Doch, doch. Ganz neu. Bewiesen. An Mäusen. Freilich mit einem raffinierten Umweg: Der Süßstoff würde die Darmflora verändern und würde solche Bakterien wachsen lassen, die Insulinresistenz und schlussendlich Diabetes erzeugen würden. Also?

Süßstoff macht Diabetes.

Tja. Schon einmal den Begriff „Schrott-Studie“ gehört? Übertragen auf die normalen Medien hieße das „Lügenpresse“. Kommt mir alles so bekannt vor. Na, dann wollen wir mal:

  • Drei Gruppen zu je 20 Mäuse, 11 Wochen lang studiert. Was finden wir in der Arbeit? Die Dosis Süßstoff und die Essensmenge wurde nur von je 4 aus 20 Mäusen berichtet. Und das wiederum nur 3 Tage von 11 Wochen. Den Rest sollen wir uns also frei ausmalen?
  • Gegeben wurde Süßstoff mit bis zu 1000-facher Überdosis. Uralter Trick: Gib etwas Harmloses wie Zucker oder Salz in 1000-facher Überdosis und du kriegst ein Resultat. 
  • Der eigentliche Witz: Soweit mitgeteilt, aßen die „süßstoffvergifteten“ Mäuse 50% weniger ihrer Normalkost. Diese enthält Ballaststoffe, Fasern, Eiweiß, Fett, und eine Menge anderer Komponenten, von denen längst bewiesen war, dass sie die Darmflora und damit den glykämischen Index beeinflussen.
  • Und zwar positiv beeinflussen. Jetzt haben die nur noch 50% gegessen, also kam ein relativer negativer Effekt heraus. Und den verkauft man uns dann als: Süßstoff macht Diabetes.
  • Kommen noch so kleine Tricks hinzu: Drei Süßstoffe wurden in 3 Mäusegruppen zu je 20 getestet. Weil da nix bei rauskam, hat man alle 60 Mäuse zusammengefasst und alle drei Süßstoffe zu einem Süßstoff zusammengefasst.
  • Und darunter war auch Saccharin. Von Saccharin war ein Effekt auf die Darmflora längst bekannt. Denn genau aus diesem Grund hat man eine Höchstdosis etabliert. Dieser eine Stoff, künstlich für die Statistik vermischt mit den andern Stoffen, ergab dann irgendein Ergebnis. Ei gucke da.

Wir haben wieder einmal gelernt, was eine Schrottstudie ist. Oder wie man sich wichtigmacht. Oder wie man Papier beschreibt. Oder wie man arme Mäuse für nichts umbringt.

Quelle: Nature 514, 9./10.2014, 181-186

Kommentar von Bernadene Magnuson