Da wurde per Fragebogen bei 40.000 Frauen drei mal in 18 Jahren nach dem Vitaminkonsum gefragt. In der Vitamingruppe war die Sterblichkeit um 2,4% erhöht.

Diese wachsweiche Beziehung wird korrekt von den Forschern beschrieben mit "May be associated" Nicht mehr. Dass deutsche Journalisten daraus den frühen Tod konstruieren ...

Interessant, dass Folsäure genannt wird. Folsäure soll das Leben verkürzen. Müsste man den Amerikanern und Kanadiern sagen. Die Folsäure jeden Tag im Mehl zugeführt bekommen. Müsste man den deutschen Frauenärzten sagen. Die jeder Schwangeren Folsäure geben.

Interessant auch, dass Magnesium auf einmal das Leben verkürzt. Müsste man all den Kardiologen sagen, die Magnesium gegen Herzrhythmusstörungen, müsste man all den Sportärzten sagen, die Magnesium gegen Muskelkrämpfe verschreiben. Tödlich!

Interessant, dass Eisen das Leben verkürzt. Müsste man der Eisenambulanz in der Hamburger Uni mitteilen. Die ja bei jedem 13-14-jährigen einen Eisenmangel feststellt. Und selbstverständlich behandelt. Tödlich!

Hochinteressant, dass Kalzium das Gegenteil bewirkt: Kalzium verlängert das Leben. Die Autoren dieser Studie sind darüber sehr verstört. Denn soeben hatten doch mehrere Studien genau das Gegenteil erbracht (in contrast to the findings of many studies ...). Können die sich auch nicht erklären.

Da bin ich mit den Autoren mal nicht einig. Ich kann mir ihre "may be associated"-Studie genau erklären:

In der Vitamingruppe wurden doppelt so viel künstliche Hormone geschluckt. Von 65-75-jährigen! Das diese Hormone Krebs erzeugen, ist in den USA seit Jahren Allgemeinwissen.

Im übrigen siehe News vom 11.03.2010. Nur als Beispiel.