Der Tod. Was sonst. Der einzig verlässliche Parameter in der Medizin. Über Symptome kann man diskutieren. Therapien, Wunderheilungen kann man statistisch wunderschön manipulieren. Wissen Sie alle. An den astronomischen Zahlen der täglichen Infektionsrate an Corona zweifelt jeder denkende Mensch.


Jeder Physiker, jeder Ingenieur lernt bei sogenannten Fakten (Infektionszahlen) nach der Messmethode zu fragen. Nun…. im Falle Corona ist es der PCR-Test. Darüber kann man nachlesen und staunen.


Aber eines lässt sich nicht manipulieren: Die Anzahl der Toten. Doch halt…. Auch hier scheint es Unsicherheiten zu geben: Wir alle kennen die Unterscheidung zwischen „mit Corona“ und „an Corona“. Als Arzt im Krankenhaus weiß man hier Bescheid.


Was bleibt uns dann? Gibt es überhaupt Sicherheit bei diesem Thema?


Doch, gibt es. Nämlich das Statistische Bundesamt. Das uns jetzt, Ende Januar, die Anzahl der in Deutschland Verstorbenen mitteilen kann. Und da finden Sie folgende Auflistung (gilt übrigens auch für Österreich, Italien, Schweden. Gleicher Trend):


Sterblichkeit in Deutschland


2016
2017
2018
2019
2020
910.899
932.263
954.874
939.520
982.489


Da haben wir´s schwarz auf weiß: Im Jahre 2020 wurde mehr gestorben als in allen vorhergehenden Jahren. Die Behauptung einer Übersterblichkeit durch Corona ist nicht wegzudiskutieren. Vergleicht man 2020 mit dem schlimmen Grippejahr 2018 (Sie erinnern sich? Damals waren 25.100 Grippe-Tote berichtet worden) ...


... geht der Ärger schon wieder los: Die waren überhaupt nicht gezählt. Gemeldet wurden dem RKI knapp 10.000. Und das RKI haben dann extrapoliert, die Zahl der wirklich Grippe-Toten geschätzt auf diese ominösen 25.100. Tja.


Wenn wir dennoch das Jahr 2018 als schlimmes Virusjahr zum Bezugspunkt nehmen, sind also 2020, im Corona-Jahr


27.615 Menschen


mehr gestorben. Also 2,9 % mehr als 2018. Schlimm.

Doch halt: Wieso wählen wir die Toten 2018 zum Bezugspunkt? Sollten wir nicht die deutsche Gesamtbevölkerung als 100% ansehen? Denn wir alle, wir 100% sind ja vom Lockdown unmittelbar betroffen. Seit Monaten. Hoffentlich nicht noch Jahre ….

Bezogen auf die Gesamtbevölkerung sind die (vielleicht Corona-) mehr Toten 2020 gerade mal 0,33 ‰. Noch einmal: Promille.

Das hat die Vorsitzende des Europäischen Ethikrates, Frau Prof. Dr. Chr. Woopen zu der Bemerkung veranlasst (Interview SPIEGEL, Jan. 2021):


„Im Moment werden 100% der Bevölkerung enorme Freiheitseinbußen zugemutet, damit weniger als 1% andere nicht anstecken. Das ist nicht effizient“.


Nun ja: Es waren 0,33 ‰ mehr Tote. Derentwegen Deutschland ... massiv gedrosselt wurde.

Soweit so gut. Jetzt gibt es zwei übliche Argumente, die Sie natürlich kennen:


  • Zum Glück nur 0,33 ‰. Dass das nicht mehr sind, verdanken wir dem beherzten Eingreifen von Frau Dr. Merkel, Herrn Söder und Co. Dank dafür!

  • Die 0,33 ‰ mehr Tote 2020 sind in erster Linie die über 80-Jährigen in den Altersheimen, die nicht mehr besucht wurden. Völlig isoliert wurden. Und einfach nicht mehr wollten, aufgegeben haben. Oder sind die Tausende von Herzinfarkten, Schlaganfällen, die nicht ins Krankenhaus eingeliefert wurden, sondern zu Hause – ohne die Möglichkeiten des Krankenhauses – vorzeitig verstorben sind.

Sie sehen, beim Thema Corona lässt sich alles drehen und wenden. Mir bleibt eine objektive Zahl im Gedächtnis hängen: 0,33 Promille.


PS: Ausschließlich für kritische Ingenieure!

Sie könnten monieren, dass ich als Vergleichsjahr 2018, das Grippejahr mit einer ungewöhnlich hohen Todesrate herangezogen habe. Da haben Sie Recht. Nur ändert das nichts am Tenor der Aussage:


Vergleichen wir ruhig mit dem “normalen“ Vorjahr 2019. Dann ergibt sich für 2020 tatsächlich ein höherer Todesratenzuwachs. Nur:


Statistik ist so eine Sache. Kommt also das statistische Bundesamt und erzählt uns, dass aufgrund von steigender Lebenserwartung und veränderter Altersstruktur für 2020 sowieso eine 1-2% höhere Sterblichkeit zu erwarten gewesen wäre. Nehmen wir 1,5%: Dann ergibt der Vergleich 2019/2020 30.078 zusätzliche Tote.


Sie sehen: Die von mir angenommene Zahl ist doch recht ähnlich. Kommt hinzu: Das RKI hatte zum 31.12.2020 die Anzahl der an/ mit Coronatoten angegeben mit 33.071.


Alles die gleiche Größenordnung. Fazit: Es bleibt bei weniger als 1 Promille. Frau Prof. Dr. Woopen hat im Kerne recht.


PS 2: Diese Anmerkung hat mir viele mehr oder weniger ärgerliche kritische mails erspart. Solche Debatten können Sie übrigens sehr anregend im Forum verfolgen. Motto: Herr Lehrer, ich weiß auch was … Mich freut das. Corona rüttelt immer mehr von Ihnen wach.