Gast News Nr. 79 von Ulrich Strunz jun.

Meditation ist kostenlos, zum Glück. Meditieren bedeutet sein Gehirn zu trainieren. Ein paar simple Übungsbeispiele oder „Mini-Meditationen“ helfen hier einzusteigen (siehe „Meditation mit offenen Augen“).

Und was nutzt es uns, zu meditieren?

Im präfrontalen Kortex unseres Gehirns, gleich hinter der Stirn, werden Handlungen geplant, gesteuert und deren Konsequenzen bedacht. Je aktiver dieser Bereich ist, umso überlegter und konsequenter wird gehandelt und Probleme gelöst. Man spart also Zeit!

Die Neurowissenschaftlerin und Diplom-Psychologin Dr. Britta Hölzel untersuchte am Bender Institute of Neuroimaging der Universität Gießen und an der Harvard Medical School in Boston, USA, die neuronalen Veränderungen im Gehirn durch Meditation. Gemeinsam mit Kollegen wies sie nach, dass Menschen, die regelmäßig meditieren, eine höhere Aktivität im präfrontalen Kortex haben.

Mit anderen Worten, ein Gehirn das meditiert, welches trainiert wird, schmeißt unnötigen Entscheidungsballast von sich. Das macht man automatisch, ohne dass man es selbst groß bemerkt.

Spätestens dann bekommt man Appetit auf mehr. Die Höchstform der angewandten Meditation ist der Flow. Also nicht das punktuelle Setzen des Fokus auf Atmung, Schritte oder Gedanken. Flow ist der „Fließende Fokus“ indem wir selbst schwimmen. Unsere Arbeit erledigen können

 

ohne einen einzigen „Fehler“ zu machen. Höchsteffizient.

 

Dazu besucht man seinen guten Ort (siehe „Meditation mit offenen Augen“), und hat den Tag entsprechend geplant. Der Besuch des guten Orts hat jetzt oberste Priorität. Alle anderen Aufgaben sind delegiert, erledigt oder auf später eingeplant. Das muss kommuniziert worden sein. Dass Sie jetzt planen „im Flow zu arbeiten“ behalten Sie lieber für sich, es ist zu wertvoll.

Um „in den Flow einzusteigen“ hilft Routine. Immer die gleichen Arbeitsmaterialen benutzen. Den gleichen Stift, den gleichen Block, die gleiche Software auf dem Laptop. Am besten man schafft in sich selbst ein Gefühl der ewigen Wiederkehr, also metaphorische Routine. Wenn ich in den Flow einsteige ist in mir ein kreisendes Rad, ein Gefühl das schwingend-kreisend vor-sich-her-summt. Dieses Gefühl verstärke ich, indem ich es als silbernen Ring visualisiere, der im perfekten Gleichgewicht nach Belieben schnell wie ein Autoreifen kreist. „Wackelt“ der Ring chaotisch, weiß ich, dass ich nicht konzentriert bin. Es gelingt eben nicht immer.

Eine gute Möglichkeit zu bemerken, dass man in den Fluss eintaucht: man erschrickt nicht, wenn dem Kellner im Café ein Tablett umfällt oder plötzlich Sirenen hinter dem offenen Fenster zu hören sind. Man erschrickt dann auch nach dem „Flow-Workout“ nicht.

Es ist nicht so, dass Ihr Körper im Flow nicht in eine Hab-Acht Stellung kommen könnte oder emotionslos wird. Es ist nur fast so, als ob der Körper sehr viel schneller richtig reagiert, z.B. echte von falscher Gefahr unterscheiden könne. Oder als ob der Körper schon damit gerechnet hatte. Und genau das ist der Flow. Süchtig-machender, fließender Fokus, völlig ohne Sorge. Manche nennen das „die Höchstleistung“. Ab heute machbar, und ja, nicht ohne Übung.

 

Quelle: “Arsch hoch beginnt im Kopf“