LDL-Cholesterin ist böse. Werte über 80 mg/dL gelten als gesundheitsschädlich, besonders für das Herz-Kreislauf-System. Statine werden zur Senkung des LDL-Cholesterinspiegels eingesetzt. Dieser Sachverhalt ist fast schon Allgemeinwissen. Nur, stimmt das überhaupt?


Ist LDL-Cholesterin wirklich böse?


Es ist kaum zu glauben, aber eindeutige Studien gibt es dazu nicht. Wirklich logisch ist die Einordnung als böse aus biochemischer Sicht ebenfalls nicht. Der Körper benötigt LDL-Cholesterin für viele verschiedene Abläufe. Aus ihm werden Hormone gebildet wie beispielsweise Sexualhormone oder Vitamin D. LDL-Cholesterin ist für das Immunsystem essenziell und für die Bildung von Zellmembranen unerlässlich.


LDL-Cholesterin befindet sich in Plaque – nur ist es deshalb böse?


Ablagerungen in den Arterien, sogenannter Plaque, die zur Arteriosklerose führen, enthalten LDL-Cholesterin. Nur weiß man bis heute nicht genau, wie dieser Plaque überhaupt entsteht. Das ist fast unvorstellbar, oder? Klar ist jedoch, dass Arteriosklerose mit Entzündungsreaktionen in den Arterien einhergeht. Nur weil sich LDL-Cholesterin in Plaque befindet, muss es daher aber noch lange nicht böse sein.


Die Studienlage: Cholesterinsenker reduzieren das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen


Hegt man Zweifel am bösen LDL-Cholesterin verweisen die Befürworter dieser Theorie oft auf Studien, in denen festgestellt wurde, dass Statine das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen senken. Fragt sich nur, warum sie es senken. Weil der Cholesterinspiegel reduziert wird? Oder weil sie entzündungshemmende Eigenschaften haben? Zur Erinnerung: Plaque sind Entzündungsreaktionen in den Arterien.


Erstmals untersucht: Zusammenhang zwischen LDL-Cholesterin und allgemeiner Sterblichkeit


Laut der Autoren einer Studie aus Südkorea wurde der Zusammenhang zwischen LDL-Cholesterinwerten und der allgemeinen Sterblichkeit noch nie untersucht. Sie schlossen diese Wissenslücke und veröffentlichten ihre Ergebnisse 2019. An der Studie nahmen 347.971 Personen teil. Im Durchschnitt waren sie zum Studienbeginn 39,6 Jahre alt. 57,4 Prozent der Teilnehmer waren Männer. Die Untersuchungen lief über einen Zeitraum von durchschnittlich fünf Jahren. Anhand ihres LDL-Cholesterinwertes wurden die Probanden in fünf Gruppen eingeteilt (<70, 70–99, 100–129, 130–159, ≥160 mg/dL). Keiner der Probanden nahm Cholesterinsenker.


Niedrigste Cholesterinwerte – höchste Sterblichkeit


Besonders viele Probanden mit sehr niedrigen Cholesterinwerten starben an Krebs. Selbst das Auftreten von Herz-Kreislauf-Erkrankungen war in dieser Gruppe höher als bei Probanden mit höheren LDL-Cholesterinwerten. Die niedrigste Sterblichkeit wurde in der Gruppe der Personen verzeichnet, die einen LDL-Cholesterinwert von 100–129 mg/dL hatten. Zur Erinnerung: Ab 80 mg/dL werden normalerweise Statine verschrieben! Bei Werten von über 130 mg/dL nahm die Sterblichkeit wieder zu.

Quelle: Sung KC, Huh JH, Ryu S, et al. Low Levels of Low-Density Lipoprotein Cholesterol and Mortality Outcomes in Non-Statin Users. J Clin Med. 2019;8(10):1571.


Über die Autorin:


"Dr. Kristina Jacoby arbeitet seit 2014 Dr. U. Strunz bei der Erstellung seiner Bücher zu. Besonders fasziniert ist sie von den physiologischen Abläufen im Organismus sowie den Möglichkeiten diese mit Lebensstilveränderungen positiv zu beeinflussen.
Physiologie und Genetik waren ihre Schwerpunkte in ihrem Biologie-Studium, welches sie 2002 abschloss. Von 2004 bis 2010 studierte und promovierte sie an der Deutschen Sporthochschule Köln. Seit 2008 beschäftigt sie sich intensiv mit Meditation und praktiziert täglich.

Das sagt sie selbst zu Ihrer Tätigkeit:

„Jede Krankheit basiert auf Schieflagen im Organismus, die man aufspüren und verändern kann. Davon bin ich überzeugt. Mittlerweile gibt es etliche wissenschaftliche Veröffentlichungen, die das bestätigen. Leider ist das Wissen noch nicht in den Arztpraxen angekommen. Daher möchte ich dazu beitragen, dass möglichst viele Menschen von diesen Möglichkeiten der Heilung erfahren und in die Lage versetzt werden, sie umzusetzen.“"